Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

auch bey einem Gewitterregen eine sichtbar
phosphorische oder schwefelichte Materie aus
den Wolken herabgeführet werden, welche zu-
weilen im Dunkeln, nicht allein an metallenen
Spitzen, sondern auch hie und da auf an-
dern Körpern leuchtet *). Dieses will ich nicht

mit
erscheinenden nannten sie Castor und Pollux, die
einzelnen aber Helena, daraus vermuthlich das
Wort St. Elmesfeuer, und noch weiter verdor-
ben St. Telmo und St. Herme entstanden ist.
Die Italiäner nennen es auch nach dem heil.
Petrus und Nicolaus: die Engelländer aber
Comazants. -- Bey dem Schiffe des Ritters
Forbin, dessen oben (not. 69.) erwähnet wor-
den, ging eine sehr schwarze und drohende Ge-
witterwolke, da sich mehr als 30 solcher Lichter
an verschiedenen Ecken des Schiffes gezeiget,
auch mit einem starken Regen ohne Schaden
vorüber. -- Sonst hat man in alten Zeiten
auf den Spiessen der Legionen im Felde, wie
an andern Spitzen, zuweilen ebenfals derglei-
chen Licht wahrgenommen, welches die Geschicht-
schreiber als Wunderzeichen erzählen.
*) Ein sehr glaubwürdiger Kaufmann allhier hat
mir erzehlet, daß er auf der Elbe, ein paar
Meilen unterhalb Hamburg, bey einem Gewit-
ter mit starkem Regen, dergleichen kleine Lich-
ter nicht allein auf dem Fahrzeuge, darauf er
gewesen sondern auch auf seinem Hute, Klei-
der u. s. f. häufig gesehen: eben das hätte
auch ein Mann, der damals auf dem Lande
gefahren, an sich, seinen Pferden und Wagen,
wahrgenommen. Des andern Morgens sey
eine schwefelichte Materie auf dem Regenwas-
ser,

auch bey einem Gewitterregen eine ſichtbar
phosphoriſche oder ſchwefelichte Materie aus
den Wolken herabgefuͤhret werden, welche zu-
weilen im Dunkeln, nicht allein an metallenen
Spitzen, ſondern auch hie und da auf an-
dern Koͤrpern leuchtet *). Dieſes will ich nicht

