Vierzehn ri ostwärts von Wakayama liegt im Gebiete des Yoshino- gawa die berühmte Klosterstadt Koya mit 3500 Bewohnern in einem Sattel des bewaldeten Koya-san 500 Meter über dem Meer. Der Weg zu ihr führte mich aus der Thalsohle des Yoshino nordöstlich an kleinen Pflanzungen von Lackbäumen und Fächerpalmen, wild wachsenden, wohlriechenden Lilien und Azalien vorbei bergan zu einem Orte Kamia-mura, der aus einer einzigen Strasse sehr sau- berer Theehäuser besteht. Darauf geht es durch einen Wald, worin stattliche Retinisporen, deren Stämme zum Theil 3 Meter Umfang haben, Cryptomerien und Tannen (Abies firma) in grosser Zahl er- scheinen, hinauf bis in die Nähe des Ortes, wo ein Hain der präch- tigen Schirmtanne (Sciadopitys verticillata Thunbg.) mit grauen Stäm- men und Zapfen gleich einer Kiefer überrascht, der Koya-maki der Japaner. Das ganze Städtchen besteht aus Tempeln, Klöstern, Herbergen und Verkaufsläden von, dem Dienst des Buddha geweihten Objecten, wie Rosenkränzen, Heiligenbildern und dergleichen mehr, ähnlich, wie sie uns jeder katholische Wallfahrtsort bietet. Man zählt allein gegen 370 Tempel und Klöster, darunter manche sehr geräumig sind. Alles um sie her ist höchst sauber und zeugt von einem behag- lichen, glücklichen Leben, trotz der Beschränkung auf vegetabile Kost. Kagohoji, der grosse Tempel, ist reizend verziert. Die Holzschnitzereien, Malereien, Vergoldung und Lackierung der Säulen und Thüren zählen zu den schönsten Leistungen des japanischen Kunstgewerbes. Koya war lange Freistätte, diente auch oft als Verbannungsort und zehrt von altem Ruhm und Glanze.
Von Wakayama aus führt der Küstenweg über folgende Orte: Yuasa mit 7000 Einwohnern, Tsui mit 6000 Einwohnern, Tanabe mit 7500 Einwohnern, Katsura, Shingu mit 9100 Einwohnern, Kinomotoura mit 2600 Einwohnern, Kada und Owashi. Der berühmte Wasserfall Nachi-no-taki ist nur eine Meile von dem kleinen Hafenorte Katsura entfernt, auch sind in der Nähe der Bucht heisse Quellen mit gerühmten Heilwirkungen. Shingu, der bedeutendste Ort und Hafen, exportiert Holz und Steinkohlen von einer Mine, die nur wenige ri oberhalb am Flusse liegt.
2. Die Insel Awaji*), die grösste im Seto-uchi, ist 14 ri lang, im Süden 7, gegen Norden 4 ri breit, gebirgig, aus Diorit, Gneiss, Granit und alten Schiefern aufgebaut, auf den Bergen be- waldet, in den Thälchen wohlcultiviert. Auf 10,24 Quadratmeilen hat
*) Die Japaner leiten den Namen ab von "a haji, o ich schäme mich!" So soll nämlich Isanami im Hinblick auf die Kleinheit der Insel ausgerufen haben.
III. Topographie.
Vierzehn ri ostwärts von Wakayama liegt im Gebiete des Yoshino- gawa die berühmte Klosterstadt Koya mit 3500 Bewohnern in einem Sattel des bewaldeten Koya-san 500 Meter über dem Meer. Der Weg zu ihr führte mich aus der Thalsohle des Yoshino nordöstlich an kleinen Pflanzungen von Lackbäumen und Fächerpalmen, wild wachsenden, wohlriechenden Lilien und Azalien vorbei bergan zu einem Orte Kamia-mura, der aus einer einzigen Strasse sehr sau- berer Theehäuser besteht. Darauf geht es durch einen Wald, worin stattliche Retinisporen, deren Stämme zum Theil 3 Meter Umfang haben, Cryptomerien und Tannen (Abies firma) in grosser Zahl er- scheinen, hinauf bis in die Nähe des Ortes, wo ein Hain der präch- tigen Schirmtanne (Sciadopitys verticillata Thunbg.) mit grauen Stäm- men und Zapfen gleich einer Kiefer überrascht, der Koya-maki der Japaner. Das ganze Städtchen besteht aus Tempeln, Klöstern, Herbergen und Verkaufsläden von, dem Dienst des Buddha geweihten Objecten, wie Rosenkränzen, Heiligenbildern und dergleichen mehr, ähnlich, wie sie uns jeder katholische Wallfahrtsort bietet. Man zählt allein gegen 370 Tempel und Klöster, darunter manche sehr geräumig sind. Alles um sie her ist höchst sauber und zeugt von einem behag- lichen, glücklichen Leben, trotz der Beschränkung auf vegetabile Kost. Kagohoji, der grosse Tempel, ist reizend verziert. Die Holzschnitzereien, Malereien, Vergoldung und Lackierung der Säulen und Thüren zählen zu den schönsten Leistungen des japanischen Kunstgewerbes. Koya war lange Freistätte, diente auch oft als Verbannungsort und zehrt von altem Ruhm und Glanze.
