Solte aber dieses dennoch geschehen, so muß ein Blumen-Liebhaber die Erde in den Gefäßen unter- weilen lüften und locker machen.
Man hat dahero darauf zu seben, daß nicht liederliche Gärtner, Gesinde oder Tagelöhner, ohne vorgesteckte Spritzen in den Tag hinein gießen. Denn durch das heftige Begießen wird nicht nur die Erde feste gemachet, sondern es entstehen auch Löcher darinnen, welche einen Uebelstand verursa- chen, daß man hernach die Zeit darüber verderben, und solche, wenn die Erde trocken geworden, mit der Hand wiederum gleich machen muß.
Durch solches heftige Gießen werden auch die Senker gehindert, daß sie keine Wurzeln ansetzen können, weil die Erde durch das Wasser hinweg gespielet wird.
Von dem Wasser, welches einige mit allerhand Mist vermischen, und die Gewächse damit begie- ßen, um dadurch das Wachsthum derselben zu be- fördern, halte ich durchaus nichts. Sie thun den Nelken-Stöcken so wohl, als andern Gewächsen, damit den allergrösten Schaden, weil sie hiervon Läuse, allerhand Ungeziefer und andere Mängel bekommen. Denn wenn das Wasser in warmen Tagen mit dem Miste in den Gieß-Kübel zur Gä- rung und Fäulniß gekommen, so wachsen aller- hand Würmer darinnen, welche man gar deutlich erkennen kan. Folglich ist leicht zu erachten, daß durch dergleichen Wasser auch allerhand Eyerlein, welche wir mit unsern Augen nicht erkennen kön- nen, auf die Scherben und unter die Blätter ge-
gossen
Zweytes Cap. Von Erziehung
Solte aber dieſes dennoch geſchehen, ſo muß ein Blumen-Liebhaber die Erde in den Gefaͤßen unter- weilen luͤften und locker machen.
Man hat dahero darauf zu ſeben, daß nicht liederliche Gaͤrtner, Geſinde oder Tageloͤhner, ohne vorgeſteckte Spritzen in den Tag hinein gießen. Denn durch das heftige Begießen wird nicht nur die Erde feſte gemachet, ſondern es entſtehen auch Loͤcher darinnen, welche einen Uebelſtand verurſa- chen, daß man hernach die Zeit daruͤber verderben, und ſolche, wenn die Erde trocken geworden, mit der Hand wiederum gleich machen muß.
Durch ſolches heftige Gießen werden auch die Senker gehindert, daß ſie keine Wurzeln anſetzen koͤnnen, weil die Erde durch das Waſſer hinweg geſpielet wird.
Von dem Waſſer, welches einige mit allerhand Miſt vermiſchen, und die Gewaͤchſe damit begie- ßen, um dadurch das Wachsthum derſelben zu be- foͤrdern, halte ich durchaus nichts. Sie thun den Nelken-Stoͤcken ſo wohl, als andern Gewaͤchſen, damit den allergroͤſten Schaden, weil ſie hiervon Laͤuſe, allerhand Ungeziefer und andere Maͤngel bekommen. Denn wenn das Waſſer in warmen Tagen mit dem Miſte in den Gieß-Kuͤbel zur Gaͤ- rung und Faͤulniß gekommen, ſo wachſen aller- hand Wuͤrmer darinnen, welche man gar deutlich erkennen kan. Folglich iſt leicht zu erachten, daß durch dergleichen Waſſer auch allerhand Eyerlein, welche wir mit unſern Augen nicht erkennen koͤn- nen, auf die Scherben und unter die Blaͤtter ge-
goſſen
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Zweytes Cap. Von Erziehung
Solte aber dieſes dennoch geſchehen, ſo muß ein
Blumen-Liebhaber die Erde in den Gefaͤßen unter-
weilen luͤften und locker machen.
Man hat dahero darauf zu ſeben, daß nicht
liederliche Gaͤrtner, Geſinde oder Tageloͤhner, ohne
vorgeſteckte Spritzen in den Tag hinein gießen.
Denn durch das heftige Begießen wird nicht nur
die Erde feſte gemachet, ſondern es entſtehen auch
Loͤcher darinnen, welche einen Uebelſtand verurſa-
chen, daß man hernach die Zeit daruͤber verderben,
und ſolche, wenn die Erde trocken geworden, mit
der Hand wiederum gleich machen muß.
Durch ſolches heftige Gießen werden auch die
Senker gehindert, daß ſie keine Wurzeln anſetzen
koͤnnen, weil die Erde durch das Waſſer hinweg
geſpielet wird.
Von dem Waſſer, welches einige mit allerhand
Miſt vermiſchen, und die Gewaͤchſe damit begie-
ßen, um dadurch das Wachsthum derſelben zu be-
foͤrdern, halte ich durchaus nichts. Sie thun den
Nelken-Stoͤcken ſo wohl, als andern Gewaͤchſen,
damit den allergroͤſten Schaden, weil ſie hiervon
Laͤuſe, allerhand Ungeziefer und andere Maͤngel
bekommen. Denn wenn das Waſſer in warmen
Tagen mit dem Miſte in den Gieß-Kuͤbel zur Gaͤ-
rung und Faͤulniß gekommen, ſo wachſen aller-
hand Wuͤrmer darinnen, welche man gar deutlich
erkennen kan. Folglich iſt leicht zu erachten, daß
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welche wir mit unſern Augen nicht erkennen koͤn-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/76>, abgerufen am 22.07.2024.
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