Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

sache dienet, da unser Zweck hier nur ist, den
eigentlichen Zug des Blitzes auszuspüren. Nun
zeigte es sich klärlich, daß die Würkung dessel-
ben eben dabey dem Eckstender angegangen, wo
durch obbemeldete Klammer die hölzerne Röhre
daran befestiget war. Denn erst von da an
unterwärts war der Stender gespalten, und
nebst andern Spuren fand man auch, daß ein
Stück Bley, welches etwas tiefer im Wege
dieser Spaltung auf einer Fuge genagelt war,
angeschmolzen, und ein Nagel aus selbigem
heraus gerissen worden *). Ich wünschte dem-
nach das Ende der bleyernen Röhre zu untersu-
chen. Als man sie nun aus der hölzernen heraus
nahm, fand sich, daß sie an der Seite, wo die
Klammer aussen befestiget gewesen, etwas an-
geschmolzen war, und an der andern Seite
hatte sie alte eingeschmolzene Löcher, welche viel-
leicht von einem vorigen Blitze herrühren. Denn
es ist merkwürdig, daß im Jahre 1748. ein
Wetterstrahl in eben dieses Haus, und ein an-
derer 1764. in ein an besagten Eckstender an-
stossendes, gleichfals an der Kirchenmauer an-
gelehntes Gebäude gefahren war; so, daß also
der Blitz schon zu mehrern malen bey dieser
Kirche denselben Zug genommen hat **). Aus

oben
*) Ueberdem waren die Balkenköpfe bey diesem
Stender mit Bley beschlagen, dadurch der
Strahl angelocket und in das Haus geleitet
werden konnte.
**) Man erzehlet, daß es auch in älteren Zeiten
schon

ſache dienet, da unſer Zweck hier nur iſt, den
eigentlichen Zug des Blitzes auszuſpuͤren. Nun
zeigte es ſich klaͤrlich, daß die Wuͤrkung deſſel-
ben eben dabey dem Eckſtender angegangen, wo
durch obbemeldete Klammer die hoͤlzerne Roͤhre
daran befeſtiget war. Denn erſt von da an
unterwaͤrts war der Stender geſpalten, und
nebſt andern Spuren fand man auch, daß ein
Stuͤck Bley, welches etwas tiefer im Wege
dieſer Spaltung auf einer Fuge genagelt war,
angeſchmolzen, und ein Nagel aus ſelbigem
heraus geriſſen worden *). Ich wuͤnſchte dem-
nach das Ende der bleyernen Roͤhre zu unterſu-
chen. Als man ſie nun aus der hoͤlzernen heraus
nahm, fand ſich, daß ſie an der Seite, wo die
Klammer auſſen befeſtiget geweſen, etwas an-
geſchmolzen war, und an der andern Seite
hatte ſie alte eingeſchmolzene Loͤcher, welche viel-
leicht von einem vorigen Blitze herruͤhren. Denn
es iſt merkwuͤrdig, daß im Jahre 1748. ein
Wetterſtrahl in eben dieſes Haus, und ein an-
derer 1764. in ein an beſagten Eckſtender an-
ſtoſſendes, gleichfals an der Kirchenmauer an-
gelehntes Gebaͤude gefahren war; ſo, daß alſo
der Blitz ſchon zu mehrern malen bey dieſer
Kirche denſelben Zug genommen hat **). Aus