Von Wakayama aus führt der Küstenweg über folgende Orte: Yuasa mit 7000 Einwohnern, Tsui mit 6000 Einwohnern, Tanabe mit 7500 Einwohnern, Katsura, Shingu mit 9100 Einwohnern, Kinomotoura mit 2600 Einwohnern, Kada und Owashi. Der berühmte Wasserfall Nachi-no-taki ist nur eine Meile von dem kleinen Hafenorte Katsura entfernt, auch sind in der Nähe der Bucht heisse Quellen mit gerühmten Heilwirkungen. Shingu, der bedeutendste Ort und Hafen, exportiert Holz und Steinkohlen von einer Mine, die nur wenige ri oberhalb am Flusse liegt.
2. Die Insel Awaji*), die grösste im Seto-uchi, ist 14 ri lang, im Süden 7, gegen Norden 4 ri breit, gebirgig, aus Diorit, Gneiss, Granit und alten Schiefern aufgebaut, auf den Bergen be- waldet, in den Thälchen wohlcultiviert. Auf 10,24 Quadratmeilen hat
*) Die Japaner leiten den Namen ab von »a haji, o ich schäme mich!« So soll nämlich Isanami im Hinblick auf die Kleinheit der Insel ausgerufen haben.
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III. Topographie.
Vierzehn ri ostwärts von Wakayama liegt im Gebiete des Yoshino-
gawa die berühmte Klosterstadt Koya mit 3500 Bewohnern in einem
Sattel des bewaldeten Koya-san 500 Meter über dem Meer. Der
Weg zu ihr führte mich aus der Thalsohle des Yoshino nordöstlich
an kleinen Pflanzungen von Lackbäumen und Fächerpalmen, wild
wachsenden, wohlriechenden Lilien und Azalien vorbei bergan zu
einem Orte Kamia-mura, der aus einer einzigen Strasse sehr sau-
berer Theehäuser besteht. Darauf geht es durch einen Wald, worin
stattliche Retinisporen, deren Stämme zum Theil 3 Meter Umfang
haben, Cryptomerien und Tannen (Abies firma) in grosser Zahl er-
scheinen, hinauf bis in die Nähe des Ortes, wo ein Hain der präch-
tigen Schirmtanne (Sciadopitys verticillata Thunbg.) mit grauen Stäm-
men und Zapfen gleich einer Kiefer überrascht, der Koya-maki
der Japaner. Das ganze Städtchen besteht aus Tempeln, Klöstern,
Herbergen und Verkaufsläden von, dem Dienst des Buddha geweihten
Objecten, wie Rosenkränzen, Heiligenbildern und dergleichen mehr,
ähnlich, wie sie uns jeder katholische Wallfahrtsort bietet. Man zählt
allein gegen 370 Tempel und Klöster, darunter manche sehr geräumig
sind. Alles um sie her ist höchst sauber und zeugt von einem behag-
lichen, glücklichen Leben, trotz der Beschränkung auf vegetabile Kost.
Kagohoji, der grosse Tempel, ist reizend verziert. Die Holzschnitzereien,
Malereien, Vergoldung und Lackierung der Säulen und Thüren zählen
zu den schönsten Leistungen des japanischen Kunstgewerbes. Koya
war lange Freistätte, diente auch oft als Verbannungsort und zehrt
von altem Ruhm und Glanze.
Von Wakayama aus führt der Küstenweg über folgende Orte:
Yuasa mit 7000 Einwohnern, Tsui mit 6000 Einwohnern, Tanabe
mit 7500 Einwohnern, Katsura, Shingu mit 9100 Einwohnern,
Kinomotoura mit 2600 Einwohnern, Kada und Owashi. Der
berühmte Wasserfall Nachi-no-taki ist nur eine Meile von dem kleinen
Hafenorte Katsura entfernt, auch sind in der Nähe der Bucht heisse
Quellen mit gerühmten Heilwirkungen. Shingu, der bedeutendste
Ort und Hafen, exportiert Holz und Steinkohlen von einer Mine, die
nur wenige ri oberhalb am Flusse liegt.
2. Die Insel Awaji *), die grösste im Seto-uchi, ist 14 ri
lang, im Süden 7, gegen Norden 4 ri breit, gebirgig, aus Diorit,
Gneiss, Granit und alten Schiefern aufgebaut, auf den Bergen be-
waldet, in den Thälchen wohlcultiviert. Auf 10,24 Quadratmeilen hat
*) Die Japaner leiten den Namen ab von »a haji, o ich schäme mich!« So
soll nämlich Isanami im Hinblick auf die Kleinheit der Insel ausgerufen haben.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/638>, abgerufen am 22.11.2024.
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