Das Wildschwein (Sus Leucomystax Tem.), der einzige Vertreter der Vielhufer, nähert sich seinem europäischen Verwandten eben- falls so sehr, dass die geringen Abweichungen kaum die Aufstellung einer neuen Art rechtfertigen. Die Japaner nennen dieses, in allen Landestheilen, namentlich dem Norden, sehr häufige Thier Ii oder Shishi. Sie müssen in manchen Gegenden ihre heranreifenden Früchte Nachts durch die Unterhaltung offener Feuer längs der Waldränder gegen die Verheerungen derselben schützen.
Zwei Wiederkäuer, Cervus Sika Tem. und Antilope crispa Tem., beschliessen die Zahl der Landsäugethiere. Der japanische Hirsch oder Shika, ein prächtiges Thier, kleiner und schlanker als unser Edelhirsch, meist Achtender, kommt in vielen Theilen des Lan- des häufig vor, besonders auf Yezo, wo er sich im Winter vornehm- lich von einer Arundinaria bambusoides S. und Z., welche in den Bergwaldungen den Unterwuchs bildet und auf Yezo auch das offene Land oft weithin bedeckt, nährt. Nach Böhmer wurde im Winter 1874/75 auf den Ebenen bei Horoidzumi, Provinz Hidaka an der Süd- küste von Yezo, die kaum glaubliche Zahl von 30000 Hirschen ge- tödtet *). -- Von den fünf bekannten und nahe verwandten Arten der Gattung Nemorhedus oder ostasiatischen Antilopen kommt Antilope crispa Tem., Kamoshika oder Karasishi, im Süden des Landes auch Nik und Nigu genannt, in Japan vor. Ziegengemsen könnte man diese Thiere ihrer Gestalt und Behaarung nach nennen. Die Kamo- shika ist in allen hohen Gebirgen Japans zu finden, häufig in den Bergen um Echigo, z. B. auf Mikuni-toge und im Nikko-gebirge. Scheu, wie die Gemsen und Steinböcke, hält sie sich gewöhnlich gleich diesen nur in den höchsten und unzugänglichsten Gebirgs- partien auf und wird gejagt, wenn im Winter hoher Schnee und Raubthiere, besonders Wölfe, sie in die Tiefe treiben.
Von Flossensäugethieren werden acht an den Gestaden Japans, zumal den Kurilen, vorkommende Arten erwähnt. Am be- merkenswerthesten unter denselben dürfte Physeter Tursio sein, den eine hohe Rückenflosse auszeichnet und Capt. St. John an der Ost- küste Yezos häufig wahrnahm. Man fängt denselben nach diesem Zeugen mit Netzen vor dem Harpunieren und isst sein Fleisch.
Die Viehzucht tritt in Japan noch immer, wie in den meisten Ländern, wo der Buddhismus herrscht, weit hinter den Ackerbau zurück. Die gewöhnlichen Hausthiere sind: das Pferd (uma, sprich
*)Böhmer, Report to the Kaitakushi by H. Capron. Tokei 1875, pag. 312.
VIII. Fauna.
Das Wildschwein (Sus Leucomystax Tem.), der einzige Vertreter der Vielhufer, nähert sich seinem europäischen Verwandten eben- falls so sehr, dass die geringen Abweichungen kaum die Aufstellung einer neuen Art rechtfertigen. Die Japaner nennen dieses, in allen Landestheilen, namentlich dem Norden, sehr häufige Thier Ii oder Shishi. Sie müssen in manchen Gegenden ihre heranreifenden Früchte Nachts durch die Unterhaltung offener Feuer längs der Waldränder gegen die Verheerungen derselben schützen.
Zwei Wiederkäuer, Cervus Sika Tem. und Antilope crispa Tem., beschliessen die Zahl der Landsäugethiere. Der japanische Hirsch oder Shika, ein prächtiges Thier, kleiner und schlanker als unser Edelhirsch, meist Achtender, kommt in vielen Theilen des Lan- des häufig vor, besonders auf Yezo, wo er sich im Winter vornehm- lich von einer Arundinaria bambusoides S. und Z., welche in den Bergwaldungen den Unterwuchs bildet und auf Yezo auch das offene Land oft weithin bedeckt, nährt. Nach Böhmer wurde im Winter 1874/75 auf den Ebenen bei Horoidzumi, Provinz Hidaka an der Süd- küste von Yezo, die kaum glaubliche Zahl von 30000 Hirschen ge- tödtet *). — Von den fünf bekannten und nahe verwandten Arten der Gattung Nemorhedus oder ostasiatischen Antilopen kommt Antilope crispa Tem., Kamoshika oder Karasishi, im Süden des Landes auch Nik und Nigu genannt, in Japan vor. Ziegengemsen könnte man diese Thiere ihrer Gestalt und Behaarung nach nennen. Die Kamo- shika ist in allen hohen Gebirgen Japans zu finden, häufig in den Bergen um Echigo, z. B. auf Mikuni-tôge und im Nikkô-gebirge. Scheu, wie die Gemsen und Steinböcke, hält sie sich gewöhnlich gleich diesen nur in den höchsten und unzugänglichsten Gebirgs- partien auf und wird gejagt, wenn im Winter hoher Schnee und Raubthiere, besonders Wölfe, sie in die Tiefe treiben.
