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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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2. Nährpflanzen.
liefert aber ein davon total verschiedenes Obst, insofern als dafür
nicht die Frucht selbst, sondern ihre eigenthümlich fleischig verdickten
Stiele zu gelten haben. Der süsse Geschmack der letzteren erinnert
etwas an unsere Birnen und ist namentlich bei Kindern sehr beliebt.
Der Baum gedeiht im wärmeren Europa ganz gut*).

14) Cornus officinalis S. & Z. (C. sanguinea Thunb., C. ignorata
K. Koch.), jap. Sanshio-nayu, wird der Früchte wegen hier und da
cultiviert. Die grossen Büsche oder kleinen Bäume, welche ich im Som-
mer 1875 in Yamato in der Nähe von Mandarinorangen angebaut fand,
erinnerten mich lebhaft an unsere gewöhnliche Kornelkirsche (C. mas
L.), der auch die scharlachrothe ellipsoidische Steinfrucht sich nähert.

15) Elaeagnus umbellata Thunb. (E. parvifolia Royle), jap. Gumi.
Die doldenblüthige Oelweide, welche man in Japan häufig wildwach-
send findet und auch als Zierstrauch anbaut, liefert eine kleine, runde,
rosafarbene Steinfrucht, deren Fleisch namentlich von Kindern geges-
sen wird. Dasselbe gilt, wenn auch nicht in gleichem Maasse, von
den übrigen Elaeagnus-Arten, für welche Gumi Gattungsname ist.

c) Beerenobst.

16) Diospyros Kaki L. fil., jap. Kaki, chin. Shi-tse, franz. Pla-
queminier
, engl. Persimon, die Dattelpflaume oder der Lotus-
pflaumenbaum
. Diese, auch ihres Holzes wegen bemerkenswerthe
Ebenacee ist unstreitig der verbreitetste, wichtigste und schönste Obst-
baum Japans, Koreas und Nordchinas**). Derselbe hält in Japan Nacht-
fröste von --12° C. bis --16° C. aus. Seine Cultur geht noch hoch
den Thälern und weit über die Grenze des Bambusrohrs hinauf. Es
ist ein stattlicher Baum von der Tracht des Birnbaums, mit schönen
abfallenden Blättern, fast so gross, wie bei einigen Magnolien, doch
von gelbgrüner Farbe, nur in der Gestalt an die des Birnbaums er-
innernd. Die Neubelaubung fällt in den Mai, die Blüthezeit in den
Juni, die Fruchtreife in den Spätherbst von Mitte September bis Ende
November. Die stattliche Beerenfrucht von Hühnerei- bis Faustdicke
beschreibt Thunberg (flor. jap. pg. 158) treffend in folgender Weise:

"Pomum subglobosum, obsolete tetragonum, glabrum, immaturum
viride, maturum flavum, basi truncatum, calyce persistente ornatum,
obtusum stigmate persistente, octovalve, octoloculare, magnitudine
pomi mediocris, sapore fere pruni albi dulcis, carnosum."

*) Siehe Philippe: Sur l'Eucalyptus globulus et l'Hovenia dulcis. Bull. Soc.
Accl. ser. 2. I. pg. 196 (1864).
**) So heisst es z. B. bei Markham: Travels through the Province of Shan-
tung im Journ. Roy. Geogr. Soc. 1870 "Persimon trees abound".

2. Nährpflanzen.
liefert aber ein davon total verschiedenes Obst, insofern als dafür
nicht die Frucht selbst, sondern ihre eigenthümlich fleischig verdickten
Stiele zu gelten haben. Der süsse Geschmack der letzteren erinnert
etwas an unsere Birnen und ist namentlich bei Kindern sehr beliebt.
Der Baum gedeiht im wärmeren Europa ganz gut*).

14) Cornus officinalis S. & Z. (C. sanguinea Thunb., C. ignorata
K. Koch.), jap. Sanshiô-nayu, wird der Früchte wegen hier und da
cultiviert. Die grossen Büsche oder kleinen Bäume, welche ich im Som-
mer 1875 in Yamato in der Nähe von Mandarinorangen angebaut fand,
erinnerten mich lebhaft an unsere gewöhnliche Kornelkirsche (C. mas
L.), der auch die scharlachrothe ellipsoidische Steinfrucht sich nähert.

15) Elaeagnus umbellata Thunb. (E. parvifolia Royle), jap. Gumi.
Die doldenblüthige Oelweide, welche man in Japan häufig wildwach-
send findet und auch als Zierstrauch anbaut, liefert eine kleine, runde,
rosafarbene Steinfrucht, deren Fleisch namentlich von Kindern geges-
sen wird. Dasselbe gilt, wenn auch nicht in gleichem Maasse, von
den übrigen Elaeagnus-Arten, für welche Gumi Gattungsname ist.

c) Beerenobst.

