Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Geistlichen Stande.
mus in vntengemelter Praefation gar denckwürdig also: Quid alienius a mysteriis
Prophetarum, quam Eunuchus ille Candaces Reginae, in Regia nutritus muliebri-
bus obsequiis, denique AEthiops, qua gente vix ulla effoeminatior: tamen dum, ut
delicatus curru vehitur, legit Esaiam de Christo vaticinantem. Non intelligebat
scripturae sensum homo profanus & idiota, & tamen quoniam pio studio legebat,
subito mittitur illi Philippus interpres: vertitur Eunuchus in virum, tingitur aqua,
& ater AEthiops niveo agni immaculati vellere induitur, subitoque ex mancipio
profanae Reginae, fit servus Jesu Christi.
Wie nun GOtt diesem Cammerer das
Verständnuß geöffnet da er die Schrifft gelesen/ also wird ers gewiß andern auch
nicht versagen.

Deß Herrn Christi Befehl ist gemein/ vnd gebeuth er ohn vnterschied/ for-
schet in der Schrifft/ denn sie ist die von mir zeuget was allen Menschen zur Lehr/
Trost vnd Warnunge in der H. Göttlichen Schrifft offenbahret vnnd verzeichnet
warumb solten solches auch nicht alle Leuthe lesen vnd betrachten. Confer D. Ger-
hard in Aphorism. Theolog. cap. 2. Aphorisin.
43. Eben dasselbe Wort Gottes
das in der Bibel verzeichnet vnd auffgeschrieben/ haben Moses/ die Propheten/
Christus selber vnd die Apostel/ allen Menschen ohne vnterschied Geistlichen oder
Weltlichen Standes vorgehalten vnd geprediget. So nun allen Menschen gegön-
net vnd seynd sie alle tüchtig gehalten das Wort Gottes/ so hernacher beschrieben/
anzuhören/ warumb solten sie dann auch nicht alle dasselbe zulesen verstattet vnnd
zugelassen werden.

Dahin ziehlet auch jtzt gemelter vortrefflicher Theologus Erasmus Roter-
dam.
in seiner Praefat. ad Lect. in paraphras. Evangel. Matth. wann er setzet: Certe
scripturarum suarum penum nulli pio claudit Christus, etiamsi subulcus esset, qui
quondam pastoribus impartiit spiritum Propheticum, in hujus igitur libris versen-
tur omnes, qui venantur Christianam Philosophiam. Si succedit, age gratias Deo:
sin minus, ne abiice animum protinus, quaere, pete, pulsa. Quaerenti continget ut
inveniat, petenti dabitur pulsanti aperiat is qui habet clavem &c. Et in sequenti-
bus: Cupit Christus Philosophiam suam quamlatissime propagari. Pro omnibus
mortuus est, ab omnibus cognosci desiderat. Ad id conducet, ut
illius libri vertantur in omnes omnium gentium lin-
guas &c.

AXIO-
G

Von dem Geiſtlichen Stande.
mus in vntengemelter Præfation gar denckwürdig alſo: Quid alienius à myſteriis
Prophetarum, quam Eunuchus ille Candaces Reginæ, in Regia nutritus muliebri-
bus obſequiis, deniq́ue Æthiops, qua gente vix ulla effœminatior: tamen dum, ut
delicatus curru vehitur, legit Eſaiam de Chriſto vaticinantem. Non intelligebat
ſcripturæ ſenſum homo profanus & idiota, & tamen quoniam pio ſtudio legebat,
ſubitò mittitur illi Philippus interpres: vertitur Eunuchus in virum, tingitur aqua,
& ater Æthiops niveo agni immaculati vellere induitur, ſubitoq́ue ex mancipio
profanæ Reginæ, fit ſervus Jeſu Chriſti.
Wie nun GOtt dieſem Cammerer das
Verſtaͤndnuß geoͤffnet da er die Schrifft geleſen/ alſo wird ers gewiß andern auch
nicht verſagen.

Deß Herꝛn Chriſti Befehl iſt gemein/ vnd gebeuth er ohn vnterſchied/ for-
ſchet in der Schrifft/ denn ſie iſt die von mir zeuget was allen Menſchen zur Lehr/
Troſt vnd Warnunge in der H. Goͤttlichen Schrifft offenbahret vnnd verzeichnet
warumb ſolten ſolches auch nicht alle Leuthe leſen vnd betrachten. Confer D. Ger-
hard in Aphoriſm. Theolog. cap. 2. Aphoriſin.
43. Eben daſſelbe Wort Gottes
das in der Bibel verzeichnet vnd auffgeſchrieben/ haben Moſes/ die Propheten/
Chriſtus ſelber vnd die Apoſtel/ allen Menſchen ohne vnterſchied Geiſtlichen oder
Weltlichen Standes vorgehalten vnd geprediget. So nun allen Menſchen gegoͤn-
net vnd ſeynd ſie alle tuͤchtig gehalten das Wort Gottes/ ſo hernacher beſchrieben/
anzuhoͤren/ warumb ſolten ſie dann auch nicht alle daſſelbe zuleſen verſtattet vnnd
zugelaſſen werden.

