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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
die zum Theil äusserst sorgfältige, effectvolle Verzierung gehören
manche Artikel des Kutani-yaki zu dem Schönsten, was die keramische
Industrie überhaupt je geleistet hat. Der Charakter dieser Verzierung
geht aus der Farbenlichtdrucktafel XXII deutlich hervor.

Banko-yaki. Die Provinz Ise liefert am Tokai-do unter dieser
Benennung in den Städten Yokkaichi und Kuwana, sowie in ver-
schiedenen Ortschaften zwischen ihnen teils Steinzeug, teils eine
Art glasierter Irdenwaare mit prächtiger Emailverzierung, welche man
ganz zutreffend als japanische Majolika bezeichnet hat. Im engeren
Sinne besteht Banko-yaki jedoch aus roth- bis dunkelbraunen, gelb-
lichen oder weissen, einfachen, marmorierten oder bemalten Thon-
waaren, welche äusserst geschmackvoll, aber dünnwandig, leicht und
wenig widerstandsfähig, hartgebrannt sind und im Scherben ganz den
Charakter des Steinzeugs besitzen. Es sind meist kleinere Gegen-
stände, Theetöpfe, Kannen, kleine Vasen und andere mehr, welche
weder auf der Drehscheibe, noch aus freier Hand, sondern über zerleg-
baren Katas oder Formen gebildet werden. Der eisenschüssige Thon,
welchen man für die gefärbte Waare braucht, wird an einem benach-
barten Hügelzuge bei Obuke in verschiedenen Nüancen gewonnen;
der weisse ist Porzellanmasse aus Seto. Nachdem die zwei Sorten
für sich fein geschlemmt, durch Tücher gepresst und zu plastischen
Massen umgewandelt worden sind, werden sie für einfarbige Waare
gesondert, für marmorierte gemengt angewendet, d. h. im letzteren Falle
oberflächlich durch einander geknetet, dann mit einer Walze ähnlich
wie Kuchenteig dünn ausgewalzt. Die zerlegbare Holzform mit einem
verlängerten prismatischen oder cylindrischen Stück als Griff in der
Mitte wird nass gemacht, mit Streifen von geöltem oder in Shibu ge-
tränktem Papier überdeckt. Darauf drückt man den ausgeschnittenen
Teiglappen allseits fest wider die Form. Was über den Bodenrand hinaus
geht, wird ringsum abgeschnitten. Besondere Streifchen der Masse
liefern durch Anlegen und festes Aneinanderdrücken den Hals. Auch
der Boden wird für sich zugeschnitten, angelegt und angedrückt. Mit
Griff und Ausflussröhre, die vorher fertig geformt wurden, geschieht
dasselbe. Ist der ganze Topf so auf der Kata modelliert und etwas
getrocknet, so nimmt man vom Mittelstück aus die Form in ihren ein-
zelnen Theilen auseinander, stellt ihn dann zum Trocknen auf und
zieht nachher die Shibu-gami-Streifen bequem heraus. Den Deckel
formt man wieder für sich. Das Brennen dauert 24 Stunden. Die
Gegenstände erhalten keine Glasur.

Von den vier Töpfen auf Tafel XXIII ist jeder in anderer Weise
verziert. Ringe und Deckelknöpfe der beiden oberen sind leicht dreh-

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
die zum Theil äusserst sorgfältige, effectvolle Verzierung gehören
manche Artikel des Kutani-yaki zu dem Schönsten, was die keramische
Industrie überhaupt je geleistet hat. Der Charakter dieser Verzierung
geht aus der Farbenlichtdrucktafel XXII deutlich hervor.

