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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Lackindustrie.

Aus dieser Liste folgt, dass die verschiedenen Lacksorten im
Preise zum Theil sehr differieren, sowie dass alle, auch die gering-
sten, sehr theuer sind und in neuerer Zeit eine ausserordentliche Preis-
erhöhung erfahren haben. Wenn dessen ungeachtet die gewöhnlichen
japanischen Lackwaaren sehr billig zu haben sind, so erklärt sich
dies einmal dadurch, dass eine geringe Menge des kostbaren Mate-
rials ausreicht, um damit ansehnliche Flächen zu lackieren, und so-
dann dadurch, dass die Bedürfnisse und Lohnansprüche japanischer
Arbeiter sehr gering sind.

Nashi-ji und Shiu-urushi, sowie die ihnen sehr nahestehenden
Shiyun-kei und Jo-tame heissen zusammen Suki-urushi, d. h.
Transparentlacke. Sie sind frei von Eisenzusätzen, in dünner Schicht
röthlichgelb und durchsichtig und finden ihre Hauptverwendung bei
den Schlussarbeiten des Lackierers. Nashi-ji hat seinen Namen
"Birnengrund" nach seiner Verwendung bei einer Art Flächendecoration
mit grobem Goldpulver oder dessen Ersatz durch Bronze, welche die
Farbe der japanischen Birnen nachahmen soll. Diese theuerste aller
Lacksorten enthält 1 % Shio oder Gummigutt, welches in Pulverform
oder als concentrierte Lösung entweder während oder vor dem Um-
rühren an der Sonne gutem, durch Hanfleinwand gepresstem Ki-sho-mi
zugesetzt wird. Zur Verdunstung des Wassers der beigefügten Lösung
sind unter stetem Umrühren je nach der Wärme und dem Feuchtig-
keitsgehalte der Luft 6--18 Stunden erforderlich. Darauf presst man
den Nashi-ji zweimal durch Baumwollfilter und kann ihn dann ohne
weiteres anwenden. Shiyun-kei wird in ähnlicher Weise bereitet; doch
von geringerem Rohlack und unter Zusatz von etwas Ye-no-abura
(Perilla-Oel). Auch nimmt man gewöhnlich statt Gummigutt Pflaumen-
saft (von der Frucht der Mume) oder das gelbe Extract der Kuchi-
nashi, d. h. der Früchte der Gardenia florida. Jo tame wird fast
gerade so bereitet, aber aus etwas dickflüssigerem Rohlack.

Shiu-urushi, Zinnoberlack, ist ein Transparentlack, der wie
Nashi-ji aus dem besten, im heissen Doyo (Hundstagszeit) gewonnenen
Rohlack der unteren Stammesteile bereitet wird, sich aber durch einen
Zusatz von 1--10 % Yegoma-no-abura unterscheidet. Man nennt ihu
Zinnoberlack, weil man bei Anwendung der Zinnoberfarbe sich ge-
wöhnlich seiner bedient, indem man dieselbe innig und sorgfältigst damit
zusammenreibt. Zu einem sehr ordinären rothen Lackanstrich bedient
man sich wohl auch zuweilen des Beni-gara oder Eisenroths.

Kuro-urushi ist der Collectivname aller schwarzen Lacke, die
man erhält, indem man dem gereinigten und durch Hanfleinwand ge-

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3. Lackindustrie.

Aus dieser Liste folgt, dass die verschiedenen Lacksorten im
Preise zum Theil sehr differieren, sowie dass alle, auch die gering-
sten, sehr theuer sind und in neuerer Zeit eine ausserordentliche Preis-
erhöhung erfahren haben. Wenn dessen ungeachtet die gewöhnlichen
japanischen Lackwaaren sehr billig zu haben sind, so erklärt sich
dies einmal dadurch, dass eine geringe Menge des kostbaren Mate-
rials ausreicht, um damit ansehnliche Flächen zu lackieren, und so-
dann dadurch, dass die Bedürfnisse und Lohnansprüche japanischer
Arbeiter sehr gering sind.

Nashi-ji und Shiu-urushi, sowie die ihnen sehr nahestehenden
Shiyun-kei und Jô-tame heissen zusammen Suki-urushi, d. h.
Transparentlacke. Sie sind frei von Eisenzusätzen, in dünner Schicht
röthlichgelb und durchsichtig und finden ihre Hauptverwendung bei
den Schlussarbeiten des Lackierers. Nashi-ji hat seinen Namen
»Birnengrund« nach seiner Verwendung bei einer Art Flächendecoration
mit grobem Goldpulver oder dessen Ersatz durch Bronze, welche die
Farbe der japanischen Birnen nachahmen soll. Diese theuerste aller
Lacksorten enthält 1 % Shiô oder Gummigutt, welches in Pulverform
oder als concentrierte Lösung entweder während oder vor dem Um-
rühren an der Sonne gutem, durch Hanfleinwand gepresstem Ki-shô-mi
zugesetzt wird. Zur Verdunstung des Wassers der beigefügten Lösung
sind unter stetem Umrühren je nach der Wärme und dem Feuchtig-
keitsgehalte der Luft 6—18 Stunden erforderlich. Darauf presst man
den Nashi-ji zweimal durch Baumwollfilter und kann ihn dann ohne
weiteres anwenden. Shiyun-kei wird in ähnlicher Weise bereitet; doch
von geringerem Rohlack und unter Zusatz von etwas Ye-no-abura
(Perilla-Oel). Auch nimmt man gewöhnlich statt Gummigutt Pflaumen-
saft (von der Frucht der Mume) oder das gelbe Extract der Kuchi-
nashi, d. h. der Früchte der Gardenia florida. Jô tame wird fast
gerade so bereitet, aber aus etwas dickflüssigerem Rohlack.

