freundliches Gehör und Aufmunterung. Unter diesen Umständen wuchs die Zahl der Christen zusehends.
Misstrauen gegen Iyeyasu erfüllte die Gouverneure, sowie die meisten Daimios des Südens, einschliesslich Mori's von Choshiu und Shimadsu's von Satsuma, der beiden mächtigsten derselben. Der Mikawa-Häuptling, in dessen Abstammung von Minamoto sie Zweifel setzten, war ihnen schon zu stark und einflussreich geworden. Zu einer weiteren Vermehrung seiner Macht mitzuwirken, schien ihnen, die auf ihre Herkunft grosses Gewicht legten, eine Erniedrigung und vor allem ihrem Interesse zuwider. So bildeten sich denn bald zwei mächtige Parteien im Lande aus, die sich erst insgeheim, dann offen feindlich gegenüber traten, die Partei des Iyeyasu, die sich um diese hervorragende Persönlichkeit willig und vertrauensvoll schaarte, und die Partei des Hideyori, in deren Vordergrund Ishida Mitsunari trat. Wie in dem Gen-Pei-Kassen, so stand auch hier im allgemeinen, wenngleich mit Ausnahmen, der Norden unter Führung des Iyeyasu dem Süden unter den Gouverneuren gegenüber. Dort war Einheit, hier gab es nur ein lockeres Band, das die verschiedensten Interessen vereinigte. Da waren zunächst die Vasallen des Hideyori, welche ihre Stellung und der Hideyoshi geleistete Eid hierher wies, wie die christlichen Generäle. Zu diesen gesellten sich, nicht aus Zuneigung zu Hideyori, sondern aus rein persönlichen Interessen, viele Fürsten des Südens, wie schon erwähnt wurde, und endlich eine Anzahl un- entschiedener Daimios, die nur den Gang der Ereignisse abwarten wollten, um bei der ersten Iyeyasu günstigen Operation zu diesem überzugehen. In den Städten Fushimi und Osaka waren die meisten Barone des Landes mit grossem Gefolge versammelt, so dass die Zahl der Bewaffneten, welche neben den Bewohnern die Häuser und Strassen erfüllten, auf 200000 geschätzt wurde. Um die grosse Gefahr für den öffentlichen Frieden, welche darin lag, wesentlich zu verringern, hatte man beschlossen, denjenigen, der einen Streit anfange, als Feind des Vaterlandes zu behandeln, so dass Jeder auf seiner Hut sein musste, dass sein Schwert in der Scheide bleibe. Das christ- liche Element war getheilt. Während Konishi und einige seiner Freunde auf der Seite der Gouverneure standen, traten Omura, Arima und mehrere Andere für Iyeyasu ein.
Den Anfang der Wirren machte ein Streit der Gouverneure Ishida (Jibu-no-sho) und Asano unter einander gleich nach der Rückkehr der Truppen aus Korea, welcher grosse Dimensionen annahm und wobei Konishi, der die Herrschaft Higo erhalten hatte, und die meisten Daimio von Kiushiu Partei für Ishida Mitsunari nahmen. Man wandte
I. Geschichte des japanischen Volkes.
freundliches Gehör und Aufmunterung. Unter diesen Umständen wuchs die Zahl der Christen zusehends.
Misstrauen gegen Iyeyasu erfüllte die Gouverneure, sowie die meisten Daimios des Südens, einschliesslich Môri’s von Chôshiu und Shimadsu’s von Satsuma, der beiden mächtigsten derselben. Der Mikawa-Häuptling, in dessen Abstammung von Minamoto sie Zweifel setzten, war ihnen schon zu stark und einflussreich geworden. Zu einer weiteren Vermehrung seiner Macht mitzuwirken, schien ihnen, die auf ihre Herkunft grosses Gewicht legten, eine Erniedrigung und vor allem ihrem Interesse zuwider. So bildeten sich denn bald zwei mächtige Parteien im Lande aus, die sich erst insgeheim, dann offen feindlich gegenüber traten, die Partei des Iyeyasu, die sich um diese hervorragende Persönlichkeit willig und vertrauensvoll schaarte, und die Partei des Hideyori, in deren Vordergrund Ishida Mitsunari trat. Wie in dem Gen-Pei-Kassen, so stand auch hier im allgemeinen, wenngleich mit Ausnahmen, der Norden unter Führung des Iyeyasu dem Süden unter den Gouverneuren gegenüber. Dort war Einheit, hier gab es nur ein lockeres Band, das die verschiedensten Interessen vereinigte. Da waren zunächst die Vasallen des Hideyori, welche ihre Stellung und der Hideyoshi geleistete Eid hierher wies, wie die christlichen Generäle. Zu diesen gesellten sich, nicht aus Zuneigung zu Hideyori, sondern aus rein persönlichen Interessen, viele Fürsten des Südens, wie schon erwähnt wurde, und endlich eine Anzahl un- entschiedener Daimios, die nur den Gang der Ereignisse abwarten wollten, um bei der ersten Iyeyasu günstigen Operation zu diesem überzugehen. In den Städten Fushimi und Ôsaka waren die meisten Barone des Landes mit grossem Gefolge versammelt, so dass die Zahl der Bewaffneten, welche neben den Bewohnern die Häuser und Strassen erfüllten, auf 200000 geschätzt wurde. Um die grosse Gefahr für den öffentlichen Frieden, welche darin lag, wesentlich zu verringern, hatte man beschlossen, denjenigen, der einen Streit anfange, als Feind des Vaterlandes zu behandeln, so dass Jeder auf seiner Hut sein musste, dass sein Schwert in der Scheide bleibe. Das christ- liche Element war getheilt. Während Konishi und einige seiner Freunde auf der Seite der Gouverneure standen, traten Ômura, Arima und mehrere Andere für Iyeyasu ein.
