Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Könnt ich jetzt wie Brockes dichten,
Hätt' ich Hallers netten Kiel,
Denn wollt ich etwas verrichten,
Das vielleicht Dir wohl gesiel.

Doch ein inneres Ergetzen
An den angetrofnen Schätzen
Jst es, so mich reitzt und treibt,
Daß der Kiel, was solget, schreibt,
Obschon keine Lorbern keimen,
Obgleich wenig Kunst erscheint;
Dennoch ist in diesen Reimen
Jede Zeile wohl gemeynt.
Freund! sogleich des Gartens Lage
Hat an jenem heitern Tage
Jn Verwundrung mich gesetzt;
Und was mich hiernächst ergetzt,
Jst der Schutz, so ihn umschliesset,
Welcher ungemein gemacht,
Wo man auch von ausen lieset,
Wenn dis Meisterstück vollbracht.
Welche holde Augenweide
Find ich gleich zu meiner Freude,
Bey dem ersten Schritt allhier!
Welche ungemeine Zier!
Welch ein Reitz! wie klar und helle!
Wie vergnügend, bunt und schön
Jst anjetzo jede Stelle,
Jedes Plätzgen anzusehn!
Nun ich stehe etwas stille,
Und erstaun ob aller Fülle.
Gleich zur recht und linken Hand
Seh' ich zierlich ausgespannt
Welsch-

Koͤnnt ich jetzt wie Brockes dichten,
Haͤtt’ ich Hallers netten Kiel,
Denn wollt ich etwas verrichten,
Das vielleicht Dir wohl geſiel.

Doch ein inneres Ergetzen
An den angetrofnen Schaͤtzen
Jſt es, ſo mich reitzt und treibt,
Daß der Kiel, was ſolget, ſchreibt,
Obſchon keine Lorbern keimen,
Obgleich wenig Kunſt erſcheint;
Dennoch iſt in dieſen Reimen
Jede Zeile wohl gemeynt.
Freund! ſogleich des Gartens Lage
Hat an jenem heitern Tage
Jn Verwundrung mich geſetzt;
Und was mich hiernaͤchſt ergetzt,
Jſt der Schutz, ſo ihn umſchlieſſet,
Welcher ungemein gemacht,
Wo man auch von auſen lieſet,
Wenn dis Meiſterſtuͤck vollbracht.
Welche holde Augenweide
Find ich gleich zu meiner Freude,
Bey dem erſten Schritt allhier!
Welche ungemeine Zier!
Welch ein Reitz! wie klar und helle!
Wie vergnuͤgend, bunt und ſchoͤn
Jſt anjetzo jede Stelle,
Jedes Plaͤtzgen anzuſehn!
Nun ich ſtehe etwas ſtille,
Und erſtaun ob aller Fuͤlle.
Gleich zur recht und linken Hand
Seh’ ich zierlich ausgeſpannt
Welſch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="3">
            <pb facs="#f0276" n="[262]"/>
            <l>Ko&#x0364;nnt ich jetzt wie <hi rendition="#fr">Brockes</hi> dichten,</l><lb/>
            <l>Ha&#x0364;tt&#x2019; ich <hi rendition="#fr">Hallers</hi> netten Kiel,</l><lb/>
            <l>Denn wollt ich etwas verrichten,</l><lb/>
            <l>Das vielleicht Dir wohl ge&#x017F;iel.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Doch ein inneres Ergetzen</l><lb/>
            <l>An den angetrofnen Scha&#x0364;tzen</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t es, &#x017F;o mich reitzt und treibt,</l><lb/>
            <l>Daß der Kiel, was &#x017F;olget, &#x017F;chreibt,</l><lb/>
            <l>Ob&#x017F;chon keine Lorbern keimen,</l><lb/>
            <l>Obgleich wenig Kun&#x017F;t er&#x017F;cheint;</l><lb/>
            <l>Dennoch i&#x017F;t in die&#x017F;en Reimen</l><lb/>
            <l>Jede Zeile wohl gemeynt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l><hi rendition="#fr">Freund!</hi> &#x017F;ogleich des <hi rendition="#fr">Gartens Lage</hi></l><lb/>
            <l>Hat an jenem heitern Tage</l><lb/>
            <l>Jn Verwundrung mich ge&#x017F;etzt;</l><lb/>
            <l>Und was mich hierna&#x0364;ch&#x017F;t ergetzt,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t der Schutz, &#x017F;o ihn um&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et,</l><lb/>
            <l>Welcher ungemein gemacht,</l><lb/>
            <l>Wo man auch von au&#x017F;en lie&#x017F;et,</l><lb/>
            <l>Wenn dis Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck vollbracht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Welche holde Augenweide</l><lb/>
            <l>Find ich gleich zu meiner Freude,</l><lb/>
            <l>Bey dem er&#x017F;ten Schritt allhier!</l><lb/>
            <l>Welche ungemeine Zier!</l><lb/>
            <l>Welch ein Reitz! wie klar und helle!</l><lb/>
            <l>Wie vergnu&#x0364;gend, bunt und &#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t anjetzo jede Stelle,</l><lb/>
            <l>Jedes Pla&#x0364;tzgen anzu&#x017F;ehn!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Nun ich &#x017F;tehe etwas &#x017F;tille,</l><lb/>
            <l>Und er&#x017F;taun ob aller Fu&#x0364;lle.</l><lb/>
            <l>Gleich zur recht und linken Hand</l><lb/>
            <l>Seh&#x2019; ich zierlich ausge&#x017F;pannt</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wel&#x017F;ch-</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[262]/0276] Koͤnnt ich jetzt wie Brockes dichten, Haͤtt’ ich Hallers netten Kiel, Denn wollt ich etwas verrichten, Das vielleicht Dir wohl geſiel. Doch ein inneres Ergetzen An den angetrofnen Schaͤtzen Jſt es, ſo mich reitzt und treibt, Daß der Kiel, was ſolget, ſchreibt, Obſchon keine Lorbern keimen, Obgleich wenig Kunſt erſcheint; Dennoch iſt in dieſen Reimen Jede Zeile wohl gemeynt. Freund! ſogleich des Gartens Lage Hat an jenem heitern Tage Jn Verwundrung mich geſetzt; Und was mich hiernaͤchſt ergetzt, Jſt der Schutz, ſo ihn umſchlieſſet, Welcher ungemein gemacht, Wo man auch von auſen lieſet, Wenn dis Meiſterſtuͤck vollbracht. Welche holde Augenweide Find ich gleich zu meiner Freude, Bey dem erſten Schritt allhier! Welche ungemeine Zier! Welch ein Reitz! wie klar und helle! Wie vergnuͤgend, bunt und ſchoͤn Jſt anjetzo jede Stelle, Jedes Plaͤtzgen anzuſehn! Nun ich ſtehe etwas ſtille, Und erſtaun ob aller Fuͤlle. Gleich zur recht und linken Hand Seh’ ich zierlich ausgeſpannt Welſch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/276
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. [262]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/276>, abgerufen am 26.11.2024.