Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.II. Ethnographie. ewig wie der Raum, steht eine göttliche Macht, die nur zum Gutentreibt, deren Gesetze nicht vergehen". Der wichtigste Theil seiner Lehre ist die Transmigration oder Seelenwanderung. Vor dem Ge- richtshof des (brahminischen) Gottes Yama, in Japan Emma-sama (Yemma-sama) genannt*), dem Herrscher im Hades, erscheint die Seele des Verstorbenen, um abgeurteilt und in die Welt zurück ge- sandt zu werden, wo sie, je nach Verdienst oder Schuld, in Gestalt eines vollkommeneren Menschen oder höhern Wesens oder in einem Thiere wieder erscheint. Hat der Mensch schlecht gehandelt, so wird er auf dem Wege nach Nirwana noch weiter zurückversetzt und muss erst die zwei elendesten Zustände der Hölle und der hungerigen Geister durchlaufen, bevor er in Thiergestalt auf Erden wieder er- scheint. König Yama entscheidet nicht blos über die Art des Ueber- ganges, sondern auch über die Dauer. "Wer als Sklave sich ab- mühte", so lehrt Buddha, "kann als Prinz wieder erscheinen; wer als König regierte, bei der Wiederkehr vielleicht in Lumpen einher- wandern. Höher als Indra (der Gott des Himmels) vermögt Ihr Euer Loos zu heben und tiefer zu sinken als Wurm und Schnake". -- "Sucht Nichts bei hülflosen Götzen (des Brahmanismus), die Rettung liegt in Euch selbst. Ein Jeder macht sich selbst das Gefängniss; seine Handlungen bereiten ihm Freude oder Schmerz". Nach der Lehre Buddha's sind Noth und Elend dieses Lebens Das Ziel der Seelenwanderung ist Nirwana. Wer es erreicht, *) Diesen Yama oder Emma-sama, den König der Hölle, findet man in Japan häufig plastisch dargestellt, entweder allein oder als König gekrönt, mitten in der Reihe der Juodo oder 10 Schurken der Hölle, und zwar zinnoberroth an- gestrichen, mit aufgerissenem Munde, verdrehten Augen, einem grossen Schnurr- barte und einem Säbel an der Seite. Die Wand im Hintergrunde dieser Gruppe zeigt uns das Feuer der Hölle, worin Drachen und andere Ungethüme wühlen und wüthen. **) der Brahminen.
II. Ethnographie. ewig wie der Raum, steht eine göttliche Macht, die nur zum Gutentreibt, deren Gesetze nicht vergehen«. Der wichtigste Theil seiner Lehre ist die Transmigration oder Seelenwanderung. Vor dem Ge- richtshof des (brahminischen) Gottes Yama, in Japan Emma-sama (Yemma-sama) genannt*), dem Herrscher im Hades, erscheint die Seele des Verstorbenen, um abgeurteilt und in die Welt zurück ge- sandt zu werden, wo sie, je nach Verdienst oder Schuld, in Gestalt eines vollkommeneren Menschen oder höhern Wesens oder in einem Thiere wieder erscheint. Hat der Mensch schlecht gehandelt, so wird er auf dem Wege nach Nirwâna noch weiter zurückversetzt und muss erst die zwei elendesten Zustände der Hölle und der hungerigen Geister durchlaufen, bevor er in Thiergestalt auf Erden wieder er- scheint. König Yama entscheidet nicht blos über die Art des Ueber- ganges, sondern auch über die Dauer. »Wer als Sklave sich ab- mühte«, so lehrt Buddha, »kann als Prinz wieder erscheinen; wer als König regierte, bei der Wiederkehr vielleicht in Lumpen einher- wandern. Höher als Indra (der Gott des Himmels) vermögt Ihr Euer Loos zu heben und tiefer zu sinken als Wurm und Schnake«. — »Sucht Nichts bei hülflosen Götzen (des Brahmanismus), die Rettung liegt in Euch selbst. Ein Jeder macht sich selbst das Gefängniss; seine Handlungen bereiten ihm Freude oder Schmerz«. Nach der Lehre Buddha’s sind Noth und Elend dieses Lebens Das Ziel der Seelenwanderung ist Nirwâna. Wer es erreicht, *) Diesen Yama oder Emma-sama, den König der Hölle, findet man in Japan häufig plastisch dargestellt, entweder allein oder als König gekrönt, mitten in der Reihe der Juôdo oder 10 Schurken der Hölle, und zwar zinnoberroth an- gestrichen, mit aufgerissenem Munde, verdrehten Augen, einem grossen Schnurr- barte und einem Säbel an der Seite. Die Wand im Hintergrunde dieser Gruppe zeigt uns das Feuer der Hölle, worin Drachen und andere Ungethüme wühlen und wüthen. **) der Brahminen.
