einsame, 300 Meter hohe Insel wird von etwa 200 Menschen bewohnt, die neben Landwirthschaft etwas Viehzucht treiben.
8. Die Provinz Suruga oder Sunshiu. Sie zieht sich am gleichnamigen fischreichen Meerbusen hin und ist ausserdem von Idzu, Sagami, Kai und Totomi begrenzt, von dem sie der Oigawa scheidet. In ihrer Nordgrenze gegen Kai erhebt sich der Fuji-no-yama und überschaut majestätisch die ganze Provinz. An den Südabhängen wird viel Theebau getrieben. Die Hauptstadt heisst Shidzuoka und liegt am Tokaido. Hier residierte Iyeyasu, bevor er Yedo gründete, hierher zog er sich auch zurück. Damals hiess die Stadt Sumpu, auch wird der Name Fuchiu zuweilen noch für dieselbe gefunden *). Shidzuoka bedeutet Friedenshügel. Wie der Begründer der Tokugawa-Herrschaft hier Ruhe suchte und fand, so auch der letzte Shogun und Nachkomme von ihm, Keiki oder Histotsubashi Yoshihisa (pag. 416), der seit 1870 in Zurückgezogenheit hier lebt. In früherer Zeit war Shidzuoka eine blühende Stadt, in welcher viele Hatamoto wohnten. Jetzt macht sie den Eindruck einer gefallenen Grösse. Sie hat 32000 Einwohner, welche sich theilweise von der Anfertigung von Lackwaaren und Rotanggeflecht nähren. Numadzu (Midzuno, 50000 koku), 16000 Einwohner, am Suruga-wan, und Shimidzu ostwärts von Shidzuoka, mit 4100 Einwohnern, sind Hafen- orte, letzterer namentlich für den Verkehr von Kai. Tanaka (Honda, 40000 koku) in der Nähe des Tokaido und südwestlich von Shidzuoka, mit 4050 Einwohnern, und Ojima (Matsudaira, 10000 koku) nord- östlich und landeinwärts von der Hauptstadt sind als ehemalige Daimio- sitze erwähnenswerth.
9. Kai oder Koshiu. Ein von ansehnlichen Gebirgen und den Provinzen Suruga, Sagami, Musashi und Shinano begrenztes, vom Fuji-kawa und seinen Nebenflüssen bewässertes Ländchen mit Acker- bau und ansehnlicher Seidenzucht. Es liefert die schönen Berg- krystalle, die besten Tuschschalen und Trauben (Koshiu-no-budo) auf den Markt von Tokio. Seine Hauptstadt Kofu hat 16000 Einwohner, eine grosse Filanda nach französischem Styl, ein Lehrerseminar. Das Städtchen Ichikawa, 4000 Einwohner, 4 ri südwestlich davon, zeichnet sich durch seine Papierindustrie aus. Weiter abwärts und gleichfalls am Fuji-kawa liegt Kajikasawa mit 3500 Einwohnern.
*) Sumpu kommt von sun (sunshiu), dem chinesischen Aequivalent für Suruga, und pu = fu, Hauptstadt. Es kehrt letzteres im Namen Fuchiu, d. h. mittlere, innere (chiu) Hauptstadt, wieder, welcher auf eine ganze Anzahl anderer Provinz- hauptstädte angewandt wurde.
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II. Tôkaidô. b. Tôtômi-nada.
einsame, 300 Meter hohe Insel wird von etwa 200 Menschen bewohnt, die neben Landwirthschaft etwas Viehzucht treiben.
8. Die Provinz Suruga oder Sunshiu. Sie zieht sich am gleichnamigen fischreichen Meerbusen hin und ist ausserdem von Idzu, Sagami, Kai und Tôtômi begrenzt, von dem sie der Oigawa scheidet. In ihrer Nordgrenze gegen Kai erhebt sich der Fuji-no-yama und überschaut majestätisch die ganze Provinz. An den Südabhängen wird viel Theebau getrieben. Die Hauptstadt heisst Shidzuôka und liegt am Tôkaidô. Hier residierte Iyeyasu, bevor er Yedo gründete, hierher zog er sich auch zurück. Damals hiess die Stadt Sumpu, auch wird der Name Fuchiu zuweilen noch für dieselbe gefunden *). Shidzuôka bedeutet Friedenshügel. Wie der Begründer der Tokugawa-Herrschaft hier Ruhe suchte und fand, so auch der letzte Shôgun und Nachkomme von ihm, Keiki oder Histotsubashi Yoshihisa (pag. 416), der seit 1870 in Zurückgezogenheit hier lebt. In früherer Zeit war Shidzuôka eine blühende Stadt, in welcher viele Hatamoto wohnten. Jetzt macht sie den Eindruck einer gefallenen Grösse. Sie hat 32000 Einwohner, welche sich theilweise von der Anfertigung von Lackwaaren und Rotanggeflecht nähren. Numadzu (Midzuno, 50000 koku), 16000 Einwohner, am Suruga-wan, und Shimidzu ostwärts von Shidzuôka, mit 4100 Einwohnern, sind Hafen- orte, letzterer namentlich für den Verkehr von Kai. Tanaka (Honda, 40000 koku) in der Nähe des Tôkaidô und südwestlich von Shidzuôka, mit 4050 Einwohnern, und Ojima (Matsudaira, 10000 koku) nord- östlich und landeinwärts von der Hauptstadt sind als ehemalige Daimio- sitze erwähnenswerth.
