in Iwashiro, Sendai in Rikuzen, Akita in Ugo, Gofu in Koshiu, Kanazawa in Kaga, Hajoji in Musashi, sowie die Hauptstadt Tokio selbst zum Teil eigenartige Seiden-Industrieen. So verfertigt Akita namentlich viel gestreiftes Tsumugi, ein starkes Gewebe aus ver- sponnenen Seidenabfällen, das mit seinem vollständigen Namen Kudzu- ito-tsumugi heisst.
Zwischen der Seidenzucht, welche eigentlich mit der Lieferung der getödteten Cocons an die Haspelanstalt endet (wenn der Züchter das Abhaspeln nicht selbst besorgt), und der Weberei liegt noch die Seiden- spinnerei. Sie verarbeitet die Seidenabfälle zu Schappe oder Floret- seide, welche namentlich für die Sammetweberei von hoher Bedeutung ist, und die Grege oder Haspelseide zu Organsin und Trame, Ketten- und Schussfäden. Dazu dienen vor allen Dingen die Doublier- und die Zwirnmaschinen, Apparate, welche der Franzose Moulins nennt, wesshalb man auch mit Moulinage oft die gesammte Vorbe- reitung der Haspelseide für ihre verschiedenen Zwecke versteht, durch welche die Fäden die nöthige Gleichmässigkeit, Stärke und Wider- standskraft erhalten.
Bei dem Abhaspeln der Coconsfäden werden je nach der Stärke (dem Titre), in welcher man die Ki-ito oder Rohseide darstellen will, 3--15 (in Japan gewöhnlich 8--13) derselben zu einem Gregefaden vereinigt. Von den stärkeren Yama-mai-Fäden liefern in der Regel 5--6 Cocons einen Haspelfaden. Für gewönlich erhalten die Organsinfäden, zu denen man die beste Haspelseide verwendet, eine doppelte Torsion und sind desshalb der Tramseide gegenüber matt, so bei allen glatten glänzenden Geweben. Bei Krepp ist die Sache umgekehrt. Hier ist die Kette, jap. Tate, glatt und wenig gedreht, der Querfaden, jap. Yoko-ito, oder Einschlagfaden, jap. Nuki-ito, dagegen doppelt gezwirnt und matt. Zum Weben glatter, schlichter oder geköperter Stoffe, wie Shusu (Atlas), Nanako (Taffet), Sha und Ro (Sorten Seidenflor), Tsumugi (Abfallstoff), gebraucht man in Japan den alten Handwebstuhl oder Hata. Bei Anfertigung gemusterter Seidenstoffe oder Mon-ginu bedient man sich dagegen des Zampelwebstuhls. Derselbe hat im wesentlichen dieselbe Einrichtung, wie sie früher vor Einführung des Jacquard-Stuhles in der Damastweberei auch in Europa allgemein gebräuchlich war. Die Fachbildung oder das Aus- wechseln (Heben und Senken) der unter dem Namen Litzen bekannten Gruppen von Kettenfäden verrichtet hierbei der oben auf einem Brett sitzende Ziehjunge. Man stellt mit dieser Abänderung des gewöhn- lichen Handwebstuhls, von der Bavier auf Tafel IV Nr. 2 seines Buches eine gute Abbildung gibt, mancherlei Bildgewebe dar, ist aber beson-
4. Textilindustrie.
in Iwashiro, Sendai in Rikuzen, Akita in Ugo, Gôfu in Kôshiu, Kanazawa in Kaga, Hajôji in Musashi, sowie die Hauptstadt Tôkio selbst zum Teil eigenartige Seiden-Industrieen. So verfertigt Akita namentlich viel gestreiftes Tsumugi, ein starkes Gewebe aus ver- sponnenen Seidenabfällen, das mit seinem vollständigen Namen Kudzu- ito-tsumugi heisst.
Zwischen der Seidenzucht, welche eigentlich mit der Lieferung der getödteten Cocons an die Haspelanstalt endet (wenn der Züchter das Abhaspeln nicht selbst besorgt), und der Weberei liegt noch die Seiden- spinnerei. Sie verarbeitet die Seidenabfälle zu Schappe oder Floret- seide, welche namentlich für die Sammetweberei von hoher Bedeutung ist, und die Grège oder Haspelseide zu Organsin und Trame, Ketten- und Schussfäden. Dazu dienen vor allen Dingen die Doublier- und die Zwirnmaschinen, Apparate, welche der Franzose Moulins nennt, wesshalb man auch mit Moulinage oft die gesammte Vorbe- reitung der Haspelseide für ihre verschiedenen Zwecke versteht, durch welche die Fäden die nöthige Gleichmässigkeit, Stärke und Wider- standskraft erhalten.
