dem alten Stocke ab, hebet sie aus, und versetzet sie, nach Gefallen, in einen Scherben.
Am besten aber ist es, daß man die Nelken- Fechser, wenn sie bey Zeiten eingeleget worden, gleich zu Ende des Augusts untersuchet, ob sie Wurzeln geschlagen, und wenn sie feine weiße Fä- serchen angesetzet haben, solche alsobald auf vor- geschriebene Weise ablöset, aushebet, und versetzet, so werden sie, noch ehe man sie in das Winter-Be- hältniß bringet, einwurzeln. Jch meines Orts halte sehr viel von der Verpflanzung vor dem Winter, denn wenn es mit einem alten Stocke den Winter hindurch unglücklich gehen solte, daß er verdürbe, so würden die Ableger, wenn sie in einen Scherben noch am Stocke zusammen stünden, auch mit zu Grunde gehen. Hingegen, wenn ja der alte Stock, nachdem die Fechser vor Winters abgelöset, und versetzet worden, zunichte gehen sol- te, so werden doch zum wenigsten von den Fech- sern desselben, in den andern Scherben, einige gut bleiben. Gewiß, wenn dieses nicht geschiehet, so kan man auf einmal um eine Sorte, welche einen lieb ist, kommen.
Von einem Stocke kan mehr als eine Pflanze eingesenket werden, folglich kan man in kurzer Zeit zu einer Vielheit von Nelken-Stöcken gelan- gen, jedoch wenn sie im Winter nicht wohl abge- wartet werden, kan man auch gar bald wiederum davon kommen. Es heißet hiermit zuweilen, bald reich, bald arm, bald gar nichts.
Wenn die Pflanzen versetzet worden, ist auch
noch
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und Wartung der Nelken.
dem alten Stocke ab, hebet ſie aus, und verſetzet ſie, nach Gefallen, in einen Scherben.
Am beſten aber iſt es, daß man die Nelken- Fechſer, wenn ſie bey Zeiten eingeleget worden, gleich zu Ende des Auguſts unterſuchet, ob ſie Wurzeln geſchlagen, und wenn ſie feine weiße Faͤ- ſerchen angeſetzet haben, ſolche alſobald auf vor- geſchriebene Weiſe abloͤſet, aushebet, und verſetzet, ſo werden ſie, noch ehe man ſie in das Winter-Be- haͤltniß bringet, einwurzeln. Jch meines Orts halte ſehr viel von der Verpflanzung vor dem Winter, denn wenn es mit einem alten Stocke den Winter hindurch ungluͤcklich gehen ſolte, daß er verduͤrbe, ſo wuͤrden die Ableger, wenn ſie in einen Scherben noch am Stocke zuſammen ſtuͤnden, auch mit zu Grunde gehen. Hingegen, wenn ja der alte Stock, nachdem die Fechſer vor Winters abgeloͤſet, und verſetzet worden, zunichte gehen ſol- te, ſo werden doch zum wenigſten von den Fech- ſern deſſelben, in den andern Scherben, einige gut bleiben. Gewiß, wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo kan man auf einmal um eine Sorte, welche einen lieb iſt, kommen.
Von einem Stocke kan mehr als eine Pflanze eingeſenket werden, folglich kan man in kurzer Zeit zu einer Vielheit von Nelken-Stoͤcken gelan- gen, jedoch wenn ſie im Winter nicht wohl abge- wartet werden, kan man auch gar bald wiederum davon kommen. Es heißet hiermit zuweilen, bald reich, bald arm, bald gar nichts.
Wenn die Pflanzen verſetzet worden, iſt auch
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[57/0071]
und Wartung der Nelken.
dem alten Stocke ab, hebet ſie aus, und verſetzet ſie,
nach Gefallen, in einen Scherben.
Am beſten aber iſt es, daß man die Nelken-
Fechſer, wenn ſie bey Zeiten eingeleget worden,
gleich zu Ende des Auguſts unterſuchet, ob ſie
Wurzeln geſchlagen, und wenn ſie feine weiße Faͤ-
ſerchen angeſetzet haben, ſolche alſobald auf vor-
geſchriebene Weiſe abloͤſet, aushebet, und verſetzet,
ſo werden ſie, noch ehe man ſie in das Winter-Be-
haͤltniß bringet, einwurzeln. Jch meines Orts
halte ſehr viel von der Verpflanzung vor dem
Winter, denn wenn es mit einem alten Stocke den
Winter hindurch ungluͤcklich gehen ſolte, daß er
verduͤrbe, ſo wuͤrden die Ableger, wenn ſie in einen
Scherben noch am Stocke zuſammen ſtuͤnden,
auch mit zu Grunde gehen. Hingegen, wenn ja
der alte Stock, nachdem die Fechſer vor Winters
abgeloͤſet, und verſetzet worden, zunichte gehen ſol-
te, ſo werden doch zum wenigſten von den Fech-
ſern deſſelben, in den andern Scherben, einige gut
bleiben. Gewiß, wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo
kan man auf einmal um eine Sorte, welche einen
lieb iſt, kommen.
Von einem Stocke kan mehr als eine Pflanze
eingeſenket werden, folglich kan man in kurzer
Zeit zu einer Vielheit von Nelken-Stoͤcken gelan-
gen, jedoch wenn ſie im Winter nicht wohl abge-
wartet werden, kan man auch gar bald wiederum
davon kommen. Es heißet hiermit zuweilen, bald
reich, bald arm, bald gar nichts.
Wenn die Pflanzen verſetzet worden, iſt auch
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/71>, abgerufen am 22.07.2024.
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