Von Flossensäugethieren werden acht an den Gestaden Japans, zumal den Kurilen, vorkommende Arten erwähnt. Am be- merkenswerthesten unter denselben dürfte Physeter Tursio sein, den eine hohe Rückenflosse auszeichnet und Capt. St. John an der Ost- küste Yezos häufig wahrnahm. Man fängt denselben nach diesem Zeugen mit Netzen vor dem Harpunieren und isst sein Fleisch.
Die Viehzucht tritt in Japan noch immer, wie in den meisten Ländern, wo der Buddhismus herrscht, weit hinter den Ackerbau zurück. Die gewöhnlichen Hausthiere sind: das Pferd (uma, sprich
*)Böhmer, Report to the Kaitakushi by H. Capron. Tokei 1875, pag. 312.
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VIII. Fauna.
Das Wildschwein (Sus Leucomystax Tem.), der einzige Vertreter
der Vielhufer, nähert sich seinem europäischen Verwandten eben-
falls so sehr, dass die geringen Abweichungen kaum die Aufstellung
einer neuen Art rechtfertigen. Die Japaner nennen dieses, in allen
Landestheilen, namentlich dem Norden, sehr häufige Thier Ii oder
Shishi. Sie müssen in manchen Gegenden ihre heranreifenden Früchte
Nachts durch die Unterhaltung offener Feuer längs der Waldränder
gegen die Verheerungen derselben schützen.
Zwei Wiederkäuer, Cervus Sika Tem. und Antilope crispa
Tem., beschliessen die Zahl der Landsäugethiere. Der japanische
Hirsch oder Shika, ein prächtiges Thier, kleiner und schlanker als
unser Edelhirsch, meist Achtender, kommt in vielen Theilen des Lan-
des häufig vor, besonders auf Yezo, wo er sich im Winter vornehm-
lich von einer Arundinaria bambusoides S. und Z., welche in den
Bergwaldungen den Unterwuchs bildet und auf Yezo auch das offene
Land oft weithin bedeckt, nährt. Nach Böhmer wurde im Winter
1874/75 auf den Ebenen bei Horoidzumi, Provinz Hidaka an der Süd-
küste von Yezo, die kaum glaubliche Zahl von 30000 Hirschen ge-
tödtet *). — Von den fünf bekannten und nahe verwandten Arten der
Gattung Nemorhedus oder ostasiatischen Antilopen kommt Antilope
crispa Tem., Kamoshika oder Karasishi, im Süden des Landes auch
Nik und Nigu genannt, in Japan vor. Ziegengemsen könnte man
diese Thiere ihrer Gestalt und Behaarung nach nennen. Die Kamo-
shika ist in allen hohen Gebirgen Japans zu finden, häufig in den
Bergen um Echigo, z. B. auf Mikuni-tôge und im Nikkô-gebirge.
Scheu, wie die Gemsen und Steinböcke, hält sie sich gewöhnlich
gleich diesen nur in den höchsten und unzugänglichsten Gebirgs-
partien auf und wird gejagt, wenn im Winter hoher Schnee und
Raubthiere, besonders Wölfe, sie in die Tiefe treiben.
Von Flossensäugethieren werden acht an den Gestaden
Japans, zumal den Kurilen, vorkommende Arten erwähnt. Am be-
merkenswerthesten unter denselben dürfte Physeter Tursio sein, den
eine hohe Rückenflosse auszeichnet und Capt. St. John an der Ost-
küste Yezos häufig wahrnahm. Man fängt denselben nach diesem
Zeugen mit Netzen vor dem Harpunieren und isst sein Fleisch.
Die Viehzucht tritt in Japan noch immer, wie in den meisten
Ländern, wo der Buddhismus herrscht, weit hinter den Ackerbau
zurück. Die gewöhnlichen Hausthiere sind: das Pferd (uma, sprich
*) Böhmer, Report to the Kaitakushi by H. Capron. Tokei 1875, pag. 312.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/230>, abgerufen am 24.11.2024.
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