Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 11.

Wenn man nun solche Erfahrungen nützlich
anwenden, und unsere Gebäude, insbesondere
die Kirchthürme, welche so sehr der Gefahr,
von einem Wetterstrahle getroffen zu werden,
ausgesetzet sind, davor in Sicherheit stellen
wollte, so scheinet es ohne Schwierigkeit ge-
schehen zu können. Wir sehen, daß schon hie
und da einige Theile eines Gebäudes bey einem
einfallenden Wetterschlage durch eine Strecke
von Metall sind beschützet worden: würde dem-
nach der Blitz aussen am Gebäude bis in die Erde
herunter aneinanderhängendes Metall vorfin-
den, so verschonte er das ganze Gebäude. Die
kupferne Bedeckung unserer Thürme, daran
der Blitz äusserlich herunter fahren kann, dienet
schon, so weit sie reichet, der Spitze zur völli-
gen Beschützung. So zeiget die Spur am
Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz
ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute,
welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme
unter der Uhr sich aufhielten, versichern auch,
daß sie bey dem Schlage einen Dampf, als
eine Wolke, inwendig herunter kommen gese-
hen, und dabey ganz betäubet geworden. In-
dessen ist an der Spitze keine Beschädigung zu
spüren, bis da, wo das Kupferdach aufhöret,
ohngeachtet so viel trockenes Holzwerk über und
über am Thurme mit dem Kupfer bedecket ist.
Man wundere sich nicht, daß hier keine andere
Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu
finden gewesen: denn der Blitz konnte sich so-

gleich
B 3
§. 11.

Wenn man nun ſolche Erfahrungen nuͤtzlich
anwenden, und unſere Gebaͤude, insbeſondere
die Kirchthuͤrme, welche ſo ſehr der Gefahr,
von einem Wetterſtrahle getroffen zu werden,
ausgeſetzet ſind, davor in Sicherheit ſtellen
wollte, ſo ſcheinet es ohne Schwierigkeit ge-
ſchehen zu koͤnnen. Wir ſehen, daß ſchon hie
und da einige Theile eines Gebaͤudes bey einem
einfallenden Wetterſchlage durch eine Strecke
von Metall ſind beſchuͤtzet worden: wuͤrde dem-
nach der Blitz auſſen am Gebaͤude bis in die Erde
herunter aneinanderhaͤngendes Metall vorfin-
den, ſo verſchonte er das ganze Gebaͤude. Die
kupferne Bedeckung unſerer Thuͤrme, daran
der Blitz aͤuſſerlich herunter fahren kann, dienet
ſchon, ſo weit ſie reichet, der Spitze zur voͤlli-
gen Beſchuͤtzung. So zeiget die Spur am
Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz
ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute,
welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme
unter der Uhr ſich aufhielten, verſichern auch,
daß ſie bey dem Schlage einen Dampf, als
eine Wolke, inwendig herunter kommen geſe-
hen, und dabey ganz betaͤubet geworden. In-
deſſen iſt an der Spitze keine Beſchaͤdigung zu
ſpuͤren, bis da, wo das Kupferdach aufhoͤret,
ohngeachtet ſo viel trockenes Holzwerk uͤber und
uͤber am Thurme mit dem Kupfer bedecket iſt.
Man wundere ſich nicht, daß hier keine andere
Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu
finden geweſen: denn der Blitz konnte ſich ſo-