Banko-yaki. Die Provinz Ise liefert am Tôkai-dô unter dieser
Benennung in den Städten Yokkaichi und Kuwana, sowie in ver-
schiedenen Ortschaften zwischen ihnen teils Steinzeug, teils eine
Art glasierter Irdenwaare mit prächtiger Emailverzierung, welche man
ganz zutreffend als japanische Majolika bezeichnet hat. Im engeren
Sinne besteht Banko-yaki jedoch aus roth- bis dunkelbraunen, gelb-
lichen oder weissen, einfachen, marmorierten oder bemalten Thon-
waaren, welche äusserst geschmackvoll, aber dünnwandig, leicht und
wenig widerstandsfähig, hartgebrannt sind und im Scherben ganz den
Charakter des Steinzeugs besitzen. Es sind meist kleinere Gegen-
stände, Theetöpfe, Kannen, kleine Vasen und andere mehr, welche
weder auf der Drehscheibe, noch aus freier Hand, sondern über zerleg-
baren Katas oder Formen gebildet werden. Der eisenschüssige Thon,
welchen man für die gefärbte Waare braucht, wird an einem benach-
barten Hügelzuge bei Obuke in verschiedenen Nüancen gewonnen;
der weisse ist Porzellanmasse aus Seto. Nachdem die zwei Sorten
für sich fein geschlemmt, durch Tücher gepresst und zu plastischen
Massen umgewandelt worden sind, werden sie für einfarbige Waare
gesondert, für marmorierte gemengt angewendet, d. h. im letzteren Falle
oberflächlich durch einander geknetet, dann mit einer Walze ähnlich
wie Kuchenteig dünn ausgewalzt. Die zerlegbare Holzform mit einem
verlängerten prismatischen oder cylindrischen Stück als Griff in der
Mitte wird nass gemacht, mit Streifen von geöltem oder in Shibu ge-
tränktem Papier überdeckt. Darauf drückt man den ausgeschnittenen
Teiglappen allseits fest wider die Form. Was über den Bodenrand hinaus
geht, wird ringsum abgeschnitten. Besondere Streifchen der Masse
liefern durch Anlegen und festes Aneinanderdrücken den Hals. Auch
der Boden wird für sich zugeschnitten, angelegt und angedrückt. Mit
Griff und Ausflussröhre, die vorher fertig geformt wurden, geschieht
dasselbe. Ist der ganze Topf so auf der Kata modelliert und etwas
getrocknet, so nimmt man vom Mittelstück aus die Form in ihren ein-
zelnen Theilen auseinander, stellt ihn dann zum Trocknen auf und
zieht nachher die Shibu-gami-Streifen bequem heraus. Den Deckel
formt man wieder für sich. Das Brennen dauert 24 Stunden. Die
Gegenstände erhalten keine Glasur.

Von den vier Töpfen auf Tafel XXIII ist jeder in anderer Weise
verziert. Ringe und Deckelknöpfe der beiden oberen sind leicht dreh-

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[576/0630] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. die zum Theil äusserst sorgfältige, effectvolle Verzierung gehören manche Artikel des Kutani-yaki zu dem Schönsten, was die keramische Industrie überhaupt je geleistet hat. Der Charakter dieser Verzierung geht aus der Farbenlichtdrucktafel XXII deutlich hervor. Banko-yaki. Die Provinz Ise liefert am Tôkai-dô unter dieser Benennung in den Städten Yokkaichi und Kuwana, sowie in ver- schiedenen Ortschaften zwischen ihnen teils Steinzeug, teils eine Art glasierter Irdenwaare mit prächtiger Emailverzierung, welche man ganz zutreffend als japanische Majolika bezeichnet hat. Im engeren Sinne besteht Banko-yaki jedoch aus roth- bis dunkelbraunen, gelb- lichen oder weissen, einfachen, marmorierten oder bemalten Thon- waaren, welche äusserst geschmackvoll, aber dünnwandig, leicht und wenig widerstandsfähig, hartgebrannt sind und im Scherben ganz den Charakter des Steinzeugs besitzen. Es sind meist kleinere Gegen- stände, Theetöpfe, Kannen, kleine Vasen und andere mehr, welche weder auf der Drehscheibe, noch aus freier Hand, sondern über zerleg- baren Katas oder Formen gebildet werden. Der eisenschüssige Thon, welchen man für die gefärbte Waare braucht, wird an einem benach- barten Hügelzuge bei Obuke in verschiedenen Nüancen gewonnen; der weisse ist Porzellanmasse aus Seto. Nachdem die zwei Sorten für sich fein geschlemmt, durch Tücher gepresst und zu plastischen Massen umgewandelt worden sind, werden sie für einfarbige Waare gesondert, für marmorierte gemengt angewendet, d. h. im letzteren Falle oberflächlich durch einander geknetet, dann mit einer Walze ähnlich wie Kuchenteig dünn ausgewalzt. Die zerlegbare Holzform mit einem verlängerten prismatischen oder cylindrischen Stück als Griff in der Mitte wird nass gemacht, mit Streifen von geöltem oder in Shibu ge- tränktem Papier überdeckt. Darauf drückt man den ausgeschnittenen Teiglappen allseits fest wider die Form. Was über den Bodenrand hinaus geht, wird ringsum abgeschnitten. Besondere Streifchen der Masse liefern durch Anlegen und festes Aneinanderdrücken den Hals. Auch der Boden wird für sich zugeschnitten, angelegt und angedrückt. Mit Griff und Ausflussröhre, die vorher fertig geformt wurden, geschieht dasselbe. Ist der ganze Topf so auf der Kata modelliert und etwas getrocknet, so nimmt man vom Mittelstück aus die Form in ihren ein- zelnen Theilen auseinander, stellt ihn dann zum Trocknen auf und zieht nachher die Shibu-gami-Streifen bequem heraus. Den Deckel formt man wieder für sich. Das Brennen dauert 24 Stunden. Die Gegenstände erhalten keine Glasur. Von den vier Töpfen auf Tafel XXIII ist jeder in anderer Weise verziert. Ringe und Deckelknöpfe der beiden oberen sind leicht dreh-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/630>, abgerufen am 20.05.2024.