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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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8. Keramik.
6) Transactions of the Asiat. Soc. of Japan 1878, E. Satow; The
Korean Potters in Satsuma, 1880: B. W. Atkinson, Notes on the Porcelain In-
dustry of Japan.
7) A. W. Franks: Japanese Pottery. London 1880.
8) A. W. Franks: Catalogue of a Collection of oriental Porcelain and
Pottery. London 1876.
9) Katalog der Oriental. Keram. Ausstellung im Orientalischen Museum zu
Wien 1884.
10) Ninagawa Noritane: Kwan-ko-dzu-setsu, oder Geschichte und Be-
schreibung der keramischen Kunst. Tokio 1876--77.
11) Capt. Brinkley: A History of Japanese Keramics. The Chrysan-
themum and Phoenix. Vol. III No. 1--6. Yokohama 1883.
12) La Ceramique par M. S. Bing in dem Prachtwerk von L. Gonse: L'Art
Japonais. Paris 1883.
13) G. Audsley u. James Bowes: "Keramik Art of Japan." London 1881.

Die Thonwaaren-Industrie führt nach einem griechischen
Worte auch den Namen Keramik, eine Bezeichnung, welche man
der Kürze wegen viel gebraucht, da sie Alles umfasst, was aus Thon
durch Menschenhand gebildet und gebrannt wird, vom gewöhnlichen
Ziegelstein bis zum feinsten Porzellan. Vom Thon (keramos) *) wussten
schon die alten Griechen und Römer, dass er im nassen Zustande an
den Füssen, im trocknen an der Zunge klebt, wohl auch, dass er beim
Anhauchen einen eigenthümlichen Geruch entwickelt, der weder zu
beschreiben, noch zu verwechseln ist. Nicht minder kannten sie die
Bildsamkeit und Widerstandskraft gegen die Einflüsse des Wassers
und Feuers und benutzten diese höchst werthvollen Eigenschaften zur
Darstellung ihrer dauerhaften Ziegeln und von mancherlei Gefässen, wie
wir es auch thun. Die innere Natur des Töpferthones, sein Ur-
sprung und das Verständniss über die Art der Veränderung durch das
Brennen, so weit sie nicht durch den Augenschein wahrgenommen
werden konnte, also die geologische und chemische Seite blieb ihnen
ebenso verborgen, wie den Chinesen und Japanern, obgleich diese die
keramische Industrie zur höchsten Blüthe gebracht und in der Mannich-
faltigkeit der angewandten Rohmaterialien, der Produkte und ihrer
Verzierungsweisen lange Zeit hindurch alle Völker weit übertroffen
haben.

Kein Industriezweig ist älteren Ursprungs und in seiner allmäh-
lichen Entwickelung, sowie der Behandlungsweise des Rohstoffs mehr
geeignet, eines Volkes Intelligenz, Kunstsinn und Fortschritte besser

*) keramos bezeichnete ursprünglich ein Trinkhorn, später auch das irdene
Gefäss und den Thon, aus welchem es bereitet wurde.
8. Keramik.
6) Transactions of the Asiat. Soc. of Japan 1878, E. Satow; The
Korean Potters in Satsuma, 1880: B. W. Atkinson, Notes on the Porcelain In-
dustry of Japan.
7) A. W. Franks: Japanese Pottery. London 1880.
8) A. W. Franks: Catalogue of a Collection of oriental Porcelain and
Pottery. London 1876.
9) Katalog der Oriental. Keram. Ausstellung im Orientalischen Museum zu
Wien 1884.
10) Ninagawa Noritane: Kwan-ko-dzu-setsu, oder Geschichte und Be-
schreibung der keramischen Kunst. Tôkio 1876—77.
11) Capt. Brinkley: A History of Japanese Keramics. The Chrysan-
themum and Phoenix. Vol. III No. 1—6. Yokohama 1883.
12) La Céramique par M. S. Bing in dem Prachtwerk von L. Gonse: L’Art
Japonais. Paris 1883.
13) G. Audsley u. James Bowes: »Keramik Art of Japan.« London 1881.

