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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Gebirge der Insel Hondo.
allmählich emporsteigt und den er zur Rechten mit abnehmender Höhe
bis zum Durchbruch an der Grenze von Echigo begleitet. Shirane-
san
und Jotoke-san gehören auch ihm an. Die Achse des von
Mikuni-toge kommenden Gebirgszuges setzt hier unter einem spitzen
Winkel ein. Das Gebirge scheint vorwiegend aus älteren Schiefern
zu bestehen und hat eine beträchtliche Kammhöhe. Die wenigen
bemerkenswerthen Gipfel sind Vulkane, vor allem der Shirane-san,
der Adzuma-yama, welchem der Wagatsuna-gawa entspringt, und
der Asama-yama. Letzterer ist 2525 Meter hoch. Unter den
jüngeren Vulkanen Japans gibt es kaum einen, von dessen verheeren-
den Eruptionen die Geschichte so viel zu berichten weiss, der seine
verderblichen Spuren so weit ringsum dem Lande aufgedrückt hat,
wie der Asama-yama, unter den activen keinen, der schon aus der
Ferne so imponierte, in unmittelbarer Nähe des ungeheuren Krater-
schlundes aber auf das Gemüth des Beschauers einen so gewaltigen
Eindruck hervorzurufen vermöchte, wie er. Seine grauweissen Bims-
steinauswürflinge bedecken nach verschiedenen Richtungen meilenweit
den Boden. An klaren Wintertagen, zumal im Januar und Februar,
ist der in Schnee gehüllte domförmige Gipfel mit der beständig dem
Krater entsteigenden Wolke sogar von höheren Theilen der Haupt-
stadt Tokio aus nach NW. deutlich sichtbar, d. h. aus einer Entfer-
nung von 40 ri (22 g. M.). Die letzte verhängnissvolle Eruption fand
1783 statt, der letzte Aschenauswurf 1870.

Der Asama-yama tritt schon aus der Achse des Gebirges heraus.
Mit ihm verschiebt sich die Grenze von Shinano weiter nach Osten
und führt über einige unbedeutende Vorhöhen zum Usui-toge. Es
ist dies einer der prächtigsten Gebirgsübergänge Japans. Er bildet
die 1235 Meter hohe Schwelle aus dem Hochlande von Shinano zum
Tieflande des Kuwanto, aus dem rauhen Innern zu den milden und
fruchtbaren Gefilden, aus denen die Macht der Toku-gawa erwuchs.

Das zweite Gebirge an der Ostgrenze von Shinano beginnt bei
Usui-toge und zieht von hier bis zum Kinpo-san oder richtiger zum
Kobushi-yama. Beträchtlichere Berge erheben sich erst wieder
im südlichen Theile, wo an der Grenze von Shinano, Kotsuke und
Musashi der Mikuni-yama (Dreiländerberg) auffällt. Es ist nichts
Näheres über dieses Gebirge bekannt, doch darf man aus der Be-
schaffenheit des Gerölles der ihm entspringenden Flüsse Kana-gawa
und Kaburakawa, welche dem Tone ihr Wasser zuführen, schliessen,
dass Quarzitgesteine und Granit es zum Theil aufbauen. Der Ju-
manji-toge
, über welchen der Weg aus Musashi nach Shinano
führt (vom Arakawa zum Chikuma-gawa), soll 2256 Meter hoch sein.

Gebirge der Insel Hondo.
allmählich emporsteigt und den er zur Rechten mit abnehmender Höhe
bis zum Durchbruch an der Grenze von Echigo begleitet. Shirane-
san
und Jotoke-san gehören auch ihm an. Die Achse des von
Mikuni-tôge kommenden Gebirgszuges setzt hier unter einem spitzen
Winkel ein. Das Gebirge scheint vorwiegend aus älteren Schiefern
zu bestehen und hat eine beträchtliche Kammhöhe. Die wenigen
bemerkenswerthen Gipfel sind Vulkane, vor allem der Shirane-san,
der Adzuma-yama, welchem der Wagatsuna-gawa entspringt, und
der Asama-yama. Letzterer ist 2525 Meter hoch. Unter den
jüngeren Vulkanen Japans gibt es kaum einen, von dessen verheeren-
den Eruptionen die Geschichte so viel zu berichten weiss, der seine
verderblichen Spuren so weit ringsum dem Lande aufgedrückt hat,
wie der Asama-yama, unter den activen keinen, der schon aus der
Ferne so imponierte, in unmittelbarer Nähe des ungeheuren Krater-
schlundes aber auf das Gemüth des Beschauers einen so gewaltigen
Eindruck hervorzurufen vermöchte, wie er. Seine grauweissen Bims-
steinauswürflinge bedecken nach verschiedenen Richtungen meilenweit
den Boden. An klaren Wintertagen, zumal im Januar und Februar,
ist der in Schnee gehüllte domförmige Gipfel mit der beständig dem
Krater entsteigenden Wolke sogar von höheren Theilen der Haupt-
stadt Tôkio aus nach NW. deutlich sichtbar, d. h. aus einer Entfer-
nung von 40 ri (22 g. M.). Die letzte verhängnissvolle Eruption fand
1783 statt, der letzte Aschenauswurf 1870.

