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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
wegen angebaut, die in grösserer Menge auf die Märkte gebracht und
von den Chinesen sehr geliebt werden." Von Japan gilt dasselbe, wie
bereits früher betont wurde.

Die Wasserspiegel der alten Wallgräben und Teiche von Tokio
sind im Hochsommer durch zahllose Blätter und Blüthen des Lotus
geschmückt. Während die Blätter fast aller übrigen Nymphaeaceen
sich mit mattem Grün flach über das Wasser ausbreiten, hebt die Lo-
tuspflanze die ihrigen gleich den Blüthen an langen Stielen weit dar-
über empor. Das prächtige Grün, die feine Aderung und muschel-
förmige Wölbung und Vertiefung der Blätter zeichnet sie nicht minder
aus, und wenn die Thautropfen morgens wie Tausende von Perlen auf
diesen edlen Gebilden ruhen, ist der Anblick kaum minder schön, als
wenn die Strahlen der aufsteigenden Sonne sie verscheuchen, dafür
aber die zahlreichen Knospen und Blüthentulpen öffnen. Leider ist
die Pflanze nur während der Sommer- und Herbstmonate eine Zierde
der stehenden Gewässer, nicht den langen Winter über, wenn der
Blick auf ihre abgestorbenen, zerfetzten Blätter fällt.

Auf die Blüthezeit der Lotusblume folgt im August und Sep-
tember
diejenige der sogenannten "sieben Herbstpflanzen" (Aki-no-na-
na-kusa). Man versteht darunter Hagi (Arten von Lespedeza und Des-
modium), Fuyo (Hibiscus mutabilis L.), Omina-meshi (Patrinia sca-
biosaefolia Link), Fuji-bakama (Eupatorium chinense L. & E.,
japonicum Thunb.), Kikiyo (Platycodon grandiflorum D. C.) und die
beiden Gräser Susuki (Eulalia japonica Trim.) und Kara-kaya) An-
thistiria arguens Wild.). Alle, bis auf Hibiscus, schmücken im Hoch-
sommer und Herbst die Kusa-wara oder blumenreiche Waldwiese.
Hagi, insbesondere Lespedeza cyrtobotrya und Desmodium penduli-
florum Oud. mit ihren an Goldregen erinnernden Blättern und violetten
Blüthen, ferner Fuyo, Omine-meshi und Susuki (siehe pg. 203)
bilden ausserdem beliebte Decorationsmotive im Kunstgewerbe. -- Als
Topfpflanze findet man im September und October in Japan, wie bei
uns, auch das Tamano-o (Sedum Sieboldi Sweet) in Blüthe.

Wie die blühende Mume das Neujahrs- und Frühlingsfest als erstes
der Go-sekku oder fünf Volksfeste im Jahr verschönerte, so ist der
Bewunderung und Freude über die Kiku-no-hana oder Chrysan-
themumblüthen das letzte dieser Laienfeste am 9. Tag des 9. Monats
nach alter Jahresrechnung, das ist gegen Ende October nach der neuen,
gewidmet. Dieses Kiku-no-sekku oder Chrysanthemumfest führt die
fröhliche, festlich gekleidete Menge auf die Blumenmärkte und in die
grossen Gärtnereien, welche sich durch die Cultur von Chrysanthemum
(Pyrethrum) indicum L., Ch. sinense Sabin. und verwandten Arten aus-

I. Land- und Forstwirthschaft.
wegen angebaut, die in grösserer Menge auf die Märkte gebracht und
von den Chinesen sehr geliebt werden.« Von Japan gilt dasselbe, wie
bereits früher betont wurde.

Die Wasserspiegel der alten Wallgräben und Teiche von Tôkio
sind im Hochsommer durch zahllose Blätter und Blüthen des Lotus
geschmückt. Während die Blätter fast aller übrigen Nymphaeaceen
sich mit mattem Grün flach über das Wasser ausbreiten, hebt die Lo-
tuspflanze die ihrigen gleich den Blüthen an langen Stielen weit dar-
über empor. Das prächtige Grün, die feine Aderung und muschel-
förmige Wölbung und Vertiefung der Blätter zeichnet sie nicht minder
aus, und wenn die Thautropfen morgens wie Tausende von Perlen auf
diesen edlen Gebilden ruhen, ist der Anblick kaum minder schön, als
wenn die Strahlen der aufsteigenden Sonne sie verscheuchen, dafür
aber die zahlreichen Knospen und Blüthentulpen öffnen. Leider ist
die Pflanze nur während der Sommer- und Herbstmonate eine Zierde
der stehenden Gewässer, nicht den langen Winter über, wenn der
Blick auf ihre abgestorbenen, zerfetzten Blätter fällt.

