In der ersten Periode des holländischen Handelsverkehrs mit Japan (1611--1641), d. h. so lange derselbe von der Faktorei in Hirado aus stattfand, war derselbe weder bezüglich der Zahl der ankommenden Schiffe, noch sonst wesentlich beschränkt. Es war die Blüthe- und gewinnreichste Zeit desselben, ungeachtet der gedrückten Preise, welche die Concurrenz für manche Importartikel brachte. Man berechnet den Gesammtwerth der Ausfuhr an Edelmetallen, Kupfer und Kampfer, den wichtigsten und gewinnreichsten Artikeln, innerhalb jener 30 Jahre auf L 15000000 oder 306 Millionen Mark. Hiermit stimmt die Angabe Thunberg's, wonach die jährliche Ausfuhr der Holländer auf 6 Millionen Gulden (10,2 Mill. Mk.) geschätzt wurde. Davon kamen auf Silber allein 4 Mill. fl. (7,8 Mill. Mk.) Das Uebergangs- jahr 1641 war dem holländischen Handel noch besonders günstig. Man setzte Waaren im Werthe von 80 Tonnen Gold ab und führte noch 1400 Kisten Silber aus, deren jede 1 Pikul = 60 kg hielt.
Als zweite Periode ihres Handels mit Japan bezeichnen die Holländer, sowie Kämpfer und Andere mit ihnen, die Zeit ihres Mono- pols in Nagasaki von 1641--1859. In der ersten Zeit derselben konnten die Holländer noch die Preise bestimmen und machten grossen Gewinn. Das hörte aber von 1672 an auf, wie bereits erwähnt wurde. Darum sagt Kämpfer mit Bezug hierauf und auf die nun folgenden mageren Jahre in höchst bezeichnender Weise: "Unser güldenes Flies, das wir jährlich aus diesem Colchis abholten, verwandelte sich in ein gemeines Fell." Dennoch war der Gewinn an den eingeführten Waaren nach Abzug aller Unkosten noch 40--45 % und eben so gross an dem in Austausch genommenen Kupfer. Früher betrug dieser 90--95 %. Die jährliche Ausfuhr an diesem Metall, welche vorübergehend (von 1637--1646) verboten war, belief sich auf 20000--25000 Pikul (24--30000 Ctnr.)
Vom Jahre 1640 an durfte auch wieder gemünztes Gold ausgeführt werden. Im Laufe von zwei Jahren brachte man dann 100000 Stück Kobang ausser Land und erzielte daran einen Gewinn von 1000000 fl. Im Jahre 1671 wurde die Silberausfuhr verboten, worüber die Hol- länder nicht besorgt waren, da dieselbe sehr wenig Gewinn brachte und dafür die Ausfuhr an Kupfer um so beträchtlicher zu werden schien. In der That stieg sie auf 30000 Pikul, eine Höhe, die seit- dem nicht wieder erreicht worden ist. Im Jahre 1696 beschränkte man sie auf 25000 Pikul; doch wusste man, wie Meijlan hervorhebt, daneben noch 6--7000 Pikul durch Bestechung zu erhalten. Dieses Kupfer ging immer noch, wie zur Zeit der Portugiesen, grösstenteils nach Indien.
IV. Handel und Verkehr.
In der ersten Periode des holländischen Handelsverkehrs mit Japan (1611—1641), d. h. so lange derselbe von der Faktorei in Hirado aus stattfand, war derselbe weder bezüglich der Zahl der ankommenden Schiffe, noch sonst wesentlich beschränkt. Es war die Blüthe- und gewinnreichste Zeit desselben, ungeachtet der gedrückten Preise, welche die Concurrenz für manche Importartikel brachte. Man berechnet den Gesammtwerth der Ausfuhr an Edelmetallen, Kupfer und Kampfer, den wichtigsten und gewinnreichsten Artikeln, innerhalb jener 30 Jahre auf ₤ 15000000 oder 306 Millionen Mark. Hiermit stimmt die Angabe Thunberg’s, wonach die jährliche Ausfuhr der Holländer auf 6 Millionen Gulden (10,2 Mill. Mk.) geschätzt wurde. Davon kamen auf Silber allein 4 Mill. fl. (7,8 Mill. Mk.) Das Uebergangs- jahr 1641 war dem holländischen Handel noch besonders günstig. Man setzte Waaren im Werthe von 80 Tonnen Gold ab und führte noch 1400 Kisten Silber aus, deren jede 1 Pikul = 60 kg hielt.
