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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Handelsgewächse.
vielen Nüancen, welche man mit ihr zu erzeugen versteht, besonders
in den japanischen Seidenfärbereien hochgeschätzt. Da in Europa das
Saflorroth allgemein für eine sehr unbeständige Farbe angesehen
wird, war ich erstaunt, in Japan gerade neben ihrer Schönheit auch
die Dauerhaftigkeit rühmen zu hören, und fand dann genügend Ge-
legenheit, mich selbst davon zu überzeugen und auch das in einer der
grössten Färbereien von Kioto angewandte Verfahren kennen zu lernen.
Abgesehen von den äusseren Vorrichtungen bestand dasselbe in Fol-
gendem:

Die kleinen, dünnen Saflorkuchen, wie sie der Handel liefert,
übergoss man Abends mit so viel Wasser, als sie aufzunehmen ver-
mochten, und liess sie dann über Nacht stehen. Am folgenden Morgen
wurde die so mit Wasser getränkte Masse in eine Bütte geschüttet
und mit etwas Reisspreu versetzt, um das Ankleben zu hindern,
worauf man sie mit den Füssen knetete und zu einem steifen Brei
verarbeitete. Diesen füllte man alsdann in Beutel aus Palmseilen
(von Chamaerops excelsa) und unterwarf ihn darin dem Druck einer
schweren Winkelpresse, wodurch eine gelbliche, trübe Flüssigkeit,
welche das Saflorgelb enthielt, aus- und unbenutzt wegfloss.

Der Rückstand wurde nun in eine Bütte geschüttet, mit Holz-
aschenlauge und Wasser vermischt und abermals über Nacht stehen
lassen. Am andern Morgen schlug man die Mischung wieder in Säcke
ein und presste daraus unter der nämlichen Winkelpresse eine braun-
rothe Flüssigkeit, welche das Saflorroth oder Carthamin (C14H16O7) ent-
hielt. Dasselbe wurde daraus durch Ume-dzu (Pflaumenessig, siehe
pg. 128) niedergeschlagen und die trübe Flüssigkeit darüber abdecan-
tiert. Sodann löste man das Carthamin in heissem Wasser, welches
man mit Essig versetzte, und benutzte die Lösung ohne Weiteres
zur Erzeugung eines schönen Momo-iro (Pfirsichblüthroth) auf Seide.
Durch Zusatz von Ukon (Curcuma-) Pulver zur Lösung wird das präch-
tige Aka (Türkischroth in verschiedenen Nüancen) erzeugt, welches
bei japanischen und chinesischen Seidenstoffen so oft schon die Be-
wunderung von Kennern hervorgerufen hat. Statt der Curcuma be-
nutzt man auch zur Erzielung gewisser schöner Farbentöne die wässe-
rige Lösung der Kiwada-Rinde und zieht das in der Akalösung
rothgefärbte Zeug, so lange es noch nass ist, hindurch.

Man wird aus diesen Mittheilungen erkennen, dass das Verfahren
bei der Gewinnung und Anwendung des Saflorroths im Wesentlichen
mit dem bei uns übereinstimmt, und muss das bessere Resultat jeden-
falls den kleinen Abweichungen zuschreiben.

Die zum Bedrucken der Zeuge mit Figuren dienenden Kata's

3. Handelsgewächse.
vielen Nüancen, welche man mit ihr zu erzeugen versteht, besonders
in den japanischen Seidenfärbereien hochgeschätzt. Da in Europa das
Saflorroth allgemein für eine sehr unbeständige Farbe angesehen
wird, war ich erstaunt, in Japan gerade neben ihrer Schönheit auch
die Dauerhaftigkeit rühmen zu hören, und fand dann genügend Ge-
legenheit, mich selbst davon zu überzeugen und auch das in einer der
grössten Färbereien von Kiôto angewandte Verfahren kennen zu lernen.
Abgesehen von den äusseren Vorrichtungen bestand dasselbe in Fol-
gendem:

Die kleinen, dünnen Saflorkuchen, wie sie der Handel liefert,
übergoss man Abends mit so viel Wasser, als sie aufzunehmen ver-
mochten, und liess sie dann über Nacht stehen. Am folgenden Morgen
wurde die so mit Wasser getränkte Masse in eine Bütte geschüttet
und mit etwas Reisspreu versetzt, um das Ankleben zu hindern,
worauf man sie mit den Füssen knetete und zu einem steifen Brei
verarbeitete. Diesen füllte man alsdann in Beutel aus Palmseilen
(von Chamaerops excelsa) und unterwarf ihn darin dem Druck einer
schweren Winkelpresse, wodurch eine gelbliche, trübe Flüssigkeit,
welche das Saflorgelb enthielt, aus- und unbenutzt wegfloss.

