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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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4. Textilindustrie.

Das Zusammenschrumpfen des Gewebes durch das Bad beträgt
20--30 % in die Breite, aber nur etwa 10 % in die Länge. Offenbar
wird dieses Eingehen durch die verschiedenartige Drehung der Ein-
schlagfäden hervorgerufen und damit auch die rauhe Oberfläche. Krepp-
stoffe sind, wenn sie vom Webstuhl kommen, leicht und porös; doch
schliessen sich die Maschen beim Bad und Trocknen. Ihre Dauer-
haftigkeit ist viel grösser und der Preis entsprechend höher, als der-
jenige glatter Gewebe.

Bavier gibt Tafel II, Fig. 2 seiner oben erwähnten Schrift eine
vortreffliche Abbildung der in Japan gebräuchlichen Zwirnmaschinen,
welche die Schussfäden für Chirimen vorbereiten. Mit Hülfe derselben
werden gleichzeitig 24--48 Tramfäden zur Hälfte stark rechts, zur
Hälfte ebenso links gedreht. Man nennt den Apparat in Japan kurzer
Hand O-guruma, das grosse Rad, nach dem hervorragendsten Teil,
einem grossen Zwirnrad, welches mit der Hand gedreht wird und alle
Spuhlen, sowie die Haspelwalzen zu beiden Seiten in Bewegung setzt.

In Nagahama auf der Nordostseite des Biwa-Sees wird die ein-
fache Chirimen-Weberei viel betrieben. In der Regel findet man 2--3
Webstühle in einem Hause, nämlich einen für O-haba, grosse Breite,
von 84 cm, einen für Ko-haba, kleine Breite, von 45--60 cm und
einen für Kinu-chijimi, ein nach dem Bade ebenfalls zusammen-
schrumpfendes, runzlig aussehendes Gewebe, das jedoch vom Krepp
abweicht. Für das Kreppgewebe waren Kette und Einschlag aus 6--7
einfachen Haspelfäden zusammengesetzt, der Einschlag ausserdem stark
gezwirnt. Beim Weben geht der Schütze mit linksgedrehtem Faden
einmal hin und her und darauf ein zweiter mit dem rechtsgedrehten.
Demnach folgen immer zwei Schussfäden mit linker Torsion auf zwei
mit rechter. Das fertige Stück wird in einem eisernen Kessel mit
Strohasche und Wasser einige Stunden lang gekocht, wobei man ihm
durch einen geringen Zusatz von Indigo oft einen bläulichen Ton gibt.
Nach dem Bade wird das Gewebe ausgesüsst, auf der Walze gestreckt
und dann getrocknet.

Ein Tan oder Stück, welches 60 jap. Fuss (18,18 m) lang und
191/2 Zoll (59 cm) breit war, ging durch das Bad auf 54 Fuss (16,377 m)
in der Länge und 141/2 Zoll (44 cm) in der Breite ein, demnach um
10 % in jener und 25,4 % in dieser Richtung.

Zu Kano am Nakasendo wird vorzüglicher Mon-chirimen oder
Bild-Krepp gewoben. Damit sich die Muster vom matten Krepp-
grunde genügend abheben, müssen sie mit glänzenden, nicht ge-
zwirnten Fäden gebildet werden, demnach entweder mit der Kette oder
oder auch mit Hülfe besonderer Einschlagfäden. Im ersten Falle --

4. Textilindustrie.

Das Zusammenschrumpfen des Gewebes durch das Bad beträgt
20—30 % in die Breite, aber nur etwa 10 % in die Länge. Offenbar
wird dieses Eingehen durch die verschiedenartige Drehung der Ein-
schlagfäden hervorgerufen und damit auch die rauhe Oberfläche. Krepp-
stoffe sind, wenn sie vom Webstuhl kommen, leicht und porös; doch
schliessen sich die Maschen beim Bad und Trocknen. Ihre Dauer-
haftigkeit ist viel grösser und der Preis entsprechend höher, als der-
jenige glatter Gewebe.

Bavier gibt Tafel II, Fig. 2 seiner oben erwähnten Schrift eine
vortreffliche Abbildung der in Japan gebräuchlichen Zwirnmaschinen,
welche die Schussfäden für Chirimen vorbereiten. Mit Hülfe derselben
werden gleichzeitig 24—48 Tramfäden zur Hälfte stark rechts, zur
Hälfte ebenso links gedreht. Man nennt den Apparat in Japan kurzer
Hand Ô-guruma, das grosse Rad, nach dem hervorragendsten Teil,
einem grossen Zwirnrad, welches mit der Hand gedreht wird und alle
Spuhlen, sowie die Haspelwalzen zu beiden Seiten in Bewegung setzt.