Dahin ziehlet auch jtzt gemelter vortrefflicher Theologus Eraſmus Roter-
dam.
in ſeiner Præfat. ad Lect. in paraphras. Evangel. Matth. wann er ſetzet: Certè
ſcripturarum ſuarum penum nulli pio claudit Chriſtus, etiamſi ſubulcus eſſet, qui
quondam paſtoribus impartiit ſpiritum Propheticum, in hujus igitur libris verſen-
tur omnes, qui venantur Chriſtianam Philoſophiam. Si ſuccedit, age gratias Deo:
ſin minus, ne abiice animum protinus, quære, pete, pulſa. Quærenti continget ut
inveniat, petenti dabitur pulſanti aperiat is qui habet clavem &c. Et in ſequenti-
bus: Cupit Chriſtus Philoſophiam ſuam quamlatiſſimè propagari. Pro omnibus
mortuus eſt, ab omnibus cognoſci deſiderat. Ad id conducet, ut
illius libri vertantur in omnes omnium gentium lin-
guas &c.

AXIO-
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Gei&#x017F;tlichen Stande.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">mus</hi> in vntengemelter <hi rendition="#aq">Præfation</hi> gar denckwürdig al&#x017F;o: <hi rendition="#aq">Quid alienius à my&#x017F;teriis<lb/>
Prophetarum, quam Eunuchus ille Candaces Reginæ, in Regia nutritus muliebri-<lb/>
bus ob&#x017F;equiis, deniq&#x0301;ue Æthiops, qua gente vix ulla eff&#x0153;minatior: tamen dum, ut<lb/>
delicatus curru vehitur, legit E&#x017F;aiam de Chri&#x017F;to vaticinantem. Non intelligebat<lb/>
&#x017F;cripturæ &#x017F;en&#x017F;um homo profanus &amp; idiota, &amp; tamen quoniam pio &#x017F;tudio legebat,<lb/>
&#x017F;ubitò mittitur illi Philippus interpres: vertitur Eunuchus in virum, tingitur aqua,<lb/>
&amp; ater Æthiops niveo agni immaculati vellere induitur, &#x017F;ubitoq&#x0301;ue ex mancipio<lb/>
profanæ Reginæ, fit &#x017F;ervus Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti.</hi> Wie nun GOtt die&#x017F;em Cammerer das<lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;ndnuß geo&#x0364;ffnet da er die Schrifft gele&#x017F;en/ al&#x017F;o wird ers gewiß andern auch<lb/>
nicht ver&#x017F;agen.</p><lb/>
            <p>Deß Her&#xA75B;n Chri&#x017F;ti Befehl i&#x017F;t gemein/ vnd gebeuth er ohn vnter&#x017F;chied/ for-<lb/>
&#x017F;chet in der Schrifft/ denn &#x017F;ie i&#x017F;t die von mir zeuget was allen Men&#x017F;chen zur Lehr/<lb/>
Tro&#x017F;t vnd Warnunge in der H. Go&#x0364;ttlichen Schrifft offenbahret vnnd verzeichnet<lb/>
warumb &#x017F;olten &#x017F;olches auch nicht alle Leuthe le&#x017F;en vnd betrachten. <hi rendition="#aq">Confer D. Ger-<lb/>
hard in Aphori&#x017F;m. Theolog. cap. 2. Aphori&#x017F;in.</hi> 43. Eben da&#x017F;&#x017F;elbe Wort Gottes<lb/>
das in der Bibel verzeichnet vnd auffge&#x017F;chrieben/ haben Mo&#x017F;es/ die Propheten/<lb/>
Chri&#x017F;tus &#x017F;elber vnd die Apo&#x017F;tel/ allen Men&#x017F;chen ohne vnter&#x017F;chied Gei&#x017F;tlichen oder<lb/>
Weltlichen Standes vorgehalten vnd geprediget. So nun allen Men&#x017F;chen gego&#x0364;n-<lb/>
net vnd &#x017F;eynd &#x017F;ie alle tu&#x0364;chtig gehalten das Wort Gottes/ &#x017F;o hernacher be&#x017F;chrieben/<lb/>
anzuho&#x0364;ren/ warumb &#x017F;olten &#x017F;ie dann auch nicht alle da&#x017F;&#x017F;elbe zule&#x017F;en ver&#x017F;tattet vnnd<lb/>
zugela&#x017F;&#x017F;en werden.</p><lb/>
            <p>Dahin ziehlet auch jtzt gemelter vortrefflicher <hi rendition="#aq">Theologus Era&#x017F;mus Roter-<lb/>
dam.</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Præfat. ad Lect. in paraphras. Evangel. Matth.</hi> wann er &#x017F;etzet: <hi rendition="#aq">Certè<lb/>