Bei dem Abhaspeln der Coconsfäden werden je nach der Stärke (dem Titre), in welcher man die Ki-ito oder Rohseide darstellen will, 3—15 (in Japan gewöhnlich 8—13) derselben zu einem Grègefaden vereinigt. Von den stärkeren Yama-mai-Fäden liefern in der Regel 5—6 Cocons einen Haspelfaden. Für gewönlich erhalten die Organsinfäden, zu denen man die beste Haspelseide verwendet, eine doppelte Torsion und sind desshalb der Tramseide gegenüber matt, so bei allen glatten glänzenden Geweben. Bei Krepp ist die Sache umgekehrt. Hier ist die Kette, jap. Tate, glatt und wenig gedreht, der Querfaden, jap. Yoko-ito, oder Einschlagfaden, jap. Nuki-ito, dagegen doppelt gezwirnt und matt. Zum Weben glatter, schlichter oder geköperter Stoffe, wie Shusu (Atlas), Nanako (Taffet), Sha und Rô (Sorten Seidenflor), Tsumugi (Abfallstoff), gebraucht man in Japan den alten Handwebstuhl oder Hata. Bei Anfertigung gemusterter Seidenstoffe oder Mon-ginu bedient man sich dagegen des Zampelwebstuhls. Derselbe hat im wesentlichen dieselbe Einrichtung, wie sie früher vor Einführung des Jacquard-Stuhles in der Damastweberei auch in Europa allgemein gebräuchlich war. Die Fachbildung oder das Aus- wechseln (Heben und Senken) der unter dem Namen Litzen bekannten Gruppen von Kettenfäden verrichtet hierbei der oben auf einem Brett sitzende Ziehjunge. Man stellt mit dieser Abänderung des gewöhn- lichen Handwebstuhls, von der Bavier auf Tafel IV Nr. 2 seines Buches eine gute Abbildung gibt, mancherlei Bildgewebe dar, ist aber beson-
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4. Textilindustrie.
in Iwashiro, Sendai in Rikuzen, Akita in Ugo, Gôfu in Kôshiu,
Kanazawa in Kaga, Hajôji in Musashi, sowie die Hauptstadt Tôkio
selbst zum Teil eigenartige Seiden-Industrieen. So verfertigt Akita
namentlich viel gestreiftes Tsumugi, ein starkes Gewebe aus ver-
sponnenen Seidenabfällen, das mit seinem vollständigen Namen Kudzu-
ito-tsumugi heisst.
Zwischen der Seidenzucht, welche eigentlich mit der Lieferung der
getödteten Cocons an die Haspelanstalt endet (wenn der Züchter das
Abhaspeln nicht selbst besorgt), und der Weberei liegt noch die Seiden-
spinnerei. Sie verarbeitet die Seidenabfälle zu Schappe oder Floret-
seide, welche namentlich für die Sammetweberei von hoher Bedeutung
ist, und die Grège oder Haspelseide zu Organsin und Trame,
Ketten- und Schussfäden. Dazu dienen vor allen Dingen die Doublier-
und die Zwirnmaschinen, Apparate, welche der Franzose Moulins
nennt, wesshalb man auch mit Moulinage oft die gesammte Vorbe-
reitung der Haspelseide für ihre verschiedenen Zwecke versteht, durch
welche die Fäden die nöthige Gleichmässigkeit, Stärke und Wider-
standskraft erhalten.
Bei dem Abhaspeln der Coconsfäden werden je nach der Stärke
(dem Titre), in welcher man die Ki-ito oder Rohseide darstellen will,
3—15 (in Japan gewöhnlich 8—13) derselben zu einem Grègefaden
vereinigt. Von den stärkeren Yama-mai-Fäden liefern in der Regel 5—6
Cocons einen Haspelfaden. Für gewönlich erhalten die Organsinfäden,
zu denen man die beste Haspelseide verwendet, eine doppelte Torsion
und sind desshalb der Tramseide gegenüber matt, so bei allen glatten
glänzenden Geweben. Bei Krepp ist die Sache umgekehrt. Hier ist
die Kette, jap. Tate, glatt und wenig gedreht, der Querfaden, jap.
Yoko-ito, oder Einschlagfaden, jap. Nuki-ito, dagegen doppelt
gezwirnt und matt. Zum Weben glatter, schlichter oder geköperter
Stoffe, wie Shusu (Atlas), Nanako (Taffet), Sha und Rô (Sorten
Seidenflor), Tsumugi (Abfallstoff), gebraucht man in Japan den alten
Handwebstuhl oder Hata. Bei Anfertigung gemusterter Seidenstoffe
oder Mon-ginu bedient man sich dagegen des Zampelwebstuhls.
Derselbe hat im wesentlichen dieselbe Einrichtung, wie sie früher
vor Einführung des Jacquard-Stuhles in der Damastweberei auch in
Europa allgemein gebräuchlich war. Die Fachbildung oder das Aus-
wechseln (Heben und Senken) der unter dem Namen Litzen bekannten
Gruppen von Kettenfäden verrichtet hierbei der oben auf einem Brett
sitzende Ziehjunge. Man stellt mit dieser Abänderung des gewöhn-
lichen Handwebstuhls, von der Bavier auf Tafel IV Nr. 2 seines Buches
eine gute Abbildung gibt, mancherlei Bildgewebe dar, ist aber beson-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/485>, abgerufen am 23.11.2024.
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