langen Intervallen kommt es jedoch noch in Yokohama und Tokio vor, dass diese Eisdecke über den seichten stehenden Gewässern viele Tage lang bleibt und durch die sich allnächtlich wiederholenden Fröste eine ansehnliche Dicke erlangt. So war es Mitte Januar 1878, wo die Fremden den Eingeborenen das noch nicht gesehene Schlitt- schuhlaufen zeigen konnten Am 13. Januar desselben abnormen Winters und an den folgenden Tagen erlebten Hiogo, Kumamoto und andere Orte des südlichen Japan einen Schneesturm, wie er seit 70 Jahren nicht vorgekommen sein soll. In der Provinz Higo bedeckte der Schnee Berichten zufolge 1,6--1,8 Meter hoch das flache Land und verhinderte mehrere Tage hindurch den Verkehr, und selbst im warmen Satsuma hatte die Natur ein ungewöhnlich dickes und dauerhaftes weisses Kleid angelegt.
Die Monsunwechsel fallen nicht vollständig mit den Aequinoctien zusammen; insbesondere steht der grösste Theil des September schon ganz unter der Herrschaft der nördlichen Luftströmung, welche um diese Zeit aus naheliegenden Gründen noch nicht den rauhen Cha- rakter hat, wie später in den eigentlichen Wintermonaten. Die Ueber- gangszeiten zwischen Winter und Sommer sind im Norden kurz und verlängern sich gen Süden mehr und mehr auf Kosten des Winters. Ein meist heiterer Himmel und mehr noch eine genügend milde, er- frischende Luft machen allenthalben die Herbst- und Frühjahrszeit zur angenehmsten des Jahres. Der Sommer ist endgültig vorbei, wenn im October in den Tempelhöfen und Hainen die gelben Icho- blätter (Ginkgo), vom Morgenthau geknickt, langsam zu Boden fallen und das Laub des Momiji (Acer polymorphum) wieder die scharlach- rothe Färbung zeigt, mit der es im Frühling erschien. Es ist die Zeit der Reisernte und der Bestellung der Felder mit Winterfrüchten. Der Fuji-san erscheint schon wochenlang im neuen Winterkleide, und auch die höchsten Gipfel weiter nordwärts, wie der Itoyo-san, Cho- kai-san, Ganju-san und Iwaki-san, erhalten schon Anfangs October weisse Hauben. Einen Monat später sind die Gebirge des ganzen nördlichen Gebietes dauernd in Schnee gehüllt.
Der Uebergang in den Sommer fällt in den Monat April; denn im März sind nicht bloss Nachtfröste und vorübergehender leichter Schneefall keineswegs unerhörte Dinge, sondern die Temperatur ist durchweg noch so niedrig, dass von einem Wiedererwachen der Natur noch nicht gut die Rede sein kann.
Der japanische Winter ist sonach ein langer und dauert im mitt- leren Theile des Landes 5--6, auf Yezo sogar 7 Monate, aber er ist nicht streng zu nennen: denn selbst zu Hakodate und zu Sapporo
VI. Klima.
langen Intervallen kommt es jedoch noch in Yokohama und Tôkio vor, dass diese Eisdecke über den seichten stehenden Gewässern viele Tage lang bleibt und durch die sich allnächtlich wiederholenden Fröste eine ansehnliche Dicke erlangt. So war es Mitte Januar 1878, wo die Fremden den Eingeborenen das noch nicht gesehene Schlitt- schuhlaufen zeigen konnten Am 13. Januar desselben abnormen Winters und an den folgenden Tagen erlebten Hiogo, Kumamoto und andere Orte des südlichen Japan einen Schneesturm, wie er seit 70 Jahren nicht vorgekommen sein soll. In der Provinz Higo bedeckte der Schnee Berichten zufolge 1,6—1,8 Meter hoch das flache Land und verhinderte mehrere Tage hindurch den Verkehr, und selbst im warmen Satsuma hatte die Natur ein ungewöhnlich dickes und dauerhaftes weisses Kleid angelegt.
