sein, wesshalb man bei der Ro-Gewinnung aus den Früchten des Lack- baums jene Kerne vorher ausscheidet, während man sie bei der an- dern Art mit der zerstampften Hülle vereint lassen soll. Das Los- trennen erfolgt bei jenen durch Stampfen in runden Reiströgen (Usu), nachdem man die Stiele entfernt hat, worauf man die Masse bei Luft- zug aus einer emporgehobenen Wanne allmählich auf ausgebreitete Binsenmatten fallen lässt. Die zunächst niederfallenden schwereren Steinkerne sind werthlos und werden beseitigt. Das Mehl aus Epi- dermis und Mesocarp sammelt und erhitzt man durch Wasserdampf in hanfleinenen Säcken und setzt es dann rasch dem Druck unter der Keilpresse aus. Mit dem Rückstand verfährt man zum zweitenmal in gleicher Weise.
Dies ist im wesentlichen das Verfahren, welches ich zu Murakami im nördlichen Echigo bei der Talggewinnung aus den Früchten des Lackbaumes einschlagen sah. Ganz analog fand ich es in Jyo auf Shikoku, wo die etwas grösseren Früchte von Rhus succedanea zur Verwendung kamen. Die hier in Anwendung kommenden Keilpressen hatten ganz analoge Construction und waren nur sorgfältiger gearbeitet, als dort. Zum Eintreiben der Keile schwang man die hölzernen Bolzen nicht frei in den Händen, sondern gewann die Kraft, welche sonst zum Tragen ihres Gewichtes verbraucht wird, indem sie in horizontaler Lage an Seilen aufgehängt und geschwungen wurden. Zur Erwärmung der Masse, welcher noch viele Steinkerne beigemengt waren, diente wie anderwärts ein eiserner Kessel, der zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt war und in dessen oberem Theil ein Bambuskorb mit Tucheinsatz ruhte, auf welchem das fetthaltige Mehl von den Wasser- dämpfen bestrichen wurde.
Eine ganz andere Gestalt und Einrichtung hatte eine Wachspresse, welche mir in Nagasaki gezeigt wurde. Es war ein flaschenartig aus- gehöhlter Baumstamm aus Keaki (Planera Keaki), den man an beiden Enden mit eisernen Reifen beschlagen hatte. Die in Hanfbeuteln er- hitzte Masse wurde zwischen starke runde Deckel aus Weidengeflecht gepackt und in den nach unten gerichteten Hals der Flaschenhöhlung geschoben. Zur Füllung des weiteren Hohlraums wurden dicke runde Bretter verwendet und diese durch Keile von oben eingetrieben. Auf einem Kohlenbecken stand das Gefäss, welches das durch eine Röhre unten ausfliessende Fett aufnahm.
Wie nun auch in verschiedenen Landestheilen das Verfahren bei der Gewinnung des Pflanzentalges in einzelnen Dingen von einander abweichen möge, so ist es im wesentlichen doch immer dasselbe und kann zur völligen Erschöpfung der Masse an Fett nicht führen. Dies
I. Land- und Forstwirthschaft.
sein, wesshalb man bei der Rô-Gewinnung aus den Früchten des Lack- baums jene Kerne vorher ausscheidet, während man sie bei der an- dern Art mit der zerstampften Hülle vereint lassen soll. Das Los- trennen erfolgt bei jenen durch Stampfen in runden Reiströgen (Usu), nachdem man die Stiele entfernt hat, worauf man die Masse bei Luft- zug aus einer emporgehobenen Wanne allmählich auf ausgebreitete Binsenmatten fallen lässt. Die zunächst niederfallenden schwereren Steinkerne sind werthlos und werden beseitigt. Das Mehl aus Epi- dermis und Mesocarp sammelt und erhitzt man durch Wasserdampf in hanfleinenen Säcken und setzt es dann rasch dem Druck unter der Keilpresse aus. Mit dem Rückstand verfährt man zum zweitenmal in gleicher Weise.
Dies ist im wesentlichen das Verfahren, welches ich zu Murakami im nördlichen Echigo bei der Talggewinnung aus den Früchten des Lackbaumes einschlagen sah. Ganz analog fand ich es in Jyo auf Shikoku, wo die etwas grösseren Früchte von Rhus succedanea zur Verwendung kamen. Die hier in Anwendung kommenden Keilpressen hatten ganz analoge Construction und waren nur sorgfältiger gearbeitet, als dort. Zum Eintreiben der Keile schwang man die hölzernen Bolzen nicht frei in den Händen, sondern gewann die Kraft, welche sonst zum Tragen ihres Gewichtes verbraucht wird, indem sie in horizontaler Lage an Seilen aufgehängt und geschwungen wurden. Zur Erwärmung der Masse, welcher noch viele Steinkerne beigemengt waren, diente wie anderwärts ein eiserner Kessel, der zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt war und in dessen oberem Theil ein Bambuskorb mit Tucheinsatz ruhte, auf welchem das fetthaltige Mehl von den Wasser- dämpfen bestrichen wurde.
