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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
viele andere Koreaner von hoher Stellung zu Gefangenen und bezog
endlich Quartiere in den fruchtbaren Niederungen an der Brough-
ton-Bai.

Konishi's Loos war auf die nordwestliche Provinz Pionan (Pingan-
to) gefallen. Er rückte demgemäss nordwärts gegen den Tatong-Kiang
(Taitong-Kiang) vor, an dessen nördlichem Ufer bei Pingshang (Pjöng-
jang) die koreanische Armee sich von neuem gestellt hatte. Hier
stiessen Kuroda und Yoshitoshi, der Daimio von Tsushima, mit ihren
Truppentheilen zu ihm. Konishi machte einen neuen Versuch, die
Koreaner zum Frieden zu bestimmen. Die Japaner verlangten eine
offene Strasse nach China. Die Koreaner aber, täglich auf chinesische
Hülfe wartend, wiesen die japanische Forderung ab. Pingshang war
gut befestigt, und da die Japaner keine Boote hatten, um über den
Fluss setzen zu können, erfolgte der Angriff erst nach längeren Vor-
bereitungen. Der König floh weiter nordwärts nach Wichu (Ichiu) an
der Mündung des Yalon und der chinesischen Grenze. Auf seiner
Flucht hörte er, dass auch Pingshang gefallen sei, eine Nachricht,
die neuen Schrecken verbreitete. Der Einnahme von Pingshang ging
ein nächtlicher Ueberfall der Koreaner voraus, auf den Konishi nicht
vorbereitet war und der ihm trotz mangelhafter Ausführung ansehn-
liche Verluste brachte und noch folgenschwerer für ihn geworden
wäre, wenn nicht Kuroda ihm zur Hülfe gekommen wäre und den
Feind wieder über den Fluss zurückgedrängt hätte. Die Japaner
folgten nun und eroberten die Festung. Grosse Vorräthe fielen ihnen
in die Hände.

Bis hierher hatte der Gouverneur der benachbarten chinesischen
Provinz Laotung nur den aufmerksamen Beobachter gespielt. Erst
als die Koreaner mit ihren Bitten um Hülfe dringender wurden und
versprachen, sich unter chinesische Oberhoheit stellen zu wollen, wenn
man ihnen beistehe, schickte China ein kleines Hülfscorps von 5000
Mann. Dasselbe rückte auf Pingshang vor, wurde von den Japanern
in die Stadt gelassen und hier in den engen Strassen derselben so
total geschlagen, dass der Rest, ohne den General, welcher fiel, die
Flucht ergriff und erst in Laotung wieder zum Halten kam.

Um diese Zeit trug sich ein folgenschweres Ereigniss im Süden
Koreas zu. Konishi hatte die japanische Flotte, welche bisher un-
thätig nicht weit von Fusan vor Anker gelegen hatte, nach Pingshang
beordert. Bevor dies ausgeführt wurde, lockte die koreanische Flotte
die japanische auf die offene See, griff sie von allen Seiten an und
erfocht einen grossen Sieg über dieselbe, so dass die übrig bleiben-
den japanischen Schiffe sich wieder nach Fusan-kai zurückziehen

5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
viele andere Koreaner von hoher Stellung zu Gefangenen und bezog
endlich Quartiere in den fruchtbaren Niederungen an der Brough-
ton-Bai.

Konishi’s Loos war auf die nordwestliche Provinz Pionan (Pingan-
tô) gefallen. Er rückte demgemäss nordwärts gegen den Tatong-Kiang
(Taitong-Kiang) vor, an dessen nördlichem Ufer bei Pingshang (Pjöng-
jang) die koreanische Armee sich von neuem gestellt hatte. Hier
stiessen Kuroda und Yoshitoshi, der Daimio von Tsushima, mit ihren
Truppentheilen zu ihm. Konishi machte einen neuen Versuch, die
Koreaner zum Frieden zu bestimmen. Die Japaner verlangten eine
offene Strasse nach China. Die Koreaner aber, täglich auf chinesische
Hülfe wartend, wiesen die japanische Forderung ab. Pingshang war
gut befestigt, und da die Japaner keine Boote hatten, um über den
Fluss setzen zu können, erfolgte der Angriff erst nach längeren Vor-
bereitungen. Der König floh weiter nordwärts nach Wichu (Ichiu) an
der Mündung des Yalon und der chinesischen Grenze. Auf seiner
Flucht hörte er, dass auch Pingshang gefallen sei, eine Nachricht,
die neuen Schrecken verbreitete. Der Einnahme von Pingshang ging
ein nächtlicher Ueberfall der Koreaner voraus, auf den Konishi nicht
vorbereitet war und der ihm trotz mangelhafter Ausführung ansehn-
liche Verluste brachte und noch folgenschwerer für ihn geworden
wäre, wenn nicht Kuroda ihm zur Hülfe gekommen wäre und den
Feind wieder über den Fluss zurückgedrängt hätte. Die Japaner
folgten nun und eroberten die Festung. Grosse Vorräthe fielen ihnen
in die Hände.

