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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc.
formis, Phalaris arundinacea, Poa pratensis, P. nemoralis, P. serotina,
Glyceria fluitans, Festuca rubra, Triticum caninum, Asplenium filix-
femina, Polypodium vulgare, Lastrea dilatata, Ophioglossum vulgatum,
Osmunda regalis, Lycopodium Selago.

Neben diesen allbekannten Arten und einer Menge anderer, die
sich anreihen liessen und deren Verbreitungsgebiet ebenfalls fast so
weit geht, als das der periodisch belaubten Wälder der nördlichen
Hemisphäre, steht aber das nordamerikanische Waldgebiet östlich des
Mississippi mit Japan und der östlichen Monsunregion überhaupt noch
in einer ganz besonders nahen Pflanzenverwandtschaft. Dieselbe zeigt
sich nicht blos in der Gemeinsamkeit vieler Gattungen und einer
grossen Anzahl von Arten, welche den benachbarten Gebieten und
auch Europa durchaus fehlen, sondern auch in einer Gleichartigkeit
der Physiognomie des ganzen Vegetationsbildes, welche überrascht
und stark absticht gegen die Wälder westlich des Mississippi *). Die
grosse Mannichfaltigkeit und das bunte Gemisch der Baum- und
Straucharten, wie sie den japanischen Laubwald charakterisieren,
finden sich, wie bereits früher angedeutet wurde, auch in den Wäl-
dern der östlichen Vereinigten Staaten und der sich anschliessenden
canadischen Platte wieder. Auch diese amerikanischen Wälder weisen
neben dem herrschenden blattabwerfenden Gehölz und seinem bunten
Herbstkleide viele immergrüne Gewächse auf, auch in ihnen spielen
Lianen eine viel bedeutendere Rolle als bei uns.

Die Gemeinsamkeit vieler Gattungen und Arten fiel bereits Thun-
berg
auf, aber Zuccarini hat sie zuerst weiter verfolgt und durch
eingehendere Vergleiche diese nahe Verwandtschaft des östlichen
Gebirgs- und Waldgebietes der Vereinigten Staaten mit dem japa-
nisch-chinesischen Gebiete dargethan. Dieselbe Sache hat später auch
A. Gray, Miquel, Grisebach und Sir Joseph Hooker beschäftigt
und namentlich Seitens des Erstgenannten eine gründliche Untersuchung
vieler dabei in Betracht kommenden Fragen hervorgerufen. Nach
seinen Vergleichen hat das atlantische Waldgebiet Nordamerikas mit
Japan und dem angrenzenden Monsungebiete nicht weniger als 65
Gattungen gemeinsam, die entweder anderwärts überhaupt oder doch
wenigstens in Europa und dem westlichen Theile von Nordamerika
fehlen. Hier ist die Liste derselben:

Illicium, Magnolia, Menispermum, Caulophyllum, Diphylleia,
Brasenia, Stuartia, Zanthoxylum, Cissus, Ampelopsis, Berchemia, Sa-

*) A. Gray unterscheidet eine atlantische und eine pacifische Waldregion, in
jener herrschen buntgemischte Laubhölzer, in dieser Nadelhölzer weit vor.

Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc.
formis, Phalaris arundinacea, Poa pratensis, P. nemoralis, P. serotina,
Glyceria fluitans, Festuca rubra, Triticum caninum, Asplenium filix-
femina, Polypodium vulgare, Lastrea dilatata, Ophioglossum vulgatum,
Osmunda regalis, Lycopodium Selago.

Neben diesen allbekannten Arten und einer Menge anderer, die
sich anreihen liessen und deren Verbreitungsgebiet ebenfalls fast so
weit geht, als das der periodisch belaubten Wälder der nördlichen
Hemisphäre, steht aber das nordamerikanische Waldgebiet östlich des
Mississippi mit Japan und der östlichen Monsunregion überhaupt noch
in einer ganz besonders nahen Pflanzenverwandtschaft. Dieselbe zeigt
sich nicht blos in der Gemeinsamkeit vieler Gattungen und einer
grossen Anzahl von Arten, welche den benachbarten Gebieten und
auch Europa durchaus fehlen, sondern auch in einer Gleichartigkeit
der Physiognomie des ganzen Vegetationsbildes, welche überrascht
und stark absticht gegen die Wälder westlich des Mississippi *). Die
grosse Mannichfaltigkeit und das bunte Gemisch der Baum- und
Straucharten, wie sie den japanischen Laubwald charakterisieren,
finden sich, wie bereits früher angedeutet wurde, auch in den Wäl-
dern der östlichen Vereinigten Staaten und der sich anschliessenden
canadischen Platte wieder. Auch diese amerikanischen Wälder weisen
neben dem herrschenden blattabwerfenden Gehölz und seinem bunten
Herbstkleide viele immergrüne Gewächse auf, auch in ihnen spielen
Lianen eine viel bedeutendere Rolle als bei uns.

