fühle, zu beachten. Sie wecken also die äussere und innere Besonnenheit. Sie fixiren die Auf- merksamkeit, ziehn sie auf angenehme Gegen- stände hin, und ab von unangenehmen. Sie wirken auf das Begehrungsvermögen, und durch dasselbe wieder auf den Verstand zurück, sofern die erregten Begierden denselben antreiben, die Objekte der Gefühle zu vervielfältigen, die Mittel zur Erhaltung der angenehmen und zur Entfer- nung der unangenehmen aufzusuchen. Vermittelst des Gefühlsvermögens steht endlich der äussere Zwang und unser Wirken durch Lohnen und Strafen, also alles das Gute, was wir auf diesem Wege erreichen können, in unserer Gewalt. Es hat daher, sofern durch dasselbe alle Verhältnisse des Menschen erst ein Interesse für ihn erlangen, eine Federkraft, durch welche das gesammte Spiel aller übrigen Seelenkräfte belebt und auf bestimmte Zwecke geleitet werden kann.
2) Das Vorstellungsvermögen er- zeugt entweder Vorstellungen, die noch nicht vorhanden waren, oder es erneuert die ehemals vorhandenen wieder. Unter ihm, als produk- tiver Kraft, sind die Sinnlichkeit und der Ver- stand, als reproduktiver das Gedächtniss und die Einbildungskraft begriffen.
Durch den äussern Sinn schaun wir Dinge ausser uns, die Welt und unsern Körper, und diese im Raume, und unsern Körper, als den unsrigen, durch das Gemeingefühl an.
fühle, zu beachten. Sie wecken alſo die äuſsere und innere Beſonnenheit. Sie fixiren die Auf- merkſamkeit, ziehn ſie auf angenehme Gegen- ſtände hin, und ab von unangenehmen. Sie wirken auf das Begehrungsvermögen, und durch daſſelbe wieder auf den Verſtand zurück, ſofern die erregten Begierden denſelben antreiben, die Objekte der Gefühle zu vervielfältigen, die Mittel zur Erhaltung der angenehmen und zur Entfer- nung der unangenehmen aufzuſuchen. Vermittelſt des Gefühlsvermögens ſteht endlich der äuſsere Zwang und unſer Wirken durch Lohnen und Strafen, alſo alles das Gute, was wir auf dieſem Wege erreichen können, in unſerer Gewalt. Es hat daher, ſofern durch daſſelbe alle Verhältniſſe des Menſchen erſt ein Intereſſe für ihn erlangen, eine Federkraft, durch welche das geſammte Spiel aller übrigen Seelenkräfte belebt und auf beſtimmte Zwecke geleitet werden kann.
2) Das Vorſtellungsvermögen er- zeugt entweder Vorſtellungen, die noch nicht vorhanden waren, oder es erneuert die ehemals vorhandenen wieder. Unter ihm, als produk- tiver Kraft, ſind die Sinnlichkeit und der Ver- ſtand, als reproduktiver das Gedächtniſs und die Einbildungskraft begriffen.
Durch den äuſsern Sinn ſchaun wir Dinge auſser uns, die Welt und unſern Körper, und dieſe im Raume, und unſern Körper, als den unſrigen, durch das Gemeingefühl an.
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fühle, zu beachten. Sie wecken alſo die äuſsere
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merkſamkeit, ziehn ſie auf angenehme Gegen-
ſtände hin, und ab von unangenehmen. Sie
wirken auf das Begehrungsvermögen, und durch
daſſelbe wieder auf den Verſtand zurück, ſofern
die erregten Begierden denſelben antreiben, die
Objekte der Gefühle zu vervielfältigen, die Mittel
zur Erhaltung der angenehmen und zur Entfer-
nung der unangenehmen aufzuſuchen. Vermittelſt
des Gefühlsvermögens ſteht endlich der äuſsere
Zwang und unſer Wirken durch Lohnen und
Strafen, alſo alles das Gute, was wir auf dieſem
Wege erreichen können, in unſerer Gewalt. Es
hat daher, ſofern durch daſſelbe alle Verhältniſſe
des Menſchen erſt ein Intereſſe für ihn erlangen,
eine Federkraft, durch welche das geſammte
Spiel aller übrigen Seelenkräfte belebt und auf
beſtimmte Zwecke geleitet werden kann.
2) Das Vorſtellungsvermögen er-
zeugt entweder Vorſtellungen, die noch nicht
vorhanden waren, oder es erneuert die ehemals
vorhandenen wieder. Unter ihm, als produk-
tiver Kraft, ſind die Sinnlichkeit und der Ver-
ſtand, als reproduktiver das Gedächtniſs
und die Einbildungskraft begriffen.
Durch den äuſsern Sinn ſchaun wir
Dinge auſser uns, die Welt und unſern Körper,
und dieſe im Raume, und unſern Körper, als
den unſrigen, durch das Gemeingefühl an.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/167>, abgerufen am 25.11.2024.
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