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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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4. Periode. Das Shogunat der Ashikaga vom Falle der Hojo etc.

Fernao Mendez Pinto, ein portugiesischer Abenteurer, der fast
alle durch seine Landsleute erschlossenen Meere durchfahren und die
von ihnen eroberten Länder bereist hatte, war der Pionier, welcher
zuerst nach den japanischen Inseln gelangte und Europa über die-
selben die ersten näheren Nachrichten brachte, die schon der Sänger
in Macao (Camoenns) dann weiter verwerthete, indem er X 131 seiner
Louisiaden sagt: "Doch übersieh die Inseln nicht im Meer, womit
sich die Natur mehr schmücken wollte. Die halb verborgne, welche
dort der Küste Chinas entspricht, von wo man sie entdeckte, ist
Japan, die so feines Silber zeugt und einst vom göttlichen Gesetz
erhellt wird".

Die Entdeckung Japans durch Mendez Pinto fällt in das Jahr
1542, in die Zeit, wo Martin Affonso de Sosa Generalcapitän von
portugiesisch Indien wurde und dieses mit den Entdeckungen und
Eroberungen an der Ostküste Asiens seine grösste Ausdehnung erlangt
hatte. Mit Affonso de Sosa war einer der eifrigsten Schüler Loyola's,
Namens Francisco Xavier, nach Goa gelangt, den man später
den Apostel Japans genannt hat.

Mendez Pinto hat uns die näheren Umstände, unter welchen er
nach Japan gelangte, selbst erzählt. Die Geschichte seiner Erlebnisse
in den chinesischen Gewässern ist so verwickelt, und was er von dem
neu entdeckten Lande und Volke berichtete, klang so fremdartig,
dass man lange die Wahrhaftigkeit seiner Erzählung bezweifelt und
seinen Namen Mendez als gleichbedeutend mit Mendaz, Lügner, be-
handelt hat*).

Besondere Umstände hatten Mendez Pinto, Diego Zaimoto und einen
dritten Portugiesen, Namens Christobal Baralho, veranlasst, an Bord
der Dschunke eines chinesischen Piraten zu gehen, um von Cochin-
china zurück nach China zu gelangen. Im Kampfe mit einem anderen
Piraten war dann diese Dschunke von ihrer Begleitung getrennt und
hierauf durch einen Sturm verhindert worden, auf den Riukiu-Inseln

*) Der gedruckte Bericht, den er zur Belehrung seiner Erben niederge-
schrieben hatte, erschien erst 1614 in Lissabon, also lange nach seinem Tode,
unter dem Titel: "Peregrinao de Fernao Mendez Pinto, em que da conto de
muytas et muyto estranhas couses, que vio et curio no regno da China, no da
Tartaria, no da Sornau, que vulgarmente se chama Siao, no da Calaminham, no
de Pegu, no de Martavao e em outros muitos regnos e senhorias das partes
Orientaes, de que nestas nossos do occidente ha muyto pouca ou nenhua noticia".
Lisboa 1614. Fol. Diese Erzählung fand jedoch so viel Anklang, dass eine
ganze Reihe neuer Auflagen bis in dieses Jahrhundert hinein nöthig wurde. Sie
wurde vielfach als eine portugiesische Robinsonade aufgefasst.
4. Periode. Das Shôgunat der Ashikaga vom Falle der Hôjô etc.

Fernão Mendez Pinto, ein portugiesischer Abenteurer, der fast
alle durch seine Landsleute erschlossenen Meere durchfahren und die
von ihnen eroberten Länder bereist hatte, war der Pionier, welcher
zuerst nach den japanischen Inseln gelangte und Europa über die-
selben die ersten näheren Nachrichten brachte, die schon der Sänger
in Macao (Camoẽns) dann weiter verwerthete, indem er X 131 seiner
Louisiaden sagt: »Doch übersieh die Inseln nicht im Meer, womit
sich die Natur mehr schmücken wollte. Die halb verborgne, welche
dort der Küste Chinas entspricht, von wo man sie entdeckte, ist
Japan, die so feines Silber zeugt und einst vom göttlichen Gesetz
erhellt wird«.

Die Entdeckung Japans durch Mendez Pinto fällt in das Jahr
1542, in die Zeit, wo Martin Affonso de Sosa Generalcapitän von
portugiesisch Indien wurde und dieses mit den Entdeckungen und
Eroberungen an der Ostküste Asiens seine grösste Ausdehnung erlangt
hatte. Mit Affonso de Sosa war einer der eifrigsten Schüler Loyola’s,
Namens Francisco Xavier, nach Goa gelangt, den man später
den Apostel Japans genannt hat.