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II. Ethnographie.
ewig wie der Raum, steht eine göttliche Macht, die nur zum Guten
treibt, deren Gesetze nicht vergehen«. Der wichtigste Theil seiner
Lehre ist die Transmigration oder Seelenwanderung. Vor dem Ge-
richtshof des (brahminischen) Gottes Yama, in Japan Emma-sama
(Yemma-sama) genannt *), dem Herrscher im Hades, erscheint die
Seele des Verstorbenen, um abgeurteilt und in die Welt zurück ge-
sandt zu werden, wo sie, je nach Verdienst oder Schuld, in Gestalt
eines vollkommeneren Menschen oder höhern Wesens oder in einem
Thiere wieder erscheint. Hat der Mensch schlecht gehandelt, so wird
er auf dem Wege nach Nirwâna noch weiter zurückversetzt und muss
erst die zwei elendesten Zustände der Hölle und der hungerigen
Geister durchlaufen, bevor er in Thiergestalt auf Erden wieder er-
scheint. König Yama entscheidet nicht blos über die Art des Ueber-
ganges, sondern auch über die Dauer. »Wer als Sklave sich ab-
mühte«, so lehrt Buddha, »kann als Prinz wieder erscheinen; wer
als König regierte, bei der Wiederkehr vielleicht in Lumpen einher-
wandern. Höher als Indra (der Gott des Himmels) vermögt Ihr Euer
Loos zu heben und tiefer zu sinken als Wurm und Schnake«. —
»Sucht Nichts bei hülflosen Götzen (des Brahmanismus), die Rettung
liegt in Euch selbst. Ein Jeder macht sich selbst das Gefängniss;
seine Handlungen bereiten ihm Freude oder Schmerz«.
Nach der Lehre Buddha’s sind Noth und Elend dieses Lebens
Folgen früherer Sünden, eine Ansicht, die im Alterthume eine weite
Verbreitung hatte; denn auch in der Bibel finden wir sie in der Frage
an den Heiland vertreten: »Meister, wer hat gesündigt, dieser oder
seine Eltern?«
Das Ziel der Seelenwanderung ist Nirwâna. Wer es erreicht,
wird (nach Buddha) selbst von den Göttern **) beneidet. Es ist das
wünschenswerthe Ende der Seele, nachdem sie über die Materie
triumphiert hat und frei von allen Leidenschaften eintritt in diesen
geheiligten Raum, wo sie das Bewusstsein ihrer Existenz verliert,
doch keineswegs in Nichts aufgeht. »Wie der Thautropfen verschwin-
det in der leuchtenden See, wenn die Sonne sich erhebt, so lösen
*) Diesen Yama oder Emma-sama, den König der Hölle, findet man in
Japan häufig plastisch dargestellt, entweder allein oder als König gekrönt, mitten
in der Reihe der Juôdo oder 10 Schurken der Hölle, und zwar zinnoberroth an-
gestrichen, mit aufgerissenem Munde, verdrehten Augen, einem grossen Schnurr-
barte und einem Säbel an der Seite. Die Wand im Hintergrunde dieser Gruppe
zeigt uns das Feuer der Hölle, worin Drachen und andere Ungethüme wühlen
und wüthen.
**) der Brahminen.
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