Die Monsunwechsel fallen nicht vollständig mit den Aequinoctien zusammen; insbesondere steht der grösste Theil des September schon ganz unter der Herrschaft der nördlichen Luftströmung, welche um diese Zeit aus naheliegenden Gründen noch nicht den rauhen Cha- rakter hat, wie später in den eigentlichen Wintermonaten. Die Ueber- gangszeiten zwischen Winter und Sommer sind im Norden kurz und verlängern sich gen Süden mehr und mehr auf Kosten des Winters. Ein meist heiterer Himmel und mehr noch eine genügend milde, er- frischende Luft machen allenthalben die Herbst- und Frühjahrszeit zur angenehmsten des Jahres. Der Sommer ist endgültig vorbei, wenn im October in den Tempelhöfen und Hainen die gelben Icho- blätter (Ginkgo), vom Morgenthau geknickt, langsam zu Boden fallen und das Laub des Momiji (Acer polymorphum) wieder die scharlach- rothe Färbung zeigt, mit der es im Frühling erschien. Es ist die Zeit der Reisernte und der Bestellung der Felder mit Winterfrüchten. Der Fuji-san erscheint schon wochenlang im neuen Winterkleide, und auch die höchsten Gipfel weiter nordwärts, wie der Itoyo-san, Chô- kai-san, Ganju-san und Iwaki-san, erhalten schon Anfangs October weisse Hauben. Einen Monat später sind die Gebirge des ganzen nördlichen Gebietes dauernd in Schnee gehüllt.
Der Uebergang in den Sommer fällt in den Monat April; denn im März sind nicht bloss Nachtfröste und vorübergehender leichter Schneefall keineswegs unerhörte Dinge, sondern die Temperatur ist durchweg noch so niedrig, dass von einem Wiedererwachen der Natur noch nicht gut die Rede sein kann.
Der japanische Winter ist sonach ein langer und dauert im mitt- leren Theile des Landes 5—6, auf Yezo sogar 7 Monate, aber er ist nicht streng zu nennen: denn selbst zu Hakodate und zu Sapporo
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VI. Klima.
langen Intervallen kommt es jedoch noch in Yokohama und Tôkio
vor, dass diese Eisdecke über den seichten stehenden Gewässern viele
Tage lang bleibt und durch die sich allnächtlich wiederholenden
Fröste eine ansehnliche Dicke erlangt. So war es Mitte Januar 1878,
wo die Fremden den Eingeborenen das noch nicht gesehene Schlitt-
schuhlaufen zeigen konnten Am 13. Januar desselben abnormen
Winters und an den folgenden Tagen erlebten Hiogo, Kumamoto und
andere Orte des südlichen Japan einen Schneesturm, wie er seit 70
Jahren nicht vorgekommen sein soll. In der Provinz Higo bedeckte
der Schnee Berichten zufolge 1,6—1,8 Meter hoch das flache Land und
verhinderte mehrere Tage hindurch den Verkehr, und selbst im warmen
Satsuma hatte die Natur ein ungewöhnlich dickes und dauerhaftes
weisses Kleid angelegt.
Die Monsunwechsel fallen nicht vollständig mit den Aequinoctien
zusammen; insbesondere steht der grösste Theil des September schon
ganz unter der Herrschaft der nördlichen Luftströmung, welche um
diese Zeit aus naheliegenden Gründen noch nicht den rauhen Cha-
rakter hat, wie später in den eigentlichen Wintermonaten. Die Ueber-
gangszeiten zwischen Winter und Sommer sind im Norden kurz und
verlängern sich gen Süden mehr und mehr auf Kosten des Winters.
Ein meist heiterer Himmel und mehr noch eine genügend milde, er-
frischende Luft machen allenthalben die Herbst- und Frühjahrszeit
zur angenehmsten des Jahres. Der Sommer ist endgültig vorbei,
wenn im October in den Tempelhöfen und Hainen die gelben Icho-
blätter (Ginkgo), vom Morgenthau geknickt, langsam zu Boden fallen
und das Laub des Momiji (Acer polymorphum) wieder die scharlach-
rothe Färbung zeigt, mit der es im Frühling erschien. Es ist die
Zeit der Reisernte und der Bestellung der Felder mit Winterfrüchten.
Der Fuji-san erscheint schon wochenlang im neuen Winterkleide, und
auch die höchsten Gipfel weiter nordwärts, wie der Itoyo-san, Chô-
kai-san, Ganju-san und Iwaki-san, erhalten schon Anfangs October
weisse Hauben. Einen Monat später sind die Gebirge des ganzen
nördlichen Gebietes dauernd in Schnee gehüllt.
Der Uebergang in den Sommer fällt in den Monat April; denn
im März sind nicht bloss Nachtfröste und vorübergehender leichter
Schneefall keineswegs unerhörte Dinge, sondern die Temperatur ist
durchweg noch so niedrig, dass von einem Wiedererwachen der Natur
noch nicht gut die Rede sein kann.
Der japanische Winter ist sonach ein langer und dauert im mitt-
leren Theile des Landes 5—6, auf Yezo sogar 7 Monate, aber er ist
nicht streng zu nennen: denn selbst zu Hakodate und zu Sapporo
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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