&#x017F;cripturarum &#x017F;uarum penum nulli pio claudit Chri&#x017F;tus, etiam&#x017F;i &#x017F;ubulcus e&#x017F;&#x017F;et, qui<lb/>
quondam pa&#x017F;toribus impartiit &#x017F;piritum Propheticum, in hujus igitur libris ver&#x017F;en-<lb/>
tur omnes, qui venantur Chri&#x017F;tianam Philo&#x017F;ophiam. Si &#x017F;uccedit, age gratias Deo:<lb/>
&#x017F;in minus, ne abiice animum protinus, quære, pete, pul&#x017F;a. Quærenti continget ut<lb/>
inveniat, petenti dabitur pul&#x017F;anti aperiat is qui habet clavem &amp;c. Et in &#x017F;equenti-<lb/>
bus: Cupit Chri&#x017F;tus Philo&#x017F;ophiam &#x017F;uam quamlati&#x017F;&#x017F;imè propagari. Pro omnibus<lb/><hi rendition="#c">mortuus e&#x017F;t, ab omnibus cogno&#x017F;ci de&#x017F;iderat. Ad id conducet, ut<lb/>
illius libri vertantur in omnes omnium gentium lin-<lb/>
guas &amp;c.</hi></hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#aq">G</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">AXIO-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0115] Von dem Geiſtlichen Stande. mus in vntengemelter Præfation gar denckwürdig alſo: Quid alienius à myſteriis Prophetarum, quam Eunuchus ille Candaces Reginæ, in Regia nutritus muliebri- bus obſequiis, deniq́ue Æthiops, qua gente vix ulla effœminatior: tamen dum, ut delicatus curru vehitur, legit Eſaiam de Chriſto vaticinantem. Non intelligebat ſcripturæ ſenſum homo profanus & idiota, & tamen quoniam pio ſtudio legebat, ſubitò mittitur illi Philippus interpres: vertitur Eunuchus in virum, tingitur aqua, & ater Æthiops niveo agni immaculati vellere induitur, ſubitoq́ue ex mancipio profanæ Reginæ, fit ſervus Jeſu Chriſti. Wie nun GOtt dieſem Cammerer das Verſtaͤndnuß geoͤffnet da er die Schrifft geleſen/ alſo wird ers gewiß andern auch nicht verſagen. Deß Herꝛn Chriſti Befehl iſt gemein/ vnd gebeuth er ohn vnterſchied/ for- ſchet in der Schrifft/ denn ſie iſt die von mir zeuget was allen Menſchen zur Lehr/ Troſt vnd Warnunge in der H. Goͤttlichen Schrifft offenbahret vnnd verzeichnet warumb ſolten ſolches auch nicht alle Leuthe leſen vnd betrachten. Confer D. Ger- hard in Aphoriſm. Theolog. cap. 2. Aphoriſin. 43. Eben daſſelbe Wort Gottes das in der Bibel verzeichnet vnd auffgeſchrieben/ haben Moſes/ die Propheten/ Chriſtus ſelber vnd die Apoſtel/ allen Menſchen ohne vnterſchied Geiſtlichen oder Weltlichen Standes vorgehalten vnd geprediget. So nun allen Menſchen gegoͤn- net vnd ſeynd ſie alle tuͤchtig gehalten das Wort Gottes/ ſo hernacher beſchrieben/ anzuhoͤren/ warumb ſolten ſie dann auch nicht alle daſſelbe zuleſen verſtattet vnnd zugelaſſen werden. Dahin ziehlet auch jtzt gemelter vortrefflicher Theologus Eraſmus Roter- dam. in ſeiner Præfat. ad Lect. in paraphras. Evangel. Matth. wann er ſetzet: Certè ſcripturarum ſuarum penum nulli pio claudit Chriſtus, etiamſi ſubulcus eſſet, qui quondam paſtoribus impartiit ſpiritum Propheticum, in hujus igitur libris verſen- tur omnes, qui venantur Chriſtianam Philoſophiam. Si ſuccedit, age gratias Deo: ſin minus, ne abiice animum protinus, quære, pete, pulſa. Quærenti continget ut inveniat, petenti dabitur pulſanti aperiat is qui habet clavem &c. Et in ſequenti- bus: Cupit Chriſtus Philoſophiam ſuam quamlatiſſimè propagari. Pro omnibus mortuus eſt, ab omnibus cognoſci deſiderat. Ad id conducet, ut illius libri vertantur in omnes omnium gentium lin- guas &c. AXIO- G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/115
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/115>, abgerufen am 24.11.2024.