mit
erſcheinenden nannten ſie Caſtor und Pollux, die
einzelnen aber Helena, daraus vermuthlich das
Wort St. Elmesfeuer, und noch weiter verdor-
ben St. Telmo und St. Herme entſtanden iſt.
Die Italiaͤner nennen es auch nach dem heil.
Petrus und Nicolaus: die Engellaͤnder aber
Comazants. — Bey dem Schiffe des Ritters
Forbin, deſſen oben (not. 69.) erwaͤhnet wor-
den, ging eine ſehr ſchwarze und drohende Ge-
witterwolke, da ſich mehr als 30 ſolcher Lichter
an verſchiedenen Ecken des Schiffes gezeiget,
auch mit einem ſtarken Regen ohne Schaden
voruͤber. — Sonſt hat man in alten Zeiten
auf den Spieſſen der Legionen im Felde, wie
an andern Spitzen, zuweilen ebenfals derglei-
chen Licht wahrgenommen, welches die Geſchicht-
ſchreiber als Wunderzeichen erzaͤhlen.
*) Ein ſehr glaubwuͤrdiger Kaufmann allhier hat
mir erzehlet, daß er auf der Elbe, ein paar
Meilen unterhalb Hamburg, bey einem Gewit-
ter mit ſtarkem Regen, dergleichen kleine Lich-
ter nicht allein auf dem Fahrzeuge, darauf er
geweſen ſondern auch auf ſeinem Hute, Klei-
der u. ſ. f. haͤufig geſehen: eben das haͤtte
auch ein Mann, der damals auf dem Lande
gefahren, an ſich, ſeinen Pferden und Wagen,
wahrgenommen. Des andern Morgens ſey
eine ſchwefelichte Materie auf dem Regenwaſ-
ſer,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="86"/>
auch bey einem Gewitterregen eine &#x017F;ichtbar<lb/>
phosphori&#x017F;che oder &#x017F;chwefelichte Materie aus<lb/>
den Wolken herabgefu&#x0364;hret werden, welche zu-<lb/>
weilen im Dunkeln, nicht allein an metallenen<lb/>
Spitzen, &#x017F;ondern auch hie und da auf an-<lb/>
dern Ko&#x0364;rpern leuchtet <note xml:id="seg2pn_27_1" next="#seg2pn_27_2" place="foot" n="*)">Ein &#x017F;ehr glaubwu&#x0364;rdiger Kaufmann allhier hat<lb/>
mir erzehlet, daß er auf der Elbe, ein paar<lb/>
Meilen unterhalb Hamburg, bey einem Gewit-<lb/>
ter mit &#x017F;tarkem Regen, dergleichen kleine Lich-<lb/>
ter nicht allein auf dem Fahrzeuge, darauf er<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ondern auch auf &#x017F;einem Hute, Klei-<lb/>
der u. &#x017F;. f. ha&#x0364;ufig ge&#x017F;ehen: eben das ha&#x0364;tte<lb/>
auch ein Mann, der damals auf dem Lande<lb/>
gefahren, an &#x017F;ich, &#x017F;einen Pferden und Wagen,<lb/>
wahrgenommen. Des andern Morgens &#x017F;ey<lb/>
eine &#x017F;chwefelichte Materie auf dem Regenwa&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er,</fw></note>. Die&#x017F;es will ich nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_26_2" prev="#seg2pn_26_1" place="foot" n="*)">er&#x017F;cheinenden nannten &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;tor</hi> und <hi rendition="#fr">Pollux</hi>, die<lb/>
einzelnen aber <hi rendition="#fr">Helena</hi>, daraus vermuthlich das<lb/>
Wort <hi rendition="#fr">St. Elmesfeuer</hi>, und noch weiter verdor-<lb/>
ben <hi rendition="#fr">St. Telmo</hi> und <hi rendition="#fr">St. Herme</hi> ent&#x017F;tanden i&#x017F;t.<lb/>
Die Italia&#x0364;ner nennen es auch nach dem heil.<lb/><hi rendition="#fr">Petrus</hi> und <hi rendition="#fr">Nicolaus</hi>: die Engella&#x0364;nder aber<lb/><hi rendition="#fr">Comazants</hi>. &#x2014; Bey dem Schiffe des Ritters<lb/>
Forbin, de&#x017F;&#x017F;en oben (<hi rendition="#aq">not.</hi> 69.) erwa&#x0364;hnet wor-<lb/>
den, ging eine &#x017F;ehr &#x017F;chwarze und drohende Ge-<lb/>
witterwolke, da &#x017F;ich mehr als 30 &#x017F;olcher Lichter<lb/>
an ver&#x017F;chiedenen Ecken des Schiffes gezeiget,<lb/>
auch mit einem &#x017F;tarken Regen ohne Schaden<lb/>
voru&#x0364;ber. &#x2014; Son&#x017F;t hat man in alten Zeiten<lb/>
auf den Spie&#x017F;&#x017F;en der Legionen im Felde, wie<lb/>
an andern Spitzen, zuweilen ebenfals derglei-<lb/>
chen Licht wahrgenommen, welches die Ge&#x017F;chicht-<lb/>
&#x017F;chreiber als Wunderzeichen erza&#x0364;hlen.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0086] auch bey einem Gewitterregen eine ſichtbar phosphoriſche oder ſchwefelichte Materie aus den Wolken herabgefuͤhret werden, welche zu- weilen im Dunkeln, nicht allein an metallenen Spitzen, ſondern auch hie und da auf an- dern Koͤrpern leuchtet *). Dieſes will ich nicht mit *) *) Ein ſehr glaubwuͤrdiger Kaufmann allhier hat mir erzehlet, daß er auf der Elbe, ein paar Meilen unterhalb Hamburg, bey einem Gewit- ter mit ſtarkem Regen, dergleichen kleine Lich- ter nicht allein auf dem Fahrzeuge, darauf er geweſen ſondern auch auf ſeinem Hute, Klei- der u. ſ. f. haͤufig geſehen: eben das haͤtte auch ein Mann, der damals auf dem Lande gefahren, an ſich, ſeinen Pferden und Wagen, wahrgenommen. Des andern Morgens ſey eine ſchwefelichte Materie auf dem Regenwaſ- ſer, *) erſcheinenden nannten ſie Caſtor und Pollux, die einzelnen aber Helena, daraus vermuthlich das Wort St. Elmesfeuer, und noch weiter verdor- ben St. Telmo und St. Herme entſtanden iſt. Die Italiaͤner nennen es auch nach dem heil. Petrus und Nicolaus: die Engellaͤnder aber Comazants. — Bey dem Schiffe des Ritters Forbin, deſſen oben (not. 69.) erwaͤhnet wor- den, ging eine ſehr ſchwarze und drohende Ge- witterwolke, da ſich mehr als 30 ſolcher Lichter an verſchiedenen Ecken des Schiffes gezeiget, auch mit einem ſtarken Regen ohne Schaden voruͤber. — Sonſt hat man in alten Zeiten auf den Spieſſen der Legionen im Felde, wie an andern Spitzen, zuweilen ebenfals derglei- chen Licht wahrgenommen, welches die Geſchicht- ſchreiber als Wunderzeichen erzaͤhlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/86
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/86>, abgerufen am 04.05.2024.