16) Diospyros Kaki L. fil., jap. Kaki, chin. Shi-tse, franz. Pla-
queminier
, engl. Persimon, die Dattelpflaume oder der Lotus-
pflaumenbaum
. Diese, auch ihres Holzes wegen bemerkenswerthe
Ebenacee ist unstreitig der verbreitetste, wichtigste und schönste Obst-
baum Japans, Koreas und Nordchinas**). Derselbe hält in Japan Nacht-
fröste von —12° C. bis —16° C. aus. Seine Cultur geht noch hoch
den Thälern und weit über die Grenze des Bambusrohrs hinauf. Es
ist ein stattlicher Baum von der Tracht des Birnbaums, mit schönen
abfallenden Blättern, fast so gross, wie bei einigen Magnolien, doch
von gelbgrüner Farbe, nur in der Gestalt an die des Birnbaums er-
innernd. Die Neubelaubung fällt in den Mai, die Blüthezeit in den
Juni, die Fruchtreife in den Spätherbst von Mitte September bis Ende
November. Die stattliche Beerenfrucht von Hühnerei- bis Faustdicke
beschreibt Thunberg (flor. jap. pg. 158) treffend in folgender Weise:

»Pomum subglobosum, obsolete tetragonum, glabrum, immaturum
viride, maturum flavum, basi truncatum, calyce persistente ornatum,
obtusum stigmate persistente, octovalve, octoloculare, magnitudine
pomi mediocris, sapore fere pruni albi dulcis, carnosum.«

*) Siehe Philippe: Sur l’Eucalyptus globulus et l’Hovenia dulcis. Bull. Soc.
Accl. sér. 2. I. pg. 196 (1864).
**) So heisst es z. B. bei Markham: Travels through the Province of Shan-
tung im Journ. Roy. Geogr. Soc. 1870 »Persimon trees abound«.
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[103/0123] 2. Nährpflanzen. liefert aber ein davon total verschiedenes Obst, insofern als dafür nicht die Frucht selbst, sondern ihre eigenthümlich fleischig verdickten Stiele zu gelten haben. Der süsse Geschmack der letzteren erinnert etwas an unsere Birnen und ist namentlich bei Kindern sehr beliebt. Der Baum gedeiht im wärmeren Europa ganz gut *). 14) Cornus officinalis S. & Z. (C. sanguinea Thunb., C. ignorata K. Koch.), jap. Sanshiô-nayu, wird der Früchte wegen hier und da cultiviert. Die grossen Büsche oder kleinen Bäume, welche ich im Som- mer 1875 in Yamato in der Nähe von Mandarinorangen angebaut fand, erinnerten mich lebhaft an unsere gewöhnliche Kornelkirsche (C. mas L.), der auch die scharlachrothe ellipsoidische Steinfrucht sich nähert. 15) Elaeagnus umbellata Thunb. (E. parvifolia Royle), jap. Gumi. Die doldenblüthige Oelweide, welche man in Japan häufig wildwach- send findet und auch als Zierstrauch anbaut, liefert eine kleine, runde, rosafarbene Steinfrucht, deren Fleisch namentlich von Kindern geges- sen wird. Dasselbe gilt, wenn auch nicht in gleichem Maasse, von den übrigen Elaeagnus-Arten, für welche Gumi Gattungsname ist. c) Beerenobst. 16) Diospyros Kaki L. fil., jap. Kaki, chin. Shi-tse, franz. Pla- queminier, engl. Persimon, die Dattelpflaume oder der Lotus- pflaumenbaum. Diese, auch ihres Holzes wegen bemerkenswerthe Ebenacee ist unstreitig der verbreitetste, wichtigste und schönste Obst- baum Japans, Koreas und Nordchinas **). Derselbe hält in Japan Nacht- fröste von —12° C. bis —16° C. aus. Seine Cultur geht noch hoch den Thälern und weit über die Grenze des Bambusrohrs hinauf. Es ist ein stattlicher Baum von der Tracht des Birnbaums, mit schönen abfallenden Blättern, fast so gross, wie bei einigen Magnolien, doch von gelbgrüner Farbe, nur in der Gestalt an die des Birnbaums er- innernd. Die Neubelaubung fällt in den Mai, die Blüthezeit in den Juni, die Fruchtreife in den Spätherbst von Mitte September bis Ende November. Die stattliche Beerenfrucht von Hühnerei- bis Faustdicke beschreibt Thunberg (flor. jap. pg. 158) treffend in folgender Weise: »Pomum subglobosum, obsolete tetragonum, glabrum, immaturum viride, maturum flavum, basi truncatum, calyce persistente ornatum, obtusum stigmate persistente, octovalve, octoloculare, magnitudine pomi mediocris, sapore fere pruni albi dulcis, carnosum.« *) Siehe Philippe: Sur l’Eucalyptus globulus et l’Hovenia dulcis. Bull. Soc. Accl. sér. 2. I. pg. 196 (1864). **) So heisst es z. B. bei Markham: Travels through the Province of Shan- tung im Journ. Roy. Geogr. Soc. 1870 »Persimon trees abound«.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/123>, abgerufen am 26.04.2024.