Auf die Blüthezeit der Lotusblume folgt im August und Sep-
tember
diejenige der sogenannten »sieben Herbstpflanzen« (Aki-no-na-
na-kusa). Man versteht darunter Hagi (Arten von Lespedeza und Des-
modium), Fuyô (Hibiscus mutabilis L.), Omina-meshi (Patrinia sca-
biosaefolia Link), Fuji-bakama (Eupatorium chinense L. & E.,
japonicum Thunb.), Kikiyô (Platycodon grandiflorum D. C.) und die
beiden Gräser Susuki (Eulalia japonica Trim.) und Kara-kaya) An-
thistiria arguens Wild.). Alle, bis auf Hibiscus, schmücken im Hoch-
sommer und Herbst die Kusa-wara oder blumenreiche Waldwiese.
Hagi, insbesondere Lespedeza cyrtobotrya und Desmodium penduli-
florum Oud. mit ihren an Goldregen erinnernden Blättern und violetten
Blüthen, ferner Fuyô, Omine-meshi und Susuki (siehe pg. 203)
bilden ausserdem beliebte Decorationsmotive im Kunstgewerbe. — Als
Topfpflanze findet man im September und October in Japan, wie bei
uns, auch das Tamano-o (Sedum Sieboldi Sweet) in Blüthe.

Wie die blühende Mume das Neujahrs- und Frühlingsfest als erstes
der Go-sekku oder fünf Volksfeste im Jahr verschönerte, so ist der
Bewunderung und Freude über die Kiku-no-hana oder Chrysan-
themumblüthen das letzte dieser Laienfeste am 9. Tag des 9. Monats
nach alter Jahresrechnung, das ist gegen Ende October nach der neuen,
gewidmet. Dieses Kiku-no-sekku oder Chrysanthemumfest führt die
fröhliche, festlich gekleidete Menge auf die Blumenmärkte und in die
grossen Gärtnereien, welche sich durch die Cultur von Chrysanthemum
(Pyrethrum) indicum L., Ch. sinense Sabin. und verwandten Arten aus-

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[324/0348] I. Land- und Forstwirthschaft. wegen angebaut, die in grösserer Menge auf die Märkte gebracht und von den Chinesen sehr geliebt werden.« Von Japan gilt dasselbe, wie bereits früher betont wurde. Die Wasserspiegel der alten Wallgräben und Teiche von Tôkio sind im Hochsommer durch zahllose Blätter und Blüthen des Lotus geschmückt. Während die Blätter fast aller übrigen Nymphaeaceen sich mit mattem Grün flach über das Wasser ausbreiten, hebt die Lo- tuspflanze die ihrigen gleich den Blüthen an langen Stielen weit dar- über empor. Das prächtige Grün, die feine Aderung und muschel- förmige Wölbung und Vertiefung der Blätter zeichnet sie nicht minder aus, und wenn die Thautropfen morgens wie Tausende von Perlen auf diesen edlen Gebilden ruhen, ist der Anblick kaum minder schön, als wenn die Strahlen der aufsteigenden Sonne sie verscheuchen, dafür aber die zahlreichen Knospen und Blüthentulpen öffnen. Leider ist die Pflanze nur während der Sommer- und Herbstmonate eine Zierde der stehenden Gewässer, nicht den langen Winter über, wenn der Blick auf ihre abgestorbenen, zerfetzten Blätter fällt. Auf die Blüthezeit der Lotusblume folgt im August und Sep- tember diejenige der sogenannten »sieben Herbstpflanzen« (Aki-no-na- na-kusa). Man versteht darunter Hagi (Arten von Lespedeza und Des- modium), Fuyô (Hibiscus mutabilis L.), Omina-meshi (Patrinia sca- biosaefolia Link), Fuji-bakama (Eupatorium chinense L. & E., japonicum Thunb.), Kikiyô (Platycodon grandiflorum D. C.) und die beiden Gräser Susuki (Eulalia japonica Trim.) und Kara-kaya) An- thistiria arguens Wild.). Alle, bis auf Hibiscus, schmücken im Hoch- sommer und Herbst die Kusa-wara oder blumenreiche Waldwiese. Hagi, insbesondere Lespedeza cyrtobotrya und Desmodium penduli- florum Oud. mit ihren an Goldregen erinnernden Blättern und violetten Blüthen, ferner Fuyô, Omine-meshi und Susuki (siehe pg. 203) bilden ausserdem beliebte Decorationsmotive im Kunstgewerbe. — Als Topfpflanze findet man im September und October in Japan, wie bei uns, auch das Tamano-o (Sedum Sieboldi Sweet) in Blüthe. Wie die blühende Mume das Neujahrs- und Frühlingsfest als erstes der Go-sekku oder fünf Volksfeste im Jahr verschönerte, so ist der Bewunderung und Freude über die Kiku-no-hana oder Chrysan- themumblüthen das letzte dieser Laienfeste am 9. Tag des 9. Monats nach alter Jahresrechnung, das ist gegen Ende October nach der neuen, gewidmet. Dieses Kiku-no-sekku oder Chrysanthemumfest führt die fröhliche, festlich gekleidete Menge auf die Blumenmärkte und in die grossen Gärtnereien, welche sich durch die Cultur von Chrysanthemum (Pyrethrum) indicum L., Ch. sinense Sabin. und verwandten Arten aus-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/348>, abgerufen am 22.11.2024.