anlagen, so verschieden erscheint der japanische Naturwald im Gebirge*) mit seinen vielerlei buntgemischten Gewächsen von dem gleichförmigen Nadel- oder Laubwald, welchen Bedürfniss und Für- sorge hervorriefen. Wie auf der Hara, so hat sich auch in dem Ge- birgslaubwalde die ursprüngliche Physiognomie der japanischen Natur mit ihrem grossen Reichthum an Formen und Arten erhalten. Aber Reichthum an Arten bedeutet keineswegs auch schon Reichthum an werthvollem Holz in einem solchen Walde oder an Futter mit Bezug auf die Waldwiese, und ein Eldorado im Sinne des Natur- und Pflanzen- freundes ist nicht immer eins vom Standpunkt des Nationalökonomen.
In dem sich selbst überlassenen Wald, ob Urwald oder verwil- dert, kommt dabei nicht weiter in Betracht, mischt sich Leben und Tod, aufspriessende und absterbende Vegetation in wunderbarer Weise. H. Cotta**) sagt mit Bezug hierauf, dass Wälder sich da am besten bilden und bestehen, wo es gar keine Menschen- und folglich auch keine Forstwirthschaft gibt. Es ist jedoch eine viel verbreitete, nichts- destoweniger aber irrige Ansicht, dass der Urwald besonders holzreich sei. Derselbe zeigt vielmehr neben eingestreuten Baumriesen alle Abstufungen der verschiedenartigsten Holzentwickelung bis zum nie- drigsten Strauche und bietet keineswegs die gesammte Holzmasse eines Culturhochwaldes auf derselben Fläche, auf welcher Dutzende geringwerthiger Arten Holzgewächse zurückgedrängt wurden, um Licht und Raum für eine kräftige Entwickelung besserer zu gewinnen. Der Forstwirth reduciert also die Artenzahl eines Naturwaldes mit Hülfe der Axt und anderer Mittel, gleichwie durch fortgesetzte Düngung und Pflege eine Verarmung der Flora einer Wiese eintritt, indem zwischen zahlreichen und buntgemischten Gräsern und Kräutern das bisherige Gleichgewicht gestört und eine ungleiche Förderung der Entwickelung eingeführt wird, bei der die schwächeren Bestandtheile zu Grunde gehen.
Wie Bd. I, pg. 166--179 näher ausgeführt wurde, ist Asa-ki, der japanische Laubwald, im Gegensatz zum Kuro-ki oder dunklen Nadelwalde und zu unsern eigenen artenarmen Wäldern, aus einem überaus bunten Gemisch einer grossen Anzahl von Baum- und Straucharten auf allen Altersstufen zusammengesetzt. Nur aus- nahmsweise und meist in Folge besonderen Anbaus finden wir Ka- stanien und verschiedene Eichenarten in geschlossenen Beständen. Schling- und Kletterpflanzen, schmarotzende und im Boden wurzelnde Farne treten häufiger, in viel mehr Arten und in kräftigerer Entwicke-
*) Yama, Berg, Gebirge, ist auch die häufigste Bezeichnung für Naturwald.
**) Vorrede zu seiner "Anweisung zum Waldbau".
I. Land- und Forstwirthschaft.
anlagen, so verschieden erscheint der japanische Naturwald im Gebirge*) mit seinen vielerlei buntgemischten Gewächsen von dem gleichförmigen Nadel- oder Laubwald, welchen Bedürfniss und Für- sorge hervorriefen. Wie auf der Hara, so hat sich auch in dem Ge- birgslaubwalde die ursprüngliche Physiognomie der japanischen Natur mit ihrem grossen Reichthum an Formen und Arten erhalten. Aber Reichthum an Arten bedeutet keineswegs auch schon Reichthum an werthvollem Holz in einem solchen Walde oder an Futter mit Bezug auf die Waldwiese, und ein Eldorado im Sinne des Natur- und Pflanzen- freundes ist nicht immer eins vom Standpunkt des Nationalökonomen.
In dem sich selbst überlassenen Wald, ob Urwald oder verwil- dert, kommt dabei nicht weiter in Betracht, mischt sich Leben und Tod, aufspriessende und absterbende Vegetation in wunderbarer Weise. H. Cotta**) sagt mit Bezug hierauf, dass Wälder sich da am besten bilden und bestehen, wo es gar keine Menschen- und folglich auch keine Forstwirthschaft gibt. Es ist jedoch eine viel verbreitete, nichts- destoweniger aber irrige Ansicht, dass der Urwald besonders holzreich sei. Derselbe zeigt vielmehr neben eingestreuten Baumriesen alle Abstufungen der verschiedenartigsten Holzentwickelung bis zum nie- drigsten Strauche und bietet keineswegs die gesammte Holzmasse eines Culturhochwaldes auf derselben Fläche, auf welcher Dutzende geringwerthiger Arten Holzgewächse zurückgedrängt wurden, um Licht und Raum für eine kräftige Entwickelung besserer zu gewinnen. Der Forstwirth reduciert also die Artenzahl eines Naturwaldes mit Hülfe der Axt und anderer Mittel, gleichwie durch fortgesetzte Düngung und Pflege eine Verarmung der Flora einer Wiese eintritt, indem zwischen zahlreichen und buntgemischten Gräsern und Kräutern das bisherige Gleichgewicht gestört und eine ungleiche Förderung der Entwickelung eingeführt wird, bei der die schwächeren Bestandtheile zu Grunde gehen.
