mässigen Brei gemengt. Zum Auftragen dient ein zugespitzter Spatel (der Take-bera). Der anfangs graubraune Kitt färbt sich bald schwarz- braun und haftet ausserordentlich fest an.
2) Das Ki-gatame, d. h. Stärken oder Beizen des Holzes (von Ki, Holz, katameru, stärken). Dies Beizmittel ist Seshime-urushi mit oder ohne Zusatz von Kleister und wird mit dem Spatel oder flachen Pinsel aufgestrichen. Der Zweck dieses Verfahrens ist ein doppelter: einmal sollen dadurch die etwa noch vorhandenen Risse und Poren im Holze ausgefüllt werden, sodann aber will man eine Grundlage schaffen, auf welcher der Papier- oder Leinwandüberzug (4) besser haftet.
3) Das Hi-komi (hiku, decken, komu, eindringen) wird nur an den mit Kokuso-o-kau behandelten Stellen vorgenommen und dient zum Nachfüllen und Ebnen derselben und zum völligen Schutz gegen das Eindringen der nachfolgenden Anstriche. Der hierzu benutzte Kitt ist ein Gemisch aus Ji-no-ko (Ji, Grund, ko, Pulver), einem gelb- braunen oder röthlichen Pulver aus Ziegeln oder Scherben der ordi- närsten Töpferwaare (Karawake), etwas Wasser, Kleister und Seshime- urushi. Nach dem Trocknen folgt das Abschleifen der Unebenheiten durch Omura-do, einen Sandstein von Omura in Hizen.
4) Das Nuno-kise oder Kami-kise, d. h. das Ueberziehen (kiseru) mit Hanfleinwand oder Papier. Kleister und Seshime-urushi werden zu einem dünnen Brei innig gemengt und damit die Gegen- stände dünn überstrichen. Hierauf wird ein Bogen Mino-gami (starkes Broussonetia-Bastpapier aus der Provinz Mino) oder dünne Leinwand darüber gebreitet und mit dem Spatel glatt und fest aufgedrückt. Dann schneidet man das Ueberragende mit der Schere glatt ab und gibt dem Ganzen mit dem Spatel oder der Bürste eine dünne Decke vom nämlichen Lack. Die grosse Bedeutung dieses ganzen Verfahrens für die Dauerhaftigkeit der Lackwaare ist einleuchtend. Einmal bildet der Ueberzug gewissermaassen eine Scheidewand, welche das aus dem Holze etwa ausschwitzende ätherische Oel und Harz zurückhält vom Eindringen in die äusseren Lackdecken, sodann aber gibt es auch dem Holze eine grössere Festigkeit und verhindert insbesondere das Werfen desselben. Natürlich kann nur das starke, langfaserige japa- nische Büttenpapier, nicht aber das durch "Holländer" zerhackte Ma- schinenpapier zu diesem Zwecke dienen.
5) Das Kata-ji (kata, fest, ji, Grund), ist ein ziemlich dicker Anstrich eines steifen Kittes, welcher wie beim Hi-kome (3) bereitet und mit dem Spatel aufgetragen wird. Oft wiederholt man ihn nach dem Trocknen und Abschleifen der Unebenheiten mittelst Omura-do noch einmal.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
mässigen Brei gemengt. Zum Auftragen dient ein zugespitzter Spatel (der Take-bera). Der anfangs graubraune Kitt färbt sich bald schwarz- braun und haftet ausserordentlich fest an.
2) Das Ki-gatame, d. h. Stärken oder Beizen des Holzes (von Ki, Holz, katameru, stärken). Dies Beizmittel ist Seshime-urushi mit oder ohne Zusatz von Kleister und wird mit dem Spatel oder flachen Pinsel aufgestrichen. Der Zweck dieses Verfahrens ist ein doppelter: einmal sollen dadurch die etwa noch vorhandenen Risse und Poren im Holze ausgefüllt werden, sodann aber will man eine Grundlage schaffen, auf welcher der Papier- oder Leinwandüberzug (4) besser haftet.
3) Das Hi-komi (hiku, decken, komu, eindringen) wird nur an den mit Kokuso-o-kau behandelten Stellen vorgenommen und dient zum Nachfüllen und Ebnen derselben und zum völligen Schutz gegen das Eindringen der nachfolgenden Anstriche. Der hierzu benutzte Kitt ist ein Gemisch aus Ji-no-ko (Ji, Grund, ko, Pulver), einem gelb- braunen oder röthlichen Pulver aus Ziegeln oder Scherben der ordi- närsten Töpferwaare (Karawake), etwas Wasser, Kleister und Seshime- urushi. Nach dem Trocknen folgt das Abschleifen der Unebenheiten durch Omura-do, einen Sandstein von Omura in Hizen.