Der Asama-yama tritt schon aus der Achse des Gebirges heraus.
Mit ihm verschiebt sich die Grenze von Shinano weiter nach Osten
und führt über einige unbedeutende Vorhöhen zum Usui-tôge. Es
ist dies einer der prächtigsten Gebirgsübergänge Japans. Er bildet
die 1235 Meter hohe Schwelle aus dem Hochlande von Shinano zum
Tieflande des Kuwantô, aus dem rauhen Innern zu den milden und
fruchtbaren Gefilden, aus denen die Macht der Toku-gawa erwuchs.

Das zweite Gebirge an der Ostgrenze von Shinano beginnt bei
Usui-tôge und zieht von hier bis zum Kinpo-san oder richtiger zum
Kobushi-yama. Beträchtlichere Berge erheben sich erst wieder
im südlichen Theile, wo an der Grenze von Shinano, Kotsuke und
Musashi der Mikuni-yama (Dreiländerberg) auffällt. Es ist nichts
Näheres über dieses Gebirge bekannt, doch darf man aus der Be-
schaffenheit des Gerölles der ihm entspringenden Flüsse Kana-gawa
und Kaburakawa, welche dem Tone ihr Wasser zuführen, schliessen,
dass Quarzitgesteine und Granit es zum Theil aufbauen. Der Ju-
manji-tôge
, über welchen der Weg aus Musashi nach Shinano
führt (vom Arakawa zum Chikuma-gawa), soll 2256 Meter hoch sein.

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[79/0101] Gebirge der Insel Hondo. allmählich emporsteigt und den er zur Rechten mit abnehmender Höhe bis zum Durchbruch an der Grenze von Echigo begleitet. Shirane- san und Jotoke-san gehören auch ihm an. Die Achse des von Mikuni-tôge kommenden Gebirgszuges setzt hier unter einem spitzen Winkel ein. Das Gebirge scheint vorwiegend aus älteren Schiefern zu bestehen und hat eine beträchtliche Kammhöhe. Die wenigen bemerkenswerthen Gipfel sind Vulkane, vor allem der Shirane-san, der Adzuma-yama, welchem der Wagatsuna-gawa entspringt, und der Asama-yama. Letzterer ist 2525 Meter hoch. Unter den jüngeren Vulkanen Japans gibt es kaum einen, von dessen verheeren- den Eruptionen die Geschichte so viel zu berichten weiss, der seine verderblichen Spuren so weit ringsum dem Lande aufgedrückt hat, wie der Asama-yama, unter den activen keinen, der schon aus der Ferne so imponierte, in unmittelbarer Nähe des ungeheuren Krater- schlundes aber auf das Gemüth des Beschauers einen so gewaltigen Eindruck hervorzurufen vermöchte, wie er. Seine grauweissen Bims- steinauswürflinge bedecken nach verschiedenen Richtungen meilenweit den Boden. An klaren Wintertagen, zumal im Januar und Februar, ist der in Schnee gehüllte domförmige Gipfel mit der beständig dem Krater entsteigenden Wolke sogar von höheren Theilen der Haupt- stadt Tôkio aus nach NW. deutlich sichtbar, d. h. aus einer Entfer- nung von 40 ri (22 g. M.). Die letzte verhängnissvolle Eruption fand 1783 statt, der letzte Aschenauswurf 1870. Der Asama-yama tritt schon aus der Achse des Gebirges heraus. Mit ihm verschiebt sich die Grenze von Shinano weiter nach Osten und führt über einige unbedeutende Vorhöhen zum Usui-tôge. Es ist dies einer der prächtigsten Gebirgsübergänge Japans. Er bildet die 1235 Meter hohe Schwelle aus dem Hochlande von Shinano zum Tieflande des Kuwantô, aus dem rauhen Innern zu den milden und fruchtbaren Gefilden, aus denen die Macht der Toku-gawa erwuchs. Das zweite Gebirge an der Ostgrenze von Shinano beginnt bei Usui-tôge und zieht von hier bis zum Kinpo-san oder richtiger zum Kobushi-yama. Beträchtlichere Berge erheben sich erst wieder im südlichen Theile, wo an der Grenze von Shinano, Kotsuke und Musashi der Mikuni-yama (Dreiländerberg) auffällt. Es ist nichts Näheres über dieses Gebirge bekannt, doch darf man aus der Be- schaffenheit des Gerölles der ihm entspringenden Flüsse Kana-gawa und Kaburakawa, welche dem Tone ihr Wasser zuführen, schliessen, dass Quarzitgesteine und Granit es zum Theil aufbauen. Der Ju- manji-tôge, über welchen der Weg aus Musashi nach Shinano führt (vom Arakawa zum Chikuma-gawa), soll 2256 Meter hoch sein.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/101>, abgerufen am 28.11.2024.