Als zweite Periode ihres Handels mit Japan bezeichnen die Holländer, sowie Kämpfer und Andere mit ihnen, die Zeit ihres Mono- pols in Nagasaki von 1641—1859. In der ersten Zeit derselben konnten die Holländer noch die Preise bestimmen und machten grossen Gewinn. Das hörte aber von 1672 an auf, wie bereits erwähnt wurde. Darum sagt Kämpfer mit Bezug hierauf und auf die nun folgenden mageren Jahre in höchst bezeichnender Weise: »Unser güldenes Flies, das wir jährlich aus diesem Colchis abholten, verwandelte sich in ein gemeines Fell.« Dennoch war der Gewinn an den eingeführten Waaren nach Abzug aller Unkosten noch 40—45 % und eben so gross an dem in Austausch genommenen Kupfer. Früher betrug dieser 90—95 %. Die jährliche Ausfuhr an diesem Metall, welche vorübergehend (von 1637—1646) verboten war, belief sich auf 20000—25000 Pikul (24—30000 Ctnr.)
Vom Jahre 1640 an durfte auch wieder gemünztes Gold ausgeführt werden. Im Laufe von zwei Jahren brachte man dann 100000 Stück Kobang ausser Land und erzielte daran einen Gewinn von 1000000 fl. Im Jahre 1671 wurde die Silberausfuhr verboten, worüber die Hol- länder nicht besorgt waren, da dieselbe sehr wenig Gewinn brachte und dafür die Ausfuhr an Kupfer um so beträchtlicher zu werden schien. In der That stieg sie auf 30000 Pikul, eine Höhe, die seit- dem nicht wieder erreicht worden ist. Im Jahre 1696 beschränkte man sie auf 25000 Pikul; doch wusste man, wie Meijlan hervorhebt, daneben noch 6—7000 Pikul durch Bestechung zu erhalten. Dieses Kupfer ging immer noch, wie zur Zeit der Portugiesen, grösstenteils nach Indien.
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IV. Handel und Verkehr.
In der ersten Periode des holländischen Handelsverkehrs mit
Japan (1611—1641), d. h. so lange derselbe von der Faktorei in Hirado
aus stattfand, war derselbe weder bezüglich der Zahl der ankommenden
Schiffe, noch sonst wesentlich beschränkt. Es war die Blüthe- und
gewinnreichste Zeit desselben, ungeachtet der gedrückten Preise, welche
die Concurrenz für manche Importartikel brachte. Man berechnet den
Gesammtwerth der Ausfuhr an Edelmetallen, Kupfer und Kampfer,
den wichtigsten und gewinnreichsten Artikeln, innerhalb jener
30 Jahre auf ₤ 15000000 oder 306 Millionen Mark. Hiermit stimmt
die Angabe Thunberg’s, wonach die jährliche Ausfuhr der Holländer
auf 6 Millionen Gulden (10,2 Mill. Mk.) geschätzt wurde. Davon
kamen auf Silber allein 4 Mill. fl. (7,8 Mill. Mk.) Das Uebergangs-
jahr 1641 war dem holländischen Handel noch besonders günstig. Man
setzte Waaren im Werthe von 80 Tonnen Gold ab und führte noch
1400 Kisten Silber aus, deren jede 1 Pikul = 60 kg hielt.
Als zweite Periode ihres Handels mit Japan bezeichnen die
Holländer, sowie Kämpfer und Andere mit ihnen, die Zeit ihres Mono-
pols in Nagasaki von 1641—1859. In der ersten Zeit derselben
konnten die Holländer noch die Preise bestimmen und machten grossen
Gewinn. Das hörte aber von 1672 an auf, wie bereits erwähnt wurde.
Darum sagt Kämpfer mit Bezug hierauf und auf die nun folgenden
mageren Jahre in höchst bezeichnender Weise: »Unser güldenes Flies,
das wir jährlich aus diesem Colchis abholten, verwandelte sich in ein
gemeines Fell.« Dennoch war der Gewinn an den eingeführten Waaren
nach Abzug aller Unkosten noch 40—45 % und eben so gross an dem
in Austausch genommenen Kupfer. Früher betrug dieser 90—95 %.
Die jährliche Ausfuhr an diesem Metall, welche vorübergehend (von
1637—1646) verboten war, belief sich auf 20000—25000 Pikul
(24—30000 Ctnr.)
Vom Jahre 1640 an durfte auch wieder gemünztes Gold ausgeführt
werden. Im Laufe von zwei Jahren brachte man dann 100000 Stück
Kobang ausser Land und erzielte daran einen Gewinn von 1000000 fl.
Im Jahre 1671 wurde die Silberausfuhr verboten, worüber die Hol-
länder nicht besorgt waren, da dieselbe sehr wenig Gewinn brachte
und dafür die Ausfuhr an Kupfer um so beträchtlicher zu werden
schien. In der That stieg sie auf 30000 Pikul, eine Höhe, die seit-
dem nicht wieder erreicht worden ist. Im Jahre 1696 beschränkte
man sie auf 25000 Pikul; doch wusste man, wie Meijlan hervorhebt,
daneben noch 6—7000 Pikul durch Bestechung zu erhalten. Dieses
Kupfer ging immer noch, wie zur Zeit der Portugiesen, grösstenteils
nach Indien.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/684>, abgerufen am 24.11.2024.
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