Wie Bd. I, pg. 166—179 näher ausgeführt wurde, ist Asa-ki, der japanische Laubwald, im Gegensatz zum Kuro-ki oder dunklen Nadelwalde und zu unsern eigenen artenarmen Wäldern, aus einem überaus bunten Gemisch einer grossen Anzahl von Baum- und Straucharten auf allen Altersstufen zusammengesetzt. Nur aus- nahmsweise und meist in Folge besonderen Anbaus finden wir Ka- stanien und verschiedene Eichenarten in geschlossenen Beständen. Schling- und Kletterpflanzen, schmarotzende und im Boden wurzelnde Farne treten häufiger, in viel mehr Arten und in kräftigerer Entwicke-
*) Yama, Berg, Gebirge, ist auch die häufigste Bezeichnung für Naturwald.
**) Vorrede zu seiner »Anweisung zum Waldbau«.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
anlagen, so verschieden erscheint der japanische Naturwald im
Gebirge *) mit seinen vielerlei buntgemischten Gewächsen von dem
gleichförmigen Nadel- oder Laubwald, welchen Bedürfniss und Für-
sorge hervorriefen. Wie auf der Hara, so hat sich auch in dem Ge-
birgslaubwalde die ursprüngliche Physiognomie der japanischen Natur
mit ihrem grossen Reichthum an Formen und Arten erhalten. Aber
Reichthum an Arten bedeutet keineswegs auch schon Reichthum an
werthvollem Holz in einem solchen Walde oder an Futter mit Bezug
auf die Waldwiese, und ein Eldorado im Sinne des Natur- und Pflanzen-
freundes ist nicht immer eins vom Standpunkt des Nationalökonomen.
In dem sich selbst überlassenen Wald, ob Urwald oder verwil-
dert, kommt dabei nicht weiter in Betracht, mischt sich Leben und
Tod, aufspriessende und absterbende Vegetation in wunderbarer Weise.
H. Cotta **) sagt mit Bezug hierauf, dass Wälder sich da am besten
bilden und bestehen, wo es gar keine Menschen- und folglich auch
keine Forstwirthschaft gibt. Es ist jedoch eine viel verbreitete, nichts-
destoweniger aber irrige Ansicht, dass der Urwald besonders holzreich
sei. Derselbe zeigt vielmehr neben eingestreuten Baumriesen alle
Abstufungen der verschiedenartigsten Holzentwickelung bis zum nie-
drigsten Strauche und bietet keineswegs die gesammte Holzmasse
eines Culturhochwaldes auf derselben Fläche, auf welcher Dutzende
geringwerthiger Arten Holzgewächse zurückgedrängt wurden, um Licht
und Raum für eine kräftige Entwickelung besserer zu gewinnen. Der
Forstwirth reduciert also die Artenzahl eines Naturwaldes mit Hülfe
der Axt und anderer Mittel, gleichwie durch fortgesetzte Düngung und
Pflege eine Verarmung der Flora einer Wiese eintritt, indem zwischen
zahlreichen und buntgemischten Gräsern und Kräutern das bisherige
Gleichgewicht gestört und eine ungleiche Förderung der Entwickelung
eingeführt wird, bei der die schwächeren Bestandtheile zu Grunde gehen.
Wie Bd. I, pg. 166—179 näher ausgeführt wurde, ist Asa-ki,
der japanische Laubwald, im Gegensatz zum Kuro-ki oder
dunklen Nadelwalde und zu unsern eigenen artenarmen Wäldern,
aus einem überaus bunten Gemisch einer grossen Anzahl von Baum-
und Straucharten auf allen Altersstufen zusammengesetzt. Nur aus-
nahmsweise und meist in Folge besonderen Anbaus finden wir Ka-
stanien und verschiedene Eichenarten in geschlossenen Beständen.
Schling- und Kletterpflanzen, schmarotzende und im Boden wurzelnde
Farne treten häufiger, in viel mehr Arten und in kräftigerer Entwicke-
*) Yama, Berg, Gebirge, ist auch die häufigste Bezeichnung für Naturwald.
**) Vorrede zu seiner »Anweisung zum Waldbau«.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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