im Ei stattfindet. Genauere Beobachtungen in Europa haben ergeben, dass dieselbe bei einer Temperatur von 10° C. beginnt und von da ab eine Wärmesumme von etwa 400° C. bedarf, welche sich je nach der Temperatur über 24--30 Tage des April und Anfang Mai vertheilen, woraus sich ergibt, dass künstliche Wärme, die man allmählich, doch nicht über 25° C. steigert, das Auskriechen beschleunigt. Die aus- gekrochenen Räupchen werden von Zeit zu Zeit auf verschiedene Weise auf das mit zartem, zerhackten Laube belegte Lager übergeführt, sei es durch gelindes Klopfen wider die Rückseite des Cartons, durch Abstreifen mit dem Barte einer Feder, oder dadurch, dass man einen leichten durchlöcherten Bogen Papier über den Eiern ausbreitet und auf der Oberseite mit zarten Maulbeerblättchen bestreut. Die ausge- krochenen Räupchen gelangen durch die Löcher des Papiers zum Futter und können mit diesem leicht auf das der Hürden übertragen werden.
Eine sorgfältige Zucht verlangt die tägliche Reinigung des Lagers mit Ausnahme der Häutungszeiten. Sie wird vor einer neuen Fütte- rung vorgenommen, in der Regel so, dass man über dem Lager ein dünnes Netz (Ami) aus Hanfgarn ausbreitet und darauf frische Blätter legt, zu denen die Raupen überkriechen, worauf die Strohmatte dar- unter mit den Futterresten, Auswürfen und etwa todten Raupen weg- gezogen und gereinigt oder direct durch andere mit neuem Futter er- setzt wird. Die zurückgebliebenen trägen Raupen sah ich wohl auch mit den Fingern auf das neue Lager übertragen; zweckmässiger ist aber jedenfalls ihre Ueberführung und Pflege auf besonderen Hürden, da ihre Mattigkeit oft nur das erste Zeichen des Krankseins und es darum sehr wichtig ist, dass sie thunlichst bald von den gesunden Würmern getrennt werden. Auch kommt es bei einer rationellen Zucht darauf an, dass man Raupen von gleichem Alter und Entwickelungs- gange beisammen hat, die ihre Häutungen gleichzeitig durchmachen und sich schliesslich auch so ziemlich zur selben Zeit einspinnen und verpuppen. Aus diesem Grunde trennt man auch die Räupchen, welche einen Tag früher oder später auskriechen, als die grösste Menge, von dieser und pflegt sie auf besonderen Lagern.
Dagegen geschieht es oft, dass ein Züchter acht oder vierzehn Tage nach begonnener Zucht mit einer zweiten oder sogar dritten Serie Raupen anfängt, wenn er noch Samen und genügend Futter zur Verfügung hat. Da die Raupen nach der dritten und vor allem nach der vierten Häutung stark wachsen, muss man sie auf mehr Lager vertheilen, damit sie nicht zu dicht neben- oder gar über einander zu liegen kommen. Es geschieht dies am besten bei der letzten Lager- reinigung vor den Häutungen, derart, dass nach der dritten Häutung
I. Land- und Forstwirthschaft.
im Ei stattfindet. Genauere Beobachtungen in Europa haben ergeben, dass dieselbe bei einer Temperatur von 10° C. beginnt und von da ab eine Wärmesumme von etwa 400° C. bedarf, welche sich je nach der Temperatur über 24—30 Tage des April und Anfang Mai vertheilen, woraus sich ergibt, dass künstliche Wärme, die man allmählich, doch nicht über 25° C. steigert, das Auskriechen beschleunigt. Die aus- gekrochenen Räupchen werden von Zeit zu Zeit auf verschiedene Weise auf das mit zartem, zerhackten Laube belegte Lager übergeführt, sei es durch gelindes Klopfen wider die Rückseite des Cartons, durch Abstreifen mit dem Barte einer Feder, oder dadurch, dass man einen leichten durchlöcherten Bogen Papier über den Eiern ausbreitet und auf der Oberseite mit zarten Maulbeerblättchen bestreut. Die ausge- krochenen Räupchen gelangen durch die Löcher des Papiers zum Futter und können mit diesem leicht auf das der Hürden übertragen werden.