Der Rückstand wurde nun in eine Bütte geschüttet, mit Holz-
aschenlauge und Wasser vermischt und abermals über Nacht stehen
lassen. Am andern Morgen schlug man die Mischung wieder in Säcke
ein und presste daraus unter der nämlichen Winkelpresse eine braun-
rothe Flüssigkeit, welche das Saflorroth oder Carthamin (C14H16O7) ent-
hielt. Dasselbe wurde daraus durch Ume-dzu (Pflaumenessig, siehe
pg. 128) niedergeschlagen und die trübe Flüssigkeit darüber abdecan-
tiert. Sodann löste man das Carthamin in heissem Wasser, welches
man mit Essig versetzte, und benutzte die Lösung ohne Weiteres
zur Erzeugung eines schönen Momo-iro (Pfirsichblüthroth) auf Seide.
Durch Zusatz von Ukon (Curcuma-) Pulver zur Lösung wird das präch-
tige Aka (Türkischroth in verschiedenen Nüancen) erzeugt, welches
bei japanischen und chinesischen Seidenstoffen so oft schon die Be-
wunderung von Kennern hervorgerufen hat. Statt der Curcuma be-
nutzt man auch zur Erzielung gewisser schöner Farbentöne die wässe-
rige Lösung der Kiwada-Rinde und zieht das in der Akalösung
rothgefärbte Zeug, so lange es noch nass ist, hindurch.

Man wird aus diesen Mittheilungen erkennen, dass das Verfahren
bei der Gewinnung und Anwendung des Saflorroths im Wesentlichen
mit dem bei uns übereinstimmt, und muss das bessere Resultat jeden-
falls den kleinen Abweichungen zuschreiben.

Die zum Bedrucken der Zeuge mit Figuren dienenden Kata’s

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[215/0237] 3. Handelsgewächse. vielen Nüancen, welche man mit ihr zu erzeugen versteht, besonders in den japanischen Seidenfärbereien hochgeschätzt. Da in Europa das Saflorroth allgemein für eine sehr unbeständige Farbe angesehen wird, war ich erstaunt, in Japan gerade neben ihrer Schönheit auch die Dauerhaftigkeit rühmen zu hören, und fand dann genügend Ge- legenheit, mich selbst davon zu überzeugen und auch das in einer der grössten Färbereien von Kiôto angewandte Verfahren kennen zu lernen. Abgesehen von den äusseren Vorrichtungen bestand dasselbe in Fol- gendem: Die kleinen, dünnen Saflorkuchen, wie sie der Handel liefert, übergoss man Abends mit so viel Wasser, als sie aufzunehmen ver- mochten, und liess sie dann über Nacht stehen. Am folgenden Morgen wurde die so mit Wasser getränkte Masse in eine Bütte geschüttet und mit etwas Reisspreu versetzt, um das Ankleben zu hindern, worauf man sie mit den Füssen knetete und zu einem steifen Brei verarbeitete. Diesen füllte man alsdann in Beutel aus Palmseilen (von Chamaerops excelsa) und unterwarf ihn darin dem Druck einer schweren Winkelpresse, wodurch eine gelbliche, trübe Flüssigkeit, welche das Saflorgelb enthielt, aus- und unbenutzt wegfloss. Der Rückstand wurde nun in eine Bütte geschüttet, mit Holz- aschenlauge und Wasser vermischt und abermals über Nacht stehen lassen. Am andern Morgen schlug man die Mischung wieder in Säcke ein und presste daraus unter der nämlichen Winkelpresse eine braun- rothe Flüssigkeit, welche das Saflorroth oder Carthamin (C14H16O7) ent- hielt. Dasselbe wurde daraus durch Ume-dzu (Pflaumenessig, siehe pg. 128) niedergeschlagen und die trübe Flüssigkeit darüber abdecan- tiert. Sodann löste man das Carthamin in heissem Wasser, welches man mit Essig versetzte, und benutzte die Lösung ohne Weiteres zur Erzeugung eines schönen Momo-iro (Pfirsichblüthroth) auf Seide. Durch Zusatz von Ukon (Curcuma-) Pulver zur Lösung wird das präch- tige Aka (Türkischroth in verschiedenen Nüancen) erzeugt, welches bei japanischen und chinesischen Seidenstoffen so oft schon die Be- wunderung von Kennern hervorgerufen hat. Statt der Curcuma be- nutzt man auch zur Erzielung gewisser schöner Farbentöne die wässe- rige Lösung der Kiwada-Rinde und zieht das in der Akalösung rothgefärbte Zeug, so lange es noch nass ist, hindurch. Man wird aus diesen Mittheilungen erkennen, dass das Verfahren bei der Gewinnung und Anwendung des Saflorroths im Wesentlichen mit dem bei uns übereinstimmt, und muss das bessere Resultat jeden- falls den kleinen Abweichungen zuschreiben. Die zum Bedrucken der Zeuge mit Figuren dienenden Kata’s

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/237>, abgerufen am 03.12.2024.