gleich
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0021" n="21"/>
      <div n="1">
        <head>§. 11.</head><lb/>
        <p>Wenn man nun &#x017F;olche Erfahrungen nu&#x0364;tzlich<lb/>
anwenden, und un&#x017F;ere Geba&#x0364;ude, insbe&#x017F;ondere<lb/>
die Kirchthu&#x0364;rme, welche &#x017F;o &#x017F;ehr der Gefahr,<lb/>
von einem Wetter&#x017F;trahle getroffen zu werden,<lb/>
ausge&#x017F;etzet &#x017F;ind, davor in Sicherheit &#x017F;tellen<lb/>
wollte, &#x017F;o &#x017F;cheinet es ohne Schwierigkeit ge-<lb/>
&#x017F;chehen zu ko&#x0364;nnen. Wir &#x017F;ehen, daß &#x017F;chon hie<lb/>
und da einige Theile eines Geba&#x0364;udes bey einem<lb/>
einfallenden Wetter&#x017F;chlage durch eine Strecke<lb/>
von Metall &#x017F;ind be&#x017F;chu&#x0364;tzet worden: wu&#x0364;rde dem-<lb/>
nach der Blitz au&#x017F;&#x017F;en am Geba&#x0364;ude bis in die Erde<lb/>
herunter aneinanderha&#x0364;ngendes Metall vorfin-<lb/>
den, &#x017F;o ver&#x017F;chonte er das ganze Geba&#x0364;ude. Die<lb/>
kupferne <hi rendition="#fr">Bedeckung</hi> un&#x017F;erer Thu&#x0364;rme, daran<lb/>
der Blitz a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich herunter fahren kann, dienet<lb/>
&#x017F;chon, &#x017F;o weit &#x017F;ie reichet, der Spitze zur vo&#x0364;lli-<lb/>
gen Be&#x017F;chu&#x0364;tzung. So zeiget die Spur am<lb/>
Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz<lb/>
ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute,<lb/>
welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme<lb/>
unter der Uhr &#x017F;ich aufhielten, ver&#x017F;ichern auch,<lb/>
daß &#x017F;ie bey dem Schlage einen Dampf, als<lb/>
eine Wolke, inwendig herunter kommen ge&#x017F;e-<lb/>
hen, und dabey ganz beta&#x0364;ubet geworden. In-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t an der Spitze keine Be&#x017F;cha&#x0364;digung zu<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ren, bis da, wo das Kupferdach aufho&#x0364;ret,<lb/>
ohngeachtet &#x017F;o viel trockenes Holzwerk u&#x0364;ber und<lb/>
u&#x0364;ber am Thurme mit dem Kupfer bedecket i&#x017F;t.<lb/>
Man wundere &#x017F;ich nicht, daß hier keine andere<lb/>
Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu<lb/>
finden gewe&#x017F;en: denn der Blitz konnte &#x017F;ich &#x017F;o-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0021] §. 11. Wenn man nun ſolche Erfahrungen nuͤtzlich anwenden, und unſere Gebaͤude, insbeſondere die Kirchthuͤrme, welche ſo ſehr der Gefahr, von einem Wetterſtrahle getroffen zu werden, ausgeſetzet ſind, davor in Sicherheit ſtellen wollte, ſo ſcheinet es ohne Schwierigkeit ge- ſchehen zu koͤnnen. Wir ſehen, daß ſchon hie und da einige Theile eines Gebaͤudes bey einem einfallenden Wetterſchlage durch eine Strecke von Metall ſind beſchuͤtzet worden: wuͤrde dem- nach der Blitz auſſen am Gebaͤude bis in die Erde herunter aneinanderhaͤngendes Metall vorfin- den, ſo verſchonte er das ganze Gebaͤude. Die kupferne Bedeckung unſerer Thuͤrme, daran der Blitz aͤuſſerlich herunter fahren kann, dienet ſchon, ſo weit ſie reichet, der Spitze zur voͤlli- gen Beſchuͤtzung. So zeiget die Spur am Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute, welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme unter der Uhr ſich aufhielten, verſichern auch, daß ſie bey dem Schlage einen Dampf, als eine Wolke, inwendig herunter kommen geſe- hen, und dabey ganz betaͤubet geworden. In- deſſen iſt an der Spitze keine Beſchaͤdigung zu ſpuͤren, bis da, wo das Kupferdach aufhoͤret, ohngeachtet ſo viel trockenes Holzwerk uͤber und uͤber am Thurme mit dem Kupfer bedecket iſt. Man wundere ſich nicht, daß hier keine andere Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu finden geweſen: denn der Blitz konnte ſich ſo- gleich B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/21
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/21>, abgerufen am 28.04.2024.