Shiu-urushi, Zinnoberlack, ist ein Transparentlack, der wie
Nashi-ji aus dem besten, im heissen Doyô (Hundstagszeit) gewonnenen
Rohlack der unteren Stammesteile bereitet wird, sich aber durch einen
Zusatz von 1—10 % Yegoma-no-abura unterscheidet. Man nennt ihu
Zinnoberlack, weil man bei Anwendung der Zinnoberfarbe sich ge-
wöhnlich seiner bedient, indem man dieselbe innig und sorgfältigst damit
zusammenreibt. Zu einem sehr ordinären rothen Lackanstrich bedient
man sich wohl auch zuweilen des Beni-gara oder Eisenroths.

Kuro-urushi ist der Collectivname aller schwarzen Lacke, die
man erhält, indem man dem gereinigten und durch Hanfleinwand ge-

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[417/0441] 3. Lackindustrie. Aus dieser Liste folgt, dass die verschiedenen Lacksorten im Preise zum Theil sehr differieren, sowie dass alle, auch die gering- sten, sehr theuer sind und in neuerer Zeit eine ausserordentliche Preis- erhöhung erfahren haben. Wenn dessen ungeachtet die gewöhnlichen japanischen Lackwaaren sehr billig zu haben sind, so erklärt sich dies einmal dadurch, dass eine geringe Menge des kostbaren Mate- rials ausreicht, um damit ansehnliche Flächen zu lackieren, und so- dann dadurch, dass die Bedürfnisse und Lohnansprüche japanischer Arbeiter sehr gering sind. Nashi-ji und Shiu-urushi, sowie die ihnen sehr nahestehenden Shiyun-kei und Jô-tame heissen zusammen Suki-urushi, d. h. Transparentlacke. Sie sind frei von Eisenzusätzen, in dünner Schicht röthlichgelb und durchsichtig und finden ihre Hauptverwendung bei den Schlussarbeiten des Lackierers. Nashi-ji hat seinen Namen »Birnengrund« nach seiner Verwendung bei einer Art Flächendecoration mit grobem Goldpulver oder dessen Ersatz durch Bronze, welche die Farbe der japanischen Birnen nachahmen soll. Diese theuerste aller Lacksorten enthält 1 % Shiô oder Gummigutt, welches in Pulverform oder als concentrierte Lösung entweder während oder vor dem Um- rühren an der Sonne gutem, durch Hanfleinwand gepresstem Ki-shô-mi zugesetzt wird. Zur Verdunstung des Wassers der beigefügten Lösung sind unter stetem Umrühren je nach der Wärme und dem Feuchtig- keitsgehalte der Luft 6—18 Stunden erforderlich. Darauf presst man den Nashi-ji zweimal durch Baumwollfilter und kann ihn dann ohne weiteres anwenden. Shiyun-kei wird in ähnlicher Weise bereitet; doch von geringerem Rohlack und unter Zusatz von etwas Ye-no-abura (Perilla-Oel). Auch nimmt man gewöhnlich statt Gummigutt Pflaumen- saft (von der Frucht der Mume) oder das gelbe Extract der Kuchi- nashi, d. h. der Früchte der Gardenia florida. Jô tame wird fast gerade so bereitet, aber aus etwas dickflüssigerem Rohlack. Shiu-urushi, Zinnoberlack, ist ein Transparentlack, der wie Nashi-ji aus dem besten, im heissen Doyô (Hundstagszeit) gewonnenen Rohlack der unteren Stammesteile bereitet wird, sich aber durch einen Zusatz von 1—10 % Yegoma-no-abura unterscheidet. Man nennt ihu Zinnoberlack, weil man bei Anwendung der Zinnoberfarbe sich ge- wöhnlich seiner bedient, indem man dieselbe innig und sorgfältigst damit zusammenreibt. Zu einem sehr ordinären rothen Lackanstrich bedient man sich wohl auch zuweilen des Beni-gara oder Eisenroths. Kuro-urushi ist der Collectivname aller schwarzen Lacke, die man erhält, indem man dem gereinigten und durch Hanfleinwand ge- Rein, Japan. II. 27

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/441>, abgerufen am 24.11.2024.