Die Gemeinsamkeit vieler Gattungen und Arten fiel bereits Thun-
berg
auf, aber Zuccarini hat sie zuerst weiter verfolgt und durch
eingehendere Vergleiche diese nahe Verwandtschaft des östlichen
Gebirgs- und Waldgebietes der Vereinigten Staaten mit dem japa-
nisch-chinesischen Gebiete dargethan. Dieselbe Sache hat später auch
A. Gray, Miquel, Grisebach und Sir Joseph Hooker beschäftigt
und namentlich Seitens des Erstgenannten eine gründliche Untersuchung
vieler dabei in Betracht kommenden Fragen hervorgerufen. Nach
seinen Vergleichen hat das atlantische Waldgebiet Nordamerikas mit
Japan und dem angrenzenden Monsungebiete nicht weniger als 65
Gattungen gemeinsam, die entweder anderwärts überhaupt oder doch
wenigstens in Europa und dem westlichen Theile von Nordamerika
fehlen. Hier ist die Liste derselben:

Illicium, Magnolia, Menispermum, Caulophyllum, Diphylleia,
Brasenia, Stuartia, Zanthoxylum, Cissus, Ampelopsis, Berchemia, Sa-

*) A. Gray unterscheidet eine atlantische und eine pacifische Waldregion, in
jener herrschen buntgemischte Laubhölzer, in dieser Nadelhölzer weit vor.
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[191/0215] Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc. formis, Phalaris arundinacea, Poa pratensis, P. nemoralis, P. serotina, Glyceria fluitans, Festuca rubra, Triticum caninum, Asplenium filix- femina, Polypodium vulgare, Lastrea dilatata, Ophioglossum vulgatum, Osmunda regalis, Lycopodium Selago. Neben diesen allbekannten Arten und einer Menge anderer, die sich anreihen liessen und deren Verbreitungsgebiet ebenfalls fast so weit geht, als das der periodisch belaubten Wälder der nördlichen Hemisphäre, steht aber das nordamerikanische Waldgebiet östlich des Mississippi mit Japan und der östlichen Monsunregion überhaupt noch in einer ganz besonders nahen Pflanzenverwandtschaft. Dieselbe zeigt sich nicht blos in der Gemeinsamkeit vieler Gattungen und einer grossen Anzahl von Arten, welche den benachbarten Gebieten und auch Europa durchaus fehlen, sondern auch in einer Gleichartigkeit der Physiognomie des ganzen Vegetationsbildes, welche überrascht und stark absticht gegen die Wälder westlich des Mississippi *). Die grosse Mannichfaltigkeit und das bunte Gemisch der Baum- und Straucharten, wie sie den japanischen Laubwald charakterisieren, finden sich, wie bereits früher angedeutet wurde, auch in den Wäl- dern der östlichen Vereinigten Staaten und der sich anschliessenden canadischen Platte wieder. Auch diese amerikanischen Wälder weisen neben dem herrschenden blattabwerfenden Gehölz und seinem bunten Herbstkleide viele immergrüne Gewächse auf, auch in ihnen spielen Lianen eine viel bedeutendere Rolle als bei uns. Die Gemeinsamkeit vieler Gattungen und Arten fiel bereits Thun- berg auf, aber Zuccarini hat sie zuerst weiter verfolgt und durch eingehendere Vergleiche diese nahe Verwandtschaft des östlichen Gebirgs- und Waldgebietes der Vereinigten Staaten mit dem japa- nisch-chinesischen Gebiete dargethan. Dieselbe Sache hat später auch A. Gray, Miquel, Grisebach und Sir Joseph Hooker beschäftigt und namentlich Seitens des Erstgenannten eine gründliche Untersuchung vieler dabei in Betracht kommenden Fragen hervorgerufen. Nach seinen Vergleichen hat das atlantische Waldgebiet Nordamerikas mit Japan und dem angrenzenden Monsungebiete nicht weniger als 65 Gattungen gemeinsam, die entweder anderwärts überhaupt oder doch wenigstens in Europa und dem westlichen Theile von Nordamerika fehlen. Hier ist die Liste derselben: Illicium, Magnolia, Menispermum, Caulophyllum, Diphylleia, Brasenia, Stuartia, Zanthoxylum, Cissus, Ampelopsis, Berchemia, Sa- *) A. Gray unterscheidet eine atlantische und eine pacifische Waldregion, in jener herrschen buntgemischte Laubhölzer, in dieser Nadelhölzer weit vor.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/215>, abgerufen am 06.05.2024.