4) Das Nuno-kise oder Kami-kise, d. h. das Ueberziehen (kiseru) mit Hanfleinwand oder Papier. Kleister und Seshime-urushi werden zu einem dünnen Brei innig gemengt und damit die Gegen- stände dünn überstrichen. Hierauf wird ein Bogen Mino-gami (starkes Broussonetia-Bastpapier aus der Provinz Mino) oder dünne Leinwand darüber gebreitet und mit dem Spatel glatt und fest aufgedrückt. Dann schneidet man das Ueberragende mit der Schere glatt ab und gibt dem Ganzen mit dem Spatel oder der Bürste eine dünne Decke vom nämlichen Lack. Die grosse Bedeutung dieses ganzen Verfahrens für die Dauerhaftigkeit der Lackwaare ist einleuchtend. Einmal bildet der Ueberzug gewissermaassen eine Scheidewand, welche das aus dem Holze etwa ausschwitzende ätherische Oel und Harz zurückhält vom Eindringen in die äusseren Lackdecken, sodann aber gibt es auch dem Holze eine grössere Festigkeit und verhindert insbesondere das Werfen desselben. Natürlich kann nur das starke, langfaserige japa- nische Büttenpapier, nicht aber das durch »Holländer« zerhackte Ma- schinenpapier zu diesem Zwecke dienen.
5) Das Kata-ji (kata, fest, ji, Grund), ist ein ziemlich dicker Anstrich eines steifen Kittes, welcher wie beim Hi-kome (3) bereitet und mit dem Spatel aufgetragen wird. Oft wiederholt man ihn nach dem Trocknen und Abschleifen der Unebenheiten mittelst Omura-do noch einmal.
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
mässigen Brei gemengt. Zum Auftragen dient ein zugespitzter Spatel
(der Take-bera). Der anfangs graubraune Kitt färbt sich bald schwarz-
braun und haftet ausserordentlich fest an.
2) Das Ki-gatame, d. h. Stärken oder Beizen des Holzes (von
Ki, Holz, katameru, stärken). Dies Beizmittel ist Seshime-urushi mit
oder ohne Zusatz von Kleister und wird mit dem Spatel oder flachen Pinsel
aufgestrichen. Der Zweck dieses Verfahrens ist ein doppelter: einmal
sollen dadurch die etwa noch vorhandenen Risse und Poren im Holze
ausgefüllt werden, sodann aber will man eine Grundlage schaffen, auf
welcher der Papier- oder Leinwandüberzug (4) besser haftet.
3) Das Hi-komi (hiku, decken, komu, eindringen) wird nur an
den mit Kokuso-o-kau behandelten Stellen vorgenommen und dient
zum Nachfüllen und Ebnen derselben und zum völligen Schutz gegen
das Eindringen der nachfolgenden Anstriche. Der hierzu benutzte
Kitt ist ein Gemisch aus Ji-no-ko (Ji, Grund, ko, Pulver), einem gelb-
braunen oder röthlichen Pulver aus Ziegeln oder Scherben der ordi-
närsten Töpferwaare (Karawake), etwas Wasser, Kleister und Seshime-
urushi. Nach dem Trocknen folgt das Abschleifen der Unebenheiten
durch Omura-do, einen Sandstein von Omura in Hizen.
4) Das Nuno-kise oder Kami-kise, d. h. das Ueberziehen
(kiseru) mit Hanfleinwand oder Papier. Kleister und Seshime-urushi
werden zu einem dünnen Brei innig gemengt und damit die Gegen-
stände dünn überstrichen. Hierauf wird ein Bogen Mino-gami (starkes
Broussonetia-Bastpapier aus der Provinz Mino) oder dünne Leinwand
darüber gebreitet und mit dem Spatel glatt und fest aufgedrückt.
Dann schneidet man das Ueberragende mit der Schere glatt ab und
gibt dem Ganzen mit dem Spatel oder der Bürste eine dünne Decke
vom nämlichen Lack. Die grosse Bedeutung dieses ganzen Verfahrens
für die Dauerhaftigkeit der Lackwaare ist einleuchtend. Einmal bildet
der Ueberzug gewissermaassen eine Scheidewand, welche das aus dem
Holze etwa ausschwitzende ätherische Oel und Harz zurückhält vom
Eindringen in die äusseren Lackdecken, sodann aber gibt es auch
dem Holze eine grössere Festigkeit und verhindert insbesondere das
Werfen desselben. Natürlich kann nur das starke, langfaserige japa-
nische Büttenpapier, nicht aber das durch »Holländer« zerhackte Ma-
schinenpapier zu diesem Zwecke dienen.
5) Das Kata-ji (kata, fest, ji, Grund), ist ein ziemlich dicker
Anstrich eines steifen Kittes, welcher wie beim Hi-kome (3) bereitet
und mit dem Spatel aufgetragen wird. Oft wiederholt man ihn nach
dem Trocknen und Abschleifen der Unebenheiten mittelst Omura-do
noch einmal.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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