Die Thonwaaren-Industrie führt nach einem griechischen
Worte auch den Namen Keramik, eine Bezeichnung, welche man
der Kürze wegen viel gebraucht, da sie Alles umfasst, was aus Thon
durch Menschenhand gebildet und gebrannt wird, vom gewöhnlichen
Ziegelstein bis zum feinsten Porzellan. Vom Thon (κέραμος) *) wussten
schon die alten Griechen und Römer, dass er im nassen Zustande an
den Füssen, im trocknen an der Zunge klebt, wohl auch, dass er beim
Anhauchen einen eigenthümlichen Geruch entwickelt, der weder zu
beschreiben, noch zu verwechseln ist. Nicht minder kannten sie die
Bildsamkeit und Widerstandskraft gegen die Einflüsse des Wassers
und Feuers und benutzten diese höchst werthvollen Eigenschaften zur
Darstellung ihrer dauerhaften Ziegeln und von mancherlei Gefässen, wie
wir es auch thun. Die innere Natur des Töpferthones, sein Ur-
sprung und das Verständniss über die Art der Veränderung durch das
Brennen, so weit sie nicht durch den Augenschein wahrgenommen
werden konnte, also die geologische und chemische Seite blieb ihnen
ebenso verborgen, wie den Chinesen und Japanern, obgleich diese die
keramische Industrie zur höchsten Blüthe gebracht und in der Mannich-
faltigkeit der angewandten Rohmaterialien, der Produkte und ihrer
Verzierungsweisen lange Zeit hindurch alle Völker weit übertroffen
haben.

Kein Industriezweig ist älteren Ursprungs und in seiner allmäh-
lichen Entwickelung, sowie der Behandlungsweise des Rohstoffs mehr
geeignet, eines Volkes Intelligenz, Kunstsinn und Fortschritte besser

*) κέραμος bezeichnete ursprünglich ein Trinkhorn, später auch das irdene
Gefäss und den Thon, aus welchem es bereitet wurde.
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[539/0589] 8. Keramik. 6) Transactions of the Asiat. Soc. of Japan 1878, E. Satow; The Korean Potters in Satsuma, 1880: B. W. Atkinson, Notes on the Porcelain In- dustry of Japan. 7) A. W. Franks: Japanese Pottery. London 1880. 8) A. W. Franks: Catalogue of a Collection of oriental Porcelain and Pottery. London 1876. 9) Katalog der Oriental. Keram. Ausstellung im Orientalischen Museum zu Wien 1884. 10) Ninagawa Noritane: Kwan-ko-dzu-setsu, oder Geschichte und Be- schreibung der keramischen Kunst. Tôkio 1876—77. 11) Capt. Brinkley: A History of Japanese Keramics. The Chrysan- themum and Phoenix. Vol. III No. 1—6. Yokohama 1883. 12) La Céramique par M. S. Bing in dem Prachtwerk von L. Gonse: L’Art Japonais. Paris 1883. 13) G. Audsley u. James Bowes: »Keramik Art of Japan.« London 1881. Die Thonwaaren-Industrie führt nach einem griechischen Worte auch den Namen Keramik, eine Bezeichnung, welche man der Kürze wegen viel gebraucht, da sie Alles umfasst, was aus Thon durch Menschenhand gebildet und gebrannt wird, vom gewöhnlichen Ziegelstein bis zum feinsten Porzellan. Vom Thon (κέραμος) *) wussten schon die alten Griechen und Römer, dass er im nassen Zustande an den Füssen, im trocknen an der Zunge klebt, wohl auch, dass er beim Anhauchen einen eigenthümlichen Geruch entwickelt, der weder zu beschreiben, noch zu verwechseln ist. Nicht minder kannten sie die Bildsamkeit und Widerstandskraft gegen die Einflüsse des Wassers und Feuers und benutzten diese höchst werthvollen Eigenschaften zur Darstellung ihrer dauerhaften Ziegeln und von mancherlei Gefässen, wie wir es auch thun. Die innere Natur des Töpferthones, sein Ur- sprung und das Verständniss über die Art der Veränderung durch das Brennen, so weit sie nicht durch den Augenschein wahrgenommen werden konnte, also die geologische und chemische Seite blieb ihnen ebenso verborgen, wie den Chinesen und Japanern, obgleich diese die keramische Industrie zur höchsten Blüthe gebracht und in der Mannich- faltigkeit der angewandten Rohmaterialien, der Produkte und ihrer Verzierungsweisen lange Zeit hindurch alle Völker weit übertroffen haben. Kein Industriezweig ist älteren Ursprungs und in seiner allmäh- lichen Entwickelung, sowie der Behandlungsweise des Rohstoffs mehr geeignet, eines Volkes Intelligenz, Kunstsinn und Fortschritte besser *) κέραμος bezeichnete ursprünglich ein Trinkhorn, später auch das irdene Gefäss und den Thon, aus welchem es bereitet wurde.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/589>, abgerufen am 22.11.2024.