wurden jene Riefen von solchen in einer zweiten Richtung gekreuzt und abgeschwächt. Nachdem die Cartonbogen dann in einer dritten Lage e f mit den Katas eingeschlagen und dem Druck der Momi-dai unterworfen gewesen waren, trat statt der vorragenden Längs- und Querriefen bereits eine deutliche Köperung auf. Dieselbe wurde mit jeder neuen Operation, wie sie durch die Bogenlage g c, h i, m n, o p, q r und s t der Reihe nach angedeutet ist, immer feiner und regel- mässiger. Damit ging eine Contraction der Bogen und zunehmende Weichheit und Geschmeidigkeit Hand in Hand.
Das Verfahren, Bilderbogen mit Buntdruck weich und geköpert zu machen, ist dem vorerwähnten völlig ähnlich. Nur werden dabei immer zwei solcher Bogen mit ihren bedruckten Seiten gegeneinander gekehrt, von zwei Katas eingeschlossen und durch einen zwischen- liegenden Bogen Han-shi voneinander getrennt. Nach der siebenten Wiederholung des Einschlagens und Pressens entfernt man die Zwi- schenlage der Han-shi-Bogen, legt jedesmal die 2 contrahierten Bilder- bogen nebeneinander und wiederholt das Pressen noch zweimal.
Die hier erwähnten Vorrichtungen und Proceduren wurden bereits von Herrn Minister von Brandt, dem freundlichen Förderer meiner Studien in Japan, im 5. Heft der deutschen Gesellschaft Ostasiens, abgebildet und beschrieben, so wie wir sie gemeinsam in mehreren Werkstätten beobachtet hatten. Seiner dort gegebenen Skizze ist auch die Figur 14 entlehnt. Da man uns auf unsere Fragen nach Herstel- lung der Katas antwortete, es sei dies Geschäftsgeheimniss, kaufte Herr v. Brandt auf meinen Rat mehrere schon gebrauchte und abge- nutzte derselben und vertheilte sie zwischen mir und unserem ver- storbenen Freunde Dr. H. Ritter zur weiteren Untersuchung. Schon zwei Tage später konnte jeder von uns, trotzdem wir ganz verschie- dene Wege eingeschlagen hatten, Herrn v. Brandt zu dessen Ueber- raschung als Resultat unserer chemischen und mikroskopischen Unter- suchungen im wesentlichen dasselbe berichten, nämlich, dass jene braunen Katas aus mehreren Lagen von schon gebrauchtem Brousso- netia-Bastpapier -- in meinem Fall waren es alte Rechnungen -- über- und nebeneinander bestanden, die man mit Kleister aneinander geklebt, darauf auf vorerwähnte Art mit Hülfe anderer Einschlagbogen und der Presse nach mehreren Richtungen stark gefaltet und gerieft hatte. Zum Schluss hatten sie braune Beizung und Färbung durch Shibu (pg. 214) erhalten.
Mit diesem Resultat und den leserlich gemachten alten Rechnungen, welche ich aus den Katas erhalten hatte, begab ich mich abermals zu einem der Fabrikanten von Chirimen-gami, bei dem wir gewesen
5. Papierindustrie.
wurden jene Riefen von solchen in einer zweiten Richtung gekreuzt und abgeschwächt. Nachdem die Cartonbogen dann in einer dritten Lage e f mit den Katas eingeschlagen und dem Druck der Momi-dai unterworfen gewesen waren, trat statt der vorragenden Längs- und Querriefen bereits eine deutliche Köperung auf. Dieselbe wurde mit jeder neuen Operation, wie sie durch die Bogenlage g c, h i, m n, o p, q r und s t der Reihe nach angedeutet ist, immer feiner und regel- mässiger. Damit ging eine Contraction der Bogen und zunehmende Weichheit und Geschmeidigkeit Hand in Hand.
Das Verfahren, Bilderbogen mit Buntdruck weich und geköpert zu machen, ist dem vorerwähnten völlig ähnlich. Nur werden dabei immer zwei solcher Bogen mit ihren bedruckten Seiten gegeneinander gekehrt, von zwei Katas eingeschlossen und durch einen zwischen- liegenden Bogen Han-shi voneinander getrennt. Nach der siebenten Wiederholung des Einschlagens und Pressens entfernt man die Zwi- schenlage der Han-shi-Bogen, legt jedesmal die 2 contrahierten Bilder- bogen nebeneinander und wiederholt das Pressen noch zweimal.