In Nagahama auf der Nordostseite des Biwa-Sees wird die ein-
fache Chirimen-Weberei viel betrieben. In der Regel findet man 2—3
Webstühle in einem Hause, nämlich einen für Ô-haba, grosse Breite,
von 84 cm, einen für Ko-haba, kleine Breite, von 45—60 cm und
einen für Kinu-chijimi, ein nach dem Bade ebenfalls zusammen-
schrumpfendes, runzlig aussehendes Gewebe, das jedoch vom Krepp
abweicht. Für das Kreppgewebe waren Kette und Einschlag aus 6—7
einfachen Haspelfäden zusammengesetzt, der Einschlag ausserdem stark
gezwirnt. Beim Weben geht der Schütze mit linksgedrehtem Faden
einmal hin und her und darauf ein zweiter mit dem rechtsgedrehten.
Demnach folgen immer zwei Schussfäden mit linker Torsion auf zwei
mit rechter. Das fertige Stück wird in einem eisernen Kessel mit
Strohasche und Wasser einige Stunden lang gekocht, wobei man ihm
durch einen geringen Zusatz von Indigo oft einen bläulichen Ton gibt.
Nach dem Bade wird das Gewebe ausgesüsst, auf der Walze gestreckt
und dann getrocknet.

Ein Tan oder Stück, welches 60 jap. Fuss (18,18 m) lang und
19½ Zoll (59 cm) breit war, ging durch das Bad auf 54 Fuss (16,377 m)
in der Länge und 14½ Zoll (44 cm) in der Breite ein, demnach um
10 % in jener und 25,4 % in dieser Richtung.

Zu Kano am Nakasendo wird vorzüglicher Mon-chirimen oder
Bild-Krepp gewoben. Damit sich die Muster vom matten Krepp-
grunde genügend abheben, müssen sie mit glänzenden, nicht ge-
zwirnten Fäden gebildet werden, demnach entweder mit der Kette oder
oder auch mit Hülfe besonderer Einschlagfäden. Im ersten Falle —

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[457/0487] 4. Textilindustrie. Das Zusammenschrumpfen des Gewebes durch das Bad beträgt 20—30 % in die Breite, aber nur etwa 10 % in die Länge. Offenbar wird dieses Eingehen durch die verschiedenartige Drehung der Ein- schlagfäden hervorgerufen und damit auch die rauhe Oberfläche. Krepp- stoffe sind, wenn sie vom Webstuhl kommen, leicht und porös; doch schliessen sich die Maschen beim Bad und Trocknen. Ihre Dauer- haftigkeit ist viel grösser und der Preis entsprechend höher, als der- jenige glatter Gewebe. Bavier gibt Tafel II, Fig. 2 seiner oben erwähnten Schrift eine vortreffliche Abbildung der in Japan gebräuchlichen Zwirnmaschinen, welche die Schussfäden für Chirimen vorbereiten. Mit Hülfe derselben werden gleichzeitig 24—48 Tramfäden zur Hälfte stark rechts, zur Hälfte ebenso links gedreht. Man nennt den Apparat in Japan kurzer Hand Ô-guruma, das grosse Rad, nach dem hervorragendsten Teil, einem grossen Zwirnrad, welches mit der Hand gedreht wird und alle Spuhlen, sowie die Haspelwalzen zu beiden Seiten in Bewegung setzt. In Nagahama auf der Nordostseite des Biwa-Sees wird die ein- fache Chirimen-Weberei viel betrieben. In der Regel findet man 2—3 Webstühle in einem Hause, nämlich einen für Ô-haba, grosse Breite, von 84 cm, einen für Ko-haba, kleine Breite, von 45—60 cm und einen für Kinu-chijimi, ein nach dem Bade ebenfalls zusammen- schrumpfendes, runzlig aussehendes Gewebe, das jedoch vom Krepp abweicht. Für das Kreppgewebe waren Kette und Einschlag aus 6—7 einfachen Haspelfäden zusammengesetzt, der Einschlag ausserdem stark gezwirnt. Beim Weben geht der Schütze mit linksgedrehtem Faden einmal hin und her und darauf ein zweiter mit dem rechtsgedrehten. Demnach folgen immer zwei Schussfäden mit linker Torsion auf zwei mit rechter. Das fertige Stück wird in einem eisernen Kessel mit Strohasche und Wasser einige Stunden lang gekocht, wobei man ihm durch einen geringen Zusatz von Indigo oft einen bläulichen Ton gibt. Nach dem Bade wird das Gewebe ausgesüsst, auf der Walze gestreckt und dann getrocknet. Ein Tan oder Stück, welches 60 jap. Fuss (18,18 m) lang und 19½ Zoll (59 cm) breit war, ging durch das Bad auf 54 Fuss (16,377 m) in der Länge und 14½ Zoll (44 cm) in der Breite ein, demnach um 10 % in jener und 25,4 % in dieser Richtung. Zu Kano am Nakasendo wird vorzüglicher Mon-chirimen oder Bild-Krepp gewoben. Damit sich die Muster vom matten Krepp- grunde genügend abheben, müssen sie mit glänzenden, nicht ge- zwirnten Fäden gebildet werden, demnach entweder mit der Kette oder oder auch mit Hülfe besonderer Einschlagfäden. Im ersten Falle —

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/487>, abgerufen am 22.11.2024.