Bis hierher hatte der Gouverneur der benachbarten chinesischen
Provinz Laotung nur den aufmerksamen Beobachter gespielt. Erst
als die Koreaner mit ihren Bitten um Hülfe dringender wurden und
versprachen, sich unter chinesische Oberhoheit stellen zu wollen, wenn
man ihnen beistehe, schickte China ein kleines Hülfscorps von 5000
Mann. Dasselbe rückte auf Pingshang vor, wurde von den Japanern
in die Stadt gelassen und hier in den engen Strassen derselben so
total geschlagen, dass der Rest, ohne den General, welcher fiel, die
Flucht ergriff und erst in Laotung wieder zum Halten kam.

Um diese Zeit trug sich ein folgenschweres Ereigniss im Süden
Koreas zu. Konishi hatte die japanische Flotte, welche bisher un-
thätig nicht weit von Fusan vor Anker gelegen hatte, nach Pingshang
beordert. Bevor dies ausgeführt wurde, lockte die koreanische Flotte
die japanische auf die offene See, griff sie von allen Seiten an und
erfocht einen grossen Sieg über dieselbe, so dass die übrig bleiben-
den japanischen Schiffe sich wieder nach Fusan-kai zurückziehen

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[329/0355] 5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc. viele andere Koreaner von hoher Stellung zu Gefangenen und bezog endlich Quartiere in den fruchtbaren Niederungen an der Brough- ton-Bai. Konishi’s Loos war auf die nordwestliche Provinz Pionan (Pingan- tô) gefallen. Er rückte demgemäss nordwärts gegen den Tatong-Kiang (Taitong-Kiang) vor, an dessen nördlichem Ufer bei Pingshang (Pjöng- jang) die koreanische Armee sich von neuem gestellt hatte. Hier stiessen Kuroda und Yoshitoshi, der Daimio von Tsushima, mit ihren Truppentheilen zu ihm. Konishi machte einen neuen Versuch, die Koreaner zum Frieden zu bestimmen. Die Japaner verlangten eine offene Strasse nach China. Die Koreaner aber, täglich auf chinesische Hülfe wartend, wiesen die japanische Forderung ab. Pingshang war gut befestigt, und da die Japaner keine Boote hatten, um über den Fluss setzen zu können, erfolgte der Angriff erst nach längeren Vor- bereitungen. Der König floh weiter nordwärts nach Wichu (Ichiu) an der Mündung des Yalon und der chinesischen Grenze. Auf seiner Flucht hörte er, dass auch Pingshang gefallen sei, eine Nachricht, die neuen Schrecken verbreitete. Der Einnahme von Pingshang ging ein nächtlicher Ueberfall der Koreaner voraus, auf den Konishi nicht vorbereitet war und der ihm trotz mangelhafter Ausführung ansehn- liche Verluste brachte und noch folgenschwerer für ihn geworden wäre, wenn nicht Kuroda ihm zur Hülfe gekommen wäre und den Feind wieder über den Fluss zurückgedrängt hätte. Die Japaner folgten nun und eroberten die Festung. Grosse Vorräthe fielen ihnen in die Hände. Bis hierher hatte der Gouverneur der benachbarten chinesischen Provinz Laotung nur den aufmerksamen Beobachter gespielt. Erst als die Koreaner mit ihren Bitten um Hülfe dringender wurden und versprachen, sich unter chinesische Oberhoheit stellen zu wollen, wenn man ihnen beistehe, schickte China ein kleines Hülfscorps von 5000 Mann. Dasselbe rückte auf Pingshang vor, wurde von den Japanern in die Stadt gelassen und hier in den engen Strassen derselben so total geschlagen, dass der Rest, ohne den General, welcher fiel, die Flucht ergriff und erst in Laotung wieder zum Halten kam. Um diese Zeit trug sich ein folgenschweres Ereigniss im Süden Koreas zu. Konishi hatte die japanische Flotte, welche bisher un- thätig nicht weit von Fusan vor Anker gelegen hatte, nach Pingshang beordert. Bevor dies ausgeführt wurde, lockte die koreanische Flotte die japanische auf die offene See, griff sie von allen Seiten an und erfocht einen grossen Sieg über dieselbe, so dass die übrig bleiben- den japanischen Schiffe sich wieder nach Fusan-kai zurückziehen

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/355>, abgerufen am 21.05.2024.