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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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stellungen und Bewegungen in dem nemlichen In-
dividuum, mit der vorher erwähnten Catalepsie
abwechselt. Eben die vornehme Dame, von der
ich oben gesagt habe, dass sie Tagelang einerley
Worte aussprach, oder auf einem Fleck feststand,
hatte zu andern Zeiten Anfälle des Veitstanzes,
wo sie Stundenlang mit unglaublicher Schnellig-
keit herumhüpfte und an die Wände aufsprang.
So erzählt Tulpius *) von einem Verrückten,
der wie Quecksilber in ewiger Bewegung war,
Tag und Nacht lief, bis er vor Schweiss zerfloss
und nicht eher ruhte, als wenn ihn der Schlaf
überwältigte. Die nemliche zwecklose Mobilität
beobachtete Pinel **) an einem seiner Kranken.
Dieser Mensch, sagt er, belästiget mich und an-
dere mit einem überschwänglichen Gewäsche.
Wenn er in ein Zimmer kommt, so rückt und
kehrt er alle Meubeln von der Stelle, befasst
Tische und Stühle mit den Händen, hebt sie auf
und schleppt sie von einem Ort zum andern, oh-
ne dabey durch irgend einen festen Vorsatz gelei-
tet zu werden. Man hat kaum seine Augen wegge-
wendet, so ist er schon auf dem nächsten Spatzier-
gange in eben der unruhigen Bewegung, er stam-
melt einige Worte, räumt Steine weg, rauft
Kräuter ab, die er wieder hinwirft, um andere
zu pflücken; er kommt, geht, kehrt wieder.


*) Observat. med. Lib. I. C. 16 et 17.
**) l. c. 176 S.

ſtellungen und Bewegungen in dem nemlichen In-
dividuum, mit der vorher erwähnten Catalepſie
abwechſelt. Eben die vornehme Dame, von der
ich oben geſagt habe, daſs ſie Tagelang einerley
Worte ausſprach, oder auf einem Fleck feſtſtand,
hatte zu andern Zeiten Anfälle des Veitstanzes,
wo ſie Stundenlang mit unglaublicher Schnellig-
keit herumhüpfte und an die Wände aufſprang.
So erzählt Tulpius *) von einem Verrückten,
der wie Queckſilber in ewiger Bewegung war,
Tag und Nacht lief, bis er vor Schweiſs zerfloſs
und nicht eher ruhte, als wenn ihn der Schlaf
überwältigte. Die nemliche zweckloſe Mobilität
beobachtete Pinel **) an einem ſeiner Kranken.
Dieſer Menſch, ſagt er, beläſtiget mich und an-
dere mit einem überſchwänglichen Gewäſche.
Wenn er in ein Zimmer kommt, ſo rückt und
kehrt er alle Meubeln von der Stelle, befaſst
Tiſche und Stühle mit den Händen, hebt ſie auf
und ſchleppt ſie von einem Ort zum andern, oh-
ne dabey durch irgend einen feſten Vorſatz gelei-
tet zu werden. Man hat kaum ſeine Augen wegge-
wendet, ſo iſt er ſchon auf dem nächſten Spatzier-
gange in eben der unruhigen Bewegung, er ſtam-
melt einige Worte, räumt Steine weg, rauft
Kräuter ab, die er wieder hinwirft, um andere
zu pflücken; er kommt, geht, kehrt wieder.


*) Obſervat. med. Lib. I. C. 16 et 17.
**) l. c. 176 S.
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[135/0140] ſtellungen und Bewegungen in dem nemlichen In- dividuum, mit der vorher erwähnten Catalepſie abwechſelt. Eben die vornehme Dame, von der ich oben geſagt habe, daſs ſie Tagelang einerley Worte ausſprach, oder auf einem Fleck feſtſtand, hatte zu andern Zeiten Anfälle des Veitstanzes, wo ſie Stundenlang mit unglaublicher Schnellig- keit herumhüpfte und an die Wände aufſprang. So erzählt Tulpius *) von einem Verrückten, der wie Queckſilber in ewiger Bewegung war, Tag und Nacht lief, bis er vor Schweiſs zerfloſs und nicht eher ruhte, als wenn ihn der Schlaf überwältigte. Die nemliche zweckloſe Mobilität beobachtete Pinel **) an einem ſeiner Kranken. Dieſer Menſch, ſagt er, beläſtiget mich und an- dere mit einem überſchwänglichen Gewäſche. Wenn er in ein Zimmer kommt, ſo rückt und kehrt er alle Meubeln von der Stelle, befaſst Tiſche und Stühle mit den Händen, hebt ſie auf und ſchleppt ſie von einem Ort zum andern, oh- ne dabey durch irgend einen feſten Vorſatz gelei- tet zu werden. Man hat kaum ſeine Augen wegge- wendet, ſo iſt er ſchon auf dem nächſten Spatzier- gange in eben der unruhigen Bewegung, er ſtam- melt einige Worte, räumt Steine weg, rauft Kräuter ab, die er wieder hinwirft, um andere zu pflücken; er kommt, geht, kehrt wieder. *) Obſervat. med. Lib. I. C. 16 et 17. **) l. c. 176 S.

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/140>, abgerufen am 23.11.2024.