Mendez Pinto hat uns die näheren Umstände, unter welchen er
nach Japan gelangte, selbst erzählt. Die Geschichte seiner Erlebnisse
in den chinesischen Gewässern ist so verwickelt, und was er von dem
neu entdeckten Lande und Volke berichtete, klang so fremdartig,
dass man lange die Wahrhaftigkeit seiner Erzählung bezweifelt und
seinen Namen Mendez als gleichbedeutend mit Mendaz, Lügner, be-
handelt hat*).

Besondere Umstände hatten Mendez Pinto, Diego Zaimoto und einen
dritten Portugiesen, Namens Christobal Baralho, veranlasst, an Bord
der Dschunke eines chinesischen Piraten zu gehen, um von Cochin-
china zurück nach China zu gelangen. Im Kampfe mit einem anderen
Piraten war dann diese Dschunke von ihrer Begleitung getrennt und
hierauf durch einen Sturm verhindert worden, auf den Riukiu-Inseln

*) Der gedruckte Bericht, den er zur Belehrung seiner Erben niederge-
schrieben hatte, erschien erst 1614 in Lissabon, also lange nach seinem Tode,
unter dem Titel: »Peregrinaô de Fernão Mendez Pinto, em que da conto de
muytas et muyto estranhas couses, que vio et curio no regno da China, no da
Tartaria, no da Sornau, que vulgarmente se chama Siaô, no da Calaminham, no
de Pegu, no de Martavaô e em outros muitos regnos e senhorias das partes
Orientaes, de que nestas nossos do occidente ha muyto pouca ou nenhua noticia«.
Lisboa 1614. Fol. Diese Erzählung fand jedoch so viel Anklang, dass eine
ganze Reihe neuer Auflagen bis in dieses Jahrhundert hinein nöthig wurde. Sie
wurde vielfach als eine portugiesische Robinsonade aufgefasst.
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[301/0327] 4. Periode. Das Shôgunat der Ashikaga vom Falle der Hôjô etc. Fernão Mendez Pinto, ein portugiesischer Abenteurer, der fast alle durch seine Landsleute erschlossenen Meere durchfahren und die von ihnen eroberten Länder bereist hatte, war der Pionier, welcher zuerst nach den japanischen Inseln gelangte und Europa über die- selben die ersten näheren Nachrichten brachte, die schon der Sänger in Macao (Camoẽns) dann weiter verwerthete, indem er X 131 seiner Louisiaden sagt: »Doch übersieh die Inseln nicht im Meer, womit sich die Natur mehr schmücken wollte. Die halb verborgne, welche dort der Küste Chinas entspricht, von wo man sie entdeckte, ist Japan, die so feines Silber zeugt und einst vom göttlichen Gesetz erhellt wird«. Die Entdeckung Japans durch Mendez Pinto fällt in das Jahr 1542, in die Zeit, wo Martin Affonso de Sosa Generalcapitän von portugiesisch Indien wurde und dieses mit den Entdeckungen und Eroberungen an der Ostküste Asiens seine grösste Ausdehnung erlangt hatte. Mit Affonso de Sosa war einer der eifrigsten Schüler Loyola’s, Namens Francisco Xavier, nach Goa gelangt, den man später den Apostel Japans genannt hat. Mendez Pinto hat uns die näheren Umstände, unter welchen er nach Japan gelangte, selbst erzählt. Die Geschichte seiner Erlebnisse in den chinesischen Gewässern ist so verwickelt, und was er von dem neu entdeckten Lande und Volke berichtete, klang so fremdartig, dass man lange die Wahrhaftigkeit seiner Erzählung bezweifelt und seinen Namen Mendez als gleichbedeutend mit Mendaz, Lügner, be- handelt hat *). Besondere Umstände hatten Mendez Pinto, Diego Zaimoto und einen dritten Portugiesen, Namens Christobal Baralho, veranlasst, an Bord der Dschunke eines chinesischen Piraten zu gehen, um von Cochin- china zurück nach China zu gelangen. Im Kampfe mit einem anderen Piraten war dann diese Dschunke von ihrer Begleitung getrennt und hierauf durch einen Sturm verhindert worden, auf den Riukiu-Inseln *) Der gedruckte Bericht, den er zur Belehrung seiner Erben niederge- schrieben hatte, erschien erst 1614 in Lissabon, also lange nach seinem Tode, unter dem Titel: »Peregrinaô de Fernão Mendez Pinto, em que da conto de muytas et muyto estranhas couses, que vio et curio no regno da China, no da Tartaria, no da Sornau, que vulgarmente se chama Siaô, no da Calaminham, no de Pegu, no de Martavaô e em outros muitos regnos e senhorias das partes Orientaes, de que nestas nossos do occidente ha muyto pouca ou nenhua noticia«. Lisboa 1614. Fol. Diese Erzählung fand jedoch so viel Anklang, dass eine ganze Reihe neuer Auflagen bis in dieses Jahrhundert hinein nöthig wurde. Sie wurde vielfach als eine portugiesische Robinsonade aufgefasst.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/327>, abgerufen am 17.05.2024.