Eine sorgfältige Zucht verlangt die tägliche Reinigung des Lagers mit Ausnahme der Häutungszeiten. Sie wird vor einer neuen Fütte- rung vorgenommen, in der Regel so, dass man über dem Lager ein dünnes Netz (Ami) aus Hanfgarn ausbreitet und darauf frische Blätter legt, zu denen die Raupen überkriechen, worauf die Strohmatte dar- unter mit den Futterresten, Auswürfen und etwa todten Raupen weg- gezogen und gereinigt oder direct durch andere mit neuem Futter er- setzt wird. Die zurückgebliebenen trägen Raupen sah ich wohl auch mit den Fingern auf das neue Lager übertragen; zweckmässiger ist aber jedenfalls ihre Ueberführung und Pflege auf besonderen Hürden, da ihre Mattigkeit oft nur das erste Zeichen des Krankseins und es darum sehr wichtig ist, dass sie thunlichst bald von den gesunden Würmern getrennt werden. Auch kommt es bei einer rationellen Zucht darauf an, dass man Raupen von gleichem Alter und Entwickelungs- gange beisammen hat, die ihre Häutungen gleichzeitig durchmachen und sich schliesslich auch so ziemlich zur selben Zeit einspinnen und verpuppen. Aus diesem Grunde trennt man auch die Räupchen, welche einen Tag früher oder später auskriechen, als die grösste Menge, von dieser und pflegt sie auf besonderen Lagern.
Dagegen geschieht es oft, dass ein Züchter acht oder vierzehn Tage nach begonnener Zucht mit einer zweiten oder sogar dritten Serie Raupen anfängt, wenn er noch Samen und genügend Futter zur Verfügung hat. Da die Raupen nach der dritten und vor allem nach der vierten Häutung stark wachsen, muss man sie auf mehr Lager vertheilen, damit sie nicht zu dicht neben- oder gar über einander zu liegen kommen. Es geschieht dies am besten bei der letzten Lager- reinigung vor den Häutungen, derart, dass nach der dritten Häutung
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I. Land- und Forstwirthschaft.
im Ei stattfindet. Genauere Beobachtungen in Europa haben ergeben,
dass dieselbe bei einer Temperatur von 10° C. beginnt und von da ab
eine Wärmesumme von etwa 400° C. bedarf, welche sich je nach der
Temperatur über 24—30 Tage des April und Anfang Mai vertheilen,
woraus sich ergibt, dass künstliche Wärme, die man allmählich, doch
nicht über 25° C. steigert, das Auskriechen beschleunigt. Die aus-
gekrochenen Räupchen werden von Zeit zu Zeit auf verschiedene Weise
auf das mit zartem, zerhackten Laube belegte Lager übergeführt, sei
es durch gelindes Klopfen wider die Rückseite des Cartons, durch
Abstreifen mit dem Barte einer Feder, oder dadurch, dass man einen
leichten durchlöcherten Bogen Papier über den Eiern ausbreitet und
auf der Oberseite mit zarten Maulbeerblättchen bestreut. Die ausge-
krochenen Räupchen gelangen durch die Löcher des Papiers zum Futter
und können mit diesem leicht auf das der Hürden übertragen werden.
Eine sorgfältige Zucht verlangt die tägliche Reinigung des Lagers
mit Ausnahme der Häutungszeiten. Sie wird vor einer neuen Fütte-
rung vorgenommen, in der Regel so, dass man über dem Lager ein
dünnes Netz (Ami) aus Hanfgarn ausbreitet und darauf frische Blätter
legt, zu denen die Raupen überkriechen, worauf die Strohmatte dar-
unter mit den Futterresten, Auswürfen und etwa todten Raupen weg-
gezogen und gereinigt oder direct durch andere mit neuem Futter er-
setzt wird. Die zurückgebliebenen trägen Raupen sah ich wohl auch
mit den Fingern auf das neue Lager übertragen; zweckmässiger ist
aber jedenfalls ihre Ueberführung und Pflege auf besonderen Hürden,
da ihre Mattigkeit oft nur das erste Zeichen des Krankseins und es
darum sehr wichtig ist, dass sie thunlichst bald von den gesunden
Würmern getrennt werden. Auch kommt es bei einer rationellen Zucht
darauf an, dass man Raupen von gleichem Alter und Entwickelungs-
gange beisammen hat, die ihre Häutungen gleichzeitig durchmachen
und sich schliesslich auch so ziemlich zur selben Zeit einspinnen und
verpuppen. Aus diesem Grunde trennt man auch die Räupchen, welche
einen Tag früher oder später auskriechen, als die grösste Menge, von
dieser und pflegt sie auf besonderen Lagern.
Dagegen geschieht es oft, dass ein Züchter acht oder vierzehn
Tage nach begonnener Zucht mit einer zweiten oder sogar dritten
Serie Raupen anfängt, wenn er noch Samen und genügend Futter zur
Verfügung hat. Da die Raupen nach der dritten und vor allem nach
der vierten Häutung stark wachsen, muss man sie auf mehr Lager
vertheilen, damit sie nicht zu dicht neben- oder gar über einander zu
liegen kommen. Es geschieht dies am besten bei der letzten Lager-
reinigung vor den Häutungen, derart, dass nach der dritten Häutung
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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