Eine ganz andere Gestalt und Einrichtung hatte eine Wachspresse, welche mir in Nagasáki gezeigt wurde. Es war ein flaschenartig aus- gehöhlter Baumstamm aus Keaki (Planera Keaki), den man an beiden Enden mit eisernen Reifen beschlagen hatte. Die in Hanfbeuteln er- hitzte Masse wurde zwischen starke runde Deckel aus Weidengeflecht gepackt und in den nach unten gerichteten Hals der Flaschenhöhlung geschoben. Zur Füllung des weiteren Hohlraums wurden dicke runde Bretter verwendet und diese durch Keile von oben eingetrieben. Auf einem Kohlenbecken stand das Gefäss, welches das durch eine Röhre unten ausfliessende Fett aufnahm.
Wie nun auch in verschiedenen Landestheilen das Verfahren bei der Gewinnung des Pflanzentalges in einzelnen Dingen von einander abweichen möge, so ist es im wesentlichen doch immer dasselbe und kann zur völligen Erschöpfung der Masse an Fett nicht führen. Dies
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I. Land- und Forstwirthschaft.
sein, wesshalb man bei der Rô-Gewinnung aus den Früchten des Lack-
baums jene Kerne vorher ausscheidet, während man sie bei der an-
dern Art mit der zerstampften Hülle vereint lassen soll. Das Los-
trennen erfolgt bei jenen durch Stampfen in runden Reiströgen (Usu),
nachdem man die Stiele entfernt hat, worauf man die Masse bei Luft-
zug aus einer emporgehobenen Wanne allmählich auf ausgebreitete
Binsenmatten fallen lässt. Die zunächst niederfallenden schwereren
Steinkerne sind werthlos und werden beseitigt. Das Mehl aus Epi-
dermis und Mesocarp sammelt und erhitzt man durch Wasserdampf in
hanfleinenen Säcken und setzt es dann rasch dem Druck unter der
Keilpresse aus. Mit dem Rückstand verfährt man zum zweitenmal in
gleicher Weise.
Dies ist im wesentlichen das Verfahren, welches ich zu Murakami
im nördlichen Echigo bei der Talggewinnung aus den Früchten des
Lackbaumes einschlagen sah. Ganz analog fand ich es in Jyo auf
Shikoku, wo die etwas grösseren Früchte von Rhus succedanea zur
Verwendung kamen. Die hier in Anwendung kommenden Keilpressen
hatten ganz analoge Construction und waren nur sorgfältiger gearbeitet,
als dort. Zum Eintreiben der Keile schwang man die hölzernen Bolzen
nicht frei in den Händen, sondern gewann die Kraft, welche sonst zum
Tragen ihres Gewichtes verbraucht wird, indem sie in horizontaler
Lage an Seilen aufgehängt und geschwungen wurden. Zur Erwärmung
der Masse, welcher noch viele Steinkerne beigemengt waren, diente
wie anderwärts ein eiserner Kessel, der zur Hälfte mit kochendem
Wasser gefüllt war und in dessen oberem Theil ein Bambuskorb mit
Tucheinsatz ruhte, auf welchem das fetthaltige Mehl von den Wasser-
dämpfen bestrichen wurde.
Eine ganz andere Gestalt und Einrichtung hatte eine Wachspresse,
welche mir in Nagasáki gezeigt wurde. Es war ein flaschenartig aus-
gehöhlter Baumstamm aus Keaki (Planera Keaki), den man an beiden
Enden mit eisernen Reifen beschlagen hatte. Die in Hanfbeuteln er-
hitzte Masse wurde zwischen starke runde Deckel aus Weidengeflecht
gepackt und in den nach unten gerichteten Hals der Flaschenhöhlung
geschoben. Zur Füllung des weiteren Hohlraums wurden dicke runde
Bretter verwendet und diese durch Keile von oben eingetrieben. Auf
einem Kohlenbecken stand das Gefäss, welches das durch eine Röhre
unten ausfliessende Fett aufnahm.
Wie nun auch in verschiedenen Landestheilen das Verfahren bei
der Gewinnung des Pflanzentalges in einzelnen Dingen von einander
abweichen möge, so ist es im wesentlichen doch immer dasselbe und
kann zur völligen Erschöpfung der Masse an Fett nicht führen. Dies
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/212>, abgerufen am 23.11.2024.
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