Den Anfang der Wirren machte ein Streit der Gouverneure Ishida (Jibu-no-sho) und Asano unter einander gleich nach der Rückkehr der Truppen aus Korea, welcher grosse Dimensionen annahm und wobei Konishi, der die Herrschaft Higo erhalten hatte, und die meisten Daimio von Kiushiu Partei für Ishida Mitsunari nahmen. Man wandte
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I. Geschichte des japanischen Volkes.
freundliches Gehör und Aufmunterung. Unter diesen Umständen
wuchs die Zahl der Christen zusehends.
Misstrauen gegen Iyeyasu erfüllte die Gouverneure, sowie die
meisten Daimios des Südens, einschliesslich Môri’s von Chôshiu und
Shimadsu’s von Satsuma, der beiden mächtigsten derselben. Der
Mikawa-Häuptling, in dessen Abstammung von Minamoto sie Zweifel
setzten, war ihnen schon zu stark und einflussreich geworden. Zu
einer weiteren Vermehrung seiner Macht mitzuwirken, schien ihnen,
die auf ihre Herkunft grosses Gewicht legten, eine Erniedrigung und
vor allem ihrem Interesse zuwider. So bildeten sich denn bald zwei
mächtige Parteien im Lande aus, die sich erst insgeheim, dann offen
feindlich gegenüber traten, die Partei des Iyeyasu, die sich um diese
hervorragende Persönlichkeit willig und vertrauensvoll schaarte, und
die Partei des Hideyori, in deren Vordergrund Ishida Mitsunari trat.
Wie in dem Gen-Pei-Kassen, so stand auch hier im allgemeinen,
wenngleich mit Ausnahmen, der Norden unter Führung des Iyeyasu
dem Süden unter den Gouverneuren gegenüber. Dort war Einheit,
hier gab es nur ein lockeres Band, das die verschiedensten Interessen
vereinigte. Da waren zunächst die Vasallen des Hideyori, welche
ihre Stellung und der Hideyoshi geleistete Eid hierher wies, wie die
christlichen Generäle. Zu diesen gesellten sich, nicht aus Zuneigung
zu Hideyori, sondern aus rein persönlichen Interessen, viele Fürsten
des Südens, wie schon erwähnt wurde, und endlich eine Anzahl un-
entschiedener Daimios, die nur den Gang der Ereignisse abwarten
wollten, um bei der ersten Iyeyasu günstigen Operation zu diesem
überzugehen. In den Städten Fushimi und Ôsaka waren die meisten
Barone des Landes mit grossem Gefolge versammelt, so dass die Zahl
der Bewaffneten, welche neben den Bewohnern die Häuser und Strassen
erfüllten, auf 200000 geschätzt wurde. Um die grosse Gefahr für
den öffentlichen Frieden, welche darin lag, wesentlich zu verringern,
hatte man beschlossen, denjenigen, der einen Streit anfange, als
Feind des Vaterlandes zu behandeln, so dass Jeder auf seiner Hut
sein musste, dass sein Schwert in der Scheide bleibe. Das christ-
liche Element war getheilt. Während Konishi und einige seiner
Freunde auf der Seite der Gouverneure standen, traten Ômura, Arima
und mehrere Andere für Iyeyasu ein.
Den Anfang der Wirren machte ein Streit der Gouverneure Ishida
(Jibu-no-sho) und Asano unter einander gleich nach der Rückkehr
der Truppen aus Korea, welcher grosse Dimensionen annahm und
wobei Konishi, der die Herrschaft Higo erhalten hatte, und die meisten
Daimio von Kiushiu Partei für Ishida Mitsunari nahmen. Man wandte
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/366>, abgerufen am 22.11.2024.
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