das Gefühls- und Vorstellungsvermö- gen der Seele. Auf das Begehrungsvermögen können sie nur indirect, durch die Modifikatio- nen der Gefühle und Vorstellungen, denen dasselbe gezwungen folgt, einfliessen.
1) Wir haben ein Gefühlsvermögen, sofern die Modisikationen unsers gesammten, Ichs in Bewusstseyn als Zustände erscheinen, die wir zu erhalten, oder abzuhalten suchen. Jene sind angenehme diese unangenehme Gefühle. Sie werden in sinnliche und geistige ein- getheilt, je nachdem sie entweder auf den Zu- stand des Körpers oder der Seele bezogen werden.
Doch wird das Gefühl, oder das unmittel- bare Bewusstseyn des Subjects zunächst durch den Körper bestimmt. Vom Gehirn, als ihrem Brennpunkt, breiten sich die Nerven durch die ganze Organisation aus und sind zum Theil als Zuleiter zum Gefühls- und Vorstellungsvermögen, zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane anzusehen. Einige derselben verlieren sich inner- halb der Organisation, andere gehen zu Tage aus. Diese begründen die Sinnwerkzeuge, jene das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun- gen. Beide müssen durch Reize, jene durch die Welt, diese durch den eignen Körper in Thätig- keit gesetzt werden. Die Action geht von der Grenze zum Mittelpunkt und kündiget sich daselbst als Sensation an. Im Gehirn breitet sie sich auf
das Gefühls- und Vorſtellungsvermö- gen der Seele. Auf das Begehrungsvermögen können ſie nur indirect, durch die Modifikatio- nen der Gefühle und Vorſtellungen, denen daſſelbe gezwungen folgt, einflieſsen.
1) Wir haben ein Gefühlsvermögen, ſofern die Modiſikationen unſers geſammten, Ichs in Bewuſstſeyn als Zuſtände erſcheinen, die wir zu erhalten, oder abzuhalten ſuchen. Jene ſind angenehme dieſe unangenehme Gefühle. Sie werden in ſinnliche und geiſtige ein- getheilt, je nachdem ſie entweder auf den Zu- ſtand des Körpers oder der Seele bezogen werden.
Doch wird das Gefühl, oder das unmittel- bare Bewuſstſeyn des Subjects zunächſt durch den Körper beſtimmt. Vom Gehirn, als ihrem Brennpunkt, breiten ſich die Nerven durch die ganze Organiſation aus und ſind zum Theil als Zuleiter zum Gefühls- und Vorſtellungsvermögen, zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane anzuſehen. Einige derſelben verlieren ſich inner- halb der Organiſation, andere gehen zu Tage aus. Dieſe begründen die Sinnwerkzeuge, jene das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun- gen. Beide müſſen durch Reize, jene durch die Welt, dieſe durch den eignen Körper in Thätig- keit geſetzt werden. Die Action geht von der Grenze zum Mittelpunkt und kündiget ſich daſelbſt als Senſation an. Im Gehirn breitet ſie ſich auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0161"n="156"/>
das <hirendition="#g">Gefühls-</hi> und <hirendition="#g">Vorſtellungsvermö-<lb/>
gen</hi> der Seele. Auf das Begehrungsvermögen<lb/>
können ſie nur indirect, durch die Modifikatio-<lb/>
nen der Gefühle und Vorſtellungen, denen<lb/>
daſſelbe gezwungen folgt, einflieſsen.</p><lb/><p>1) Wir haben ein <hirendition="#g">Gefühlsvermögen</hi>,<lb/>ſofern die Modiſikationen unſers geſammten, Ichs<lb/>
in Bewuſstſeyn als Zuſtände erſcheinen, die wir<lb/>
zu erhalten, oder abzuhalten ſuchen. Jene ſind<lb/><hirendition="#g">angenehme</hi> dieſe <hirendition="#g">unangenehme</hi> Gefühle.<lb/>
Sie werden in <hirendition="#g">ſinnliche</hi> und <hirendition="#g">geiſtige</hi> ein-<lb/>
getheilt, je nachdem ſie entweder auf den Zu-<lb/>ſtand des Körpers oder der Seele bezogen<lb/>
werden.</p><lb/><p>Doch wird das Gefühl, oder das unmittel-<lb/>
bare Bewuſstſeyn des Subjects zunächſt durch<lb/>
den Körper beſtimmt. Vom Gehirn, als ihrem<lb/>
Brennpunkt, breiten ſich die Nerven durch die<lb/>
ganze Organiſation aus und ſind zum Theil als<lb/>
Zuleiter zum Gefühls- und Vorſtellungsvermögen,<lb/>
zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane<lb/>
anzuſehen. Einige derſelben verlieren ſich inner-<lb/>
halb der Organiſation, andere gehen zu Tage<lb/>
aus. Dieſe begründen die Sinnwerkzeuge, jene<lb/>
das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun-<lb/>
gen. Beide müſſen durch Reize, jene durch die<lb/>
Welt, dieſe durch den eignen Körper in Thätig-<lb/>
keit geſetzt werden. Die Action geht von der<lb/>
Grenze zum Mittelpunkt und kündiget ſich daſelbſt<lb/>
als Senſation an. Im Gehirn breitet ſie ſich auf<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[156/0161]
das Gefühls- und Vorſtellungsvermö-
gen der Seele. Auf das Begehrungsvermögen
können ſie nur indirect, durch die Modifikatio-
nen der Gefühle und Vorſtellungen, denen
daſſelbe gezwungen folgt, einflieſsen.
1) Wir haben ein Gefühlsvermögen,
ſofern die Modiſikationen unſers geſammten, Ichs
in Bewuſstſeyn als Zuſtände erſcheinen, die wir
zu erhalten, oder abzuhalten ſuchen. Jene ſind
angenehme dieſe unangenehme Gefühle.
Sie werden in ſinnliche und geiſtige ein-
getheilt, je nachdem ſie entweder auf den Zu-
ſtand des Körpers oder der Seele bezogen
werden.
Doch wird das Gefühl, oder das unmittel-
bare Bewuſstſeyn des Subjects zunächſt durch
den Körper beſtimmt. Vom Gehirn, als ihrem
Brennpunkt, breiten ſich die Nerven durch die
ganze Organiſation aus und ſind zum Theil als
Zuleiter zum Gefühls- und Vorſtellungsvermögen,
zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane
anzuſehen. Einige derſelben verlieren ſich inner-
halb der Organiſation, andere gehen zu Tage
aus. Dieſe begründen die Sinnwerkzeuge, jene
das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun-
gen. Beide müſſen durch Reize, jene durch die
Welt, dieſe durch den eignen Körper in Thätig-
keit geſetzt werden. Die Action geht von der
Grenze zum Mittelpunkt und kündiget ſich daſelbſt
als Senſation an. Im Gehirn breitet ſie ſich auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/161>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.