oben
*) Ueberdem waren die Balkenkoͤpfe bey dieſem
Stender mit Bley beſchlagen, dadurch der
Strahl angelocket und in das Haus geleitet
werden konnte.
**) Man erzehlet, daß es auch in aͤlteren Zeiten
ſchon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="15"/>
&#x017F;ache dienet, da un&#x017F;er Zweck hier nur i&#x017F;t, den<lb/>
eigentlichen Zug des Blitzes auszu&#x017F;pu&#x0364;ren. Nun<lb/>
zeigte es &#x017F;ich kla&#x0364;rlich, daß die Wu&#x0364;rkung de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben eben dabey dem Eck&#x017F;tender angegangen, wo<lb/>
durch obbemeldete Klammer die ho&#x0364;lzerne Ro&#x0364;hre<lb/>
daran <choice><corr>befe&#x017F;tiget</corr><sic>befe&#x017F;ttget</sic></choice> war. Denn er&#x017F;t von da an<lb/>
unterwa&#x0364;rts war der Stender ge&#x017F;palten, und<lb/>
neb&#x017F;t andern Spuren fand man auch, daß ein<lb/>
Stu&#x0364;ck Bley, welches etwas tiefer im Wege<lb/>
die&#x017F;er Spaltung auf einer Fuge genagelt war,<lb/>
ange&#x017F;chmolzen, und ein Nagel aus &#x017F;elbigem<lb/>
heraus geri&#x017F;&#x017F;en worden <note place="foot" n="*)">Ueberdem waren die Balkenko&#x0364;pfe bey die&#x017F;em<lb/>
Stender mit Bley be&#x017F;chlagen, dadurch der<lb/>
Strahl angelocket und in das Haus geleitet<lb/>
werden konnte.</note>. Ich wu&#x0364;n&#x017F;chte dem-<lb/>
nach das Ende der bleyernen Ro&#x0364;hre zu unter&#x017F;u-<lb/>
chen. Als man &#x017F;ie nun aus der ho&#x0364;lzernen heraus<lb/>
nahm, fand &#x017F;ich, daß &#x017F;ie an der Seite, wo die<lb/>
Klammer au&#x017F;&#x017F;en befe&#x017F;tiget gewe&#x017F;en, etwas an-<lb/>
ge&#x017F;chmolzen war, und an der andern Seite<lb/>
hatte &#x017F;ie alte einge&#x017F;chmolzene Lo&#x0364;cher, welche viel-<lb/>
leicht von einem vorigen Blitze herru&#x0364;hren. Denn<lb/>
es i&#x017F;t merkwu&#x0364;rdig, daß im Jahre 1748. ein<lb/>
Wetter&#x017F;trahl in eben die&#x017F;es Haus, und ein an-<lb/>
derer 1764. in ein an be&#x017F;agten Eck&#x017F;tender an-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;endes, gleichfals an der Kirchenmauer an-<lb/>
gelehntes Geba&#x0364;ude gefahren war; &#x017F;o, daß al&#x017F;o<lb/>
der Blitz &#x017F;chon zu mehrern malen bey die&#x017F;er<lb/>
Kirche den&#x017F;elben Zug genommen hat <note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="**)">Man erzehlet, daß es auch in a&#x0364;lteren Zeiten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw></note>. Aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0015] ſache dienet, da unſer Zweck hier nur iſt, den eigentlichen Zug des Blitzes auszuſpuͤren. Nun zeigte es ſich klaͤrlich, daß die Wuͤrkung deſſel- ben eben dabey dem Eckſtender angegangen, wo durch obbemeldete Klammer die hoͤlzerne Roͤhre daran befeſtiget war. Denn erſt von da an unterwaͤrts war der Stender geſpalten, und nebſt andern Spuren fand man auch, daß ein Stuͤck Bley, welches etwas tiefer im Wege dieſer Spaltung auf einer Fuge genagelt war, angeſchmolzen, und ein Nagel aus ſelbigem heraus geriſſen worden *). Ich wuͤnſchte dem- nach das Ende der bleyernen Roͤhre zu unterſu- chen. Als man ſie nun aus der hoͤlzernen heraus nahm, fand ſich, daß ſie an der Seite, wo die Klammer auſſen befeſtiget geweſen, etwas an- geſchmolzen war, und an der andern Seite hatte ſie alte eingeſchmolzene Loͤcher, welche viel- leicht von einem vorigen Blitze herruͤhren. Denn es iſt merkwuͤrdig, daß im Jahre 1748. ein Wetterſtrahl in eben dieſes Haus, und ein an- derer 1764. in ein an beſagten Eckſtender an- ſtoſſendes, gleichfals an der Kirchenmauer an- gelehntes Gebaͤude gefahren war; ſo, daß alſo der Blitz ſchon zu mehrern malen bey dieſer Kirche denſelben Zug genommen hat **). Aus oben *) Ueberdem waren die Balkenkoͤpfe bey dieſem Stender mit Bley beſchlagen, dadurch der Strahl angelocket und in das Haus geleitet werden konnte. **) Man erzehlet, daß es auch in aͤlteren Zeiten ſchon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/15
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/15>, abgerufen am 21.11.2024.