9. Kai oder Kôshiu. Ein von ansehnlichen Gebirgen und den Provinzen Suruga, Sagami, Musashi und Shinano begrenztes, vom Fuji-kawa und seinen Nebenflüssen bewässertes Ländchen mit Acker- bau und ansehnlicher Seidenzucht. Es liefert die schönen Berg- krystalle, die besten Tuschschalen und Trauben (Kôshiu-no-budo) auf den Markt von Tôkio. Seine Hauptstadt Kôfu hat 16000 Einwohner, eine grosse Filanda nach französischem Styl, ein Lehrerseminar. Das Städtchen Ichikawa, 4000 Einwohner, 4 ri südwestlich davon, zeichnet sich durch seine Papierindustrie aus. Weiter abwärts und gleichfalls am Fuji-kawa liegt Kajikasawa mit 3500 Einwohnern.
*) Sumpu kommt von sun (sunshiu), dem chinesischen Aequivalent für Suruga, und pu = fu, Hauptstadt. Es kehrt letzteres im Namen Fuchiu, d. h. mittlere, innere (chiu) Hauptstadt, wieder, welcher auf eine ganze Anzahl anderer Provinz- hauptstädte angewandt wurde.
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II. Tôkaidô. b. Tôtômi-nada.
einsame, 300 Meter hohe Insel wird von etwa 200 Menschen bewohnt,
die neben Landwirthschaft etwas Viehzucht treiben.
8. Die Provinz Suruga oder Sunshiu. Sie zieht sich am
gleichnamigen fischreichen Meerbusen hin und ist ausserdem von Idzu,
Sagami, Kai und Tôtômi begrenzt, von dem sie der Oigawa scheidet.
In ihrer Nordgrenze gegen Kai erhebt sich der Fuji-no-yama und
überschaut majestätisch die ganze Provinz. An den Südabhängen
wird viel Theebau getrieben. Die Hauptstadt heisst Shidzuôka
und liegt am Tôkaidô. Hier residierte Iyeyasu, bevor er Yedo
gründete, hierher zog er sich auch zurück. Damals hiess die Stadt
Sumpu, auch wird der Name Fuchiu zuweilen noch für dieselbe
gefunden *). Shidzuôka bedeutet Friedenshügel. Wie der Begründer
der Tokugawa-Herrschaft hier Ruhe suchte und fand, so auch der
letzte Shôgun und Nachkomme von ihm, Keiki oder Histotsubashi
Yoshihisa (pag. 416), der seit 1870 in Zurückgezogenheit hier lebt.
In früherer Zeit war Shidzuôka eine blühende Stadt, in welcher viele
Hatamoto wohnten. Jetzt macht sie den Eindruck einer gefallenen
Grösse. Sie hat 32000 Einwohner, welche sich theilweise von der
Anfertigung von Lackwaaren und Rotanggeflecht nähren. Numadzu
(Midzuno, 50000 koku), 16000 Einwohner, am Suruga-wan, und
Shimidzu ostwärts von Shidzuôka, mit 4100 Einwohnern, sind Hafen-
orte, letzterer namentlich für den Verkehr von Kai. Tanaka (Honda,
40000 koku) in der Nähe des Tôkaidô und südwestlich von Shidzuôka,
mit 4050 Einwohnern, und Ojima (Matsudaira, 10000 koku) nord-
östlich und landeinwärts von der Hauptstadt sind als ehemalige Daimio-
sitze erwähnenswerth.
9. Kai oder Kôshiu. Ein von ansehnlichen Gebirgen und den
Provinzen Suruga, Sagami, Musashi und Shinano begrenztes, vom
Fuji-kawa und seinen Nebenflüssen bewässertes Ländchen mit Acker-
bau und ansehnlicher Seidenzucht. Es liefert die schönen Berg-
krystalle, die besten Tuschschalen und Trauben (Kôshiu-no-budo) auf
den Markt von Tôkio. Seine Hauptstadt Kôfu hat 16000 Einwohner,
eine grosse Filanda nach französischem Styl, ein Lehrerseminar. Das
Städtchen Ichikawa, 4000 Einwohner, 4 ri südwestlich davon,
zeichnet sich durch seine Papierindustrie aus. Weiter abwärts und
gleichfalls am Fuji-kawa liegt Kajikasawa mit 3500 Einwohnern.
*) Sumpu kommt von sun (sunshiu), dem chinesischen Aequivalent für Suruga,
und pu = fu, Hauptstadt. Es kehrt letzteres im Namen Fuchiu, d. h. mittlere,
innere (chiu) Hauptstadt, wieder, welcher auf eine ganze Anzahl anderer Provinz-
hauptstädte angewandt wurde.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/607>, abgerufen am 22.11.2024.
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