Die hier erwähnten Vorrichtungen und Proceduren wurden bereits von Herrn Minister von Brandt, dem freundlichen Förderer meiner Studien in Japan, im 5. Heft der deutschen Gesellschaft Ostasiens, abgebildet und beschrieben, so wie wir sie gemeinsam in mehreren Werkstätten beobachtet hatten. Seiner dort gegebenen Skizze ist auch die Figur 14 entlehnt. Da man uns auf unsere Fragen nach Herstel- lung der Katas antwortete, es sei dies Geschäftsgeheimniss, kaufte Herr v. Brandt auf meinen Rat mehrere schon gebrauchte und abge- nutzte derselben und vertheilte sie zwischen mir und unserem ver- storbenen Freunde Dr. H. Ritter zur weiteren Untersuchung. Schon zwei Tage später konnte jeder von uns, trotzdem wir ganz verschie- dene Wege eingeschlagen hatten, Herrn v. Brandt zu dessen Ueber- raschung als Resultat unserer chemischen und mikroskopischen Unter- suchungen im wesentlichen dasselbe berichten, nämlich, dass jene braunen Katas aus mehreren Lagen von schon gebrauchtem Brousso- netia-Bastpapier — in meinem Fall waren es alte Rechnungen — über- und nebeneinander bestanden, die man mit Kleister aneinander geklebt, darauf auf vorerwähnte Art mit Hülfe anderer Einschlagbogen und der Presse nach mehreren Richtungen stark gefaltet und gerieft hatte. Zum Schluss hatten sie braune Beizung und Färbung durch Shibu (pg. 214) erhalten.
Mit diesem Resultat und den leserlich gemachten alten Rechnungen, welche ich aus den Katas erhalten hatte, begab ich mich abermals zu einem der Fabrikanten von Chirimen-gami, bei dem wir gewesen
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5. Papierindustrie.
wurden jene Riefen von solchen in einer zweiten Richtung gekreuzt
und abgeschwächt. Nachdem die Cartonbogen dann in einer dritten
Lage e f mit den Katas eingeschlagen und dem Druck der Momi-dai
unterworfen gewesen waren, trat statt der vorragenden Längs- und
Querriefen bereits eine deutliche Köperung auf. Dieselbe wurde mit
jeder neuen Operation, wie sie durch die Bogenlage g c, h i, m n, o p,
q r und s t der Reihe nach angedeutet ist, immer feiner und regel-
mässiger. Damit ging eine Contraction der Bogen und zunehmende
Weichheit und Geschmeidigkeit Hand in Hand.
Das Verfahren, Bilderbogen mit Buntdruck weich und geköpert
zu machen, ist dem vorerwähnten völlig ähnlich. Nur werden dabei
immer zwei solcher Bogen mit ihren bedruckten Seiten gegeneinander
gekehrt, von zwei Katas eingeschlossen und durch einen zwischen-
liegenden Bogen Han-shi voneinander getrennt. Nach der siebenten
Wiederholung des Einschlagens und Pressens entfernt man die Zwi-
schenlage der Han-shi-Bogen, legt jedesmal die 2 contrahierten Bilder-
bogen nebeneinander und wiederholt das Pressen noch zweimal.
Die hier erwähnten Vorrichtungen und Proceduren wurden bereits
von Herrn Minister von Brandt, dem freundlichen Förderer meiner
Studien in Japan, im 5. Heft der deutschen Gesellschaft Ostasiens,
abgebildet und beschrieben, so wie wir sie gemeinsam in mehreren
Werkstätten beobachtet hatten. Seiner dort gegebenen Skizze ist auch
die Figur 14 entlehnt. Da man uns auf unsere Fragen nach Herstel-
lung der Katas antwortete, es sei dies Geschäftsgeheimniss, kaufte
Herr v. Brandt auf meinen Rat mehrere schon gebrauchte und abge-
nutzte derselben und vertheilte sie zwischen mir und unserem ver-
storbenen Freunde Dr. H. Ritter zur weiteren Untersuchung. Schon
zwei Tage später konnte jeder von uns, trotzdem wir ganz verschie-
dene Wege eingeschlagen hatten, Herrn v. Brandt zu dessen Ueber-
raschung als Resultat unserer chemischen und mikroskopischen Unter-
suchungen im wesentlichen dasselbe berichten, nämlich, dass jene
braunen Katas aus mehreren Lagen von schon gebrauchtem Brousso-
netia-Bastpapier — in meinem Fall waren es alte Rechnungen —
über- und nebeneinander bestanden, die man mit Kleister aneinander
geklebt, darauf auf vorerwähnte Art mit Hülfe anderer Einschlagbogen
und der Presse nach mehreren Richtungen stark gefaltet und gerieft
hatte. Zum Schluss hatten sie braune Beizung und Färbung durch
Shibu (pg. 214) erhalten.
Mit diesem Resultat und den leserlich gemachten alten Rechnungen,
welche ich aus den Katas erhalten hatte, begab ich mich abermals zu
einem der Fabrikanten von Chirimen-gami, bei dem wir gewesen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/533>, abgerufen am 03.12.2024.
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