Jhren curiösen Bau und unterirdische Woh- nung pflegen sie in der Erde zwey, drey bis vier Schuh tief, und sechs, acht bis zehn Schuh weit von einander zu machen, nachdem es der Grund und Boden leiden wil. Je älter sie sind, je tie- fer und weitläuftiger legen sie auch ihre Wohnun- gen an.
Den ersten Eingang zu ihren Höhlen machen sie ganz schrege, aus welchem sie die Erde theils mit den Pfoten heraus scharren, theils in ihren Backen oder Säcken heraustragen.
Ein oder zwey Schritte davon machen sie noch ein Loch, aber senkrecht und so tief als ihre Kam- mern und Behältnisse sind, welches man das Fal- loch zu nennen pfleget.
Dieses brauchen sie niemalen eher als wenn sie ausgelaufen sind, und von weiten etwas mer- ken, oder von Menschen oder Hunden verfolget werden. Jn solcher Gefahr und Angst laufen sie alsobald nach diesem Loche zu, und fallen in grosser Geschwindigkeit hinunter.
Desgleichen wenn sie auf ihren Raub aus- gehen wollen, so steigen sie auch mehrentheils in diesem Fallloche in die Höhe und sehen sich um wie die Schlot-Feger in den Feuer-Mauern zu thun pflegen, und auf diese Art recoguosciren sie, ob es von ausen sicher sey. Alsdenn fallen sie wiederum hinunter und gehen, wenn sie nichts ge- fährliches wahrgenommen in ihren gemachten or- dentlichen schregen Wege auf den Raub aus, wel-
ches
Das ſechſte Capitel. Von einigen
§. 24.
Von ihrem Ban und Wohnung.
Jhren curioͤſen Bau und unterirdiſche Woh- nung pflegen ſie in der Erde zwey, drey bis vier Schuh tief, und ſechs, acht bis zehn Schuh weit von einander zu machen, nachdem es der Grund und Boden leiden wil. Je aͤlter ſie ſind, je tie- fer und weitlaͤuftiger legen ſie auch ihre Wohnun- gen an.
Den erſten Eingang zu ihren Hoͤhlen machen ſie ganz ſchrege, aus welchem ſie die Erde theils mit den Pfoten heraus ſcharren, theils in ihren Backen oder Saͤcken heraustragen.
Ein oder zwey Schritte davon machen ſie noch ein Loch, aber ſenkrecht und ſo tief als ihre Kam- mern und Behaͤltniſſe ſind, welches man das Fal- loch zu nennen pfleget.
Dieſes brauchen ſie niemalen eher als wenn ſie ausgelaufen ſind, und von weiten etwas mer- ken, oder von Menſchen oder Hunden verfolget werden. Jn ſolcher Gefahr und Angſt laufen ſie alſobald nach dieſem Loche zu, und fallen in groſſer Geſchwindigkeit hinunter.
Desgleichen wenn ſie auf ihren Raub aus- gehen wollen, ſo ſteigen ſie auch mehrentheils in dieſem Fallloche in die Hoͤhe und ſehen ſich um wie die Schlot-Feger in den Feuer-Mauern zu thun pflegen, und auf dieſe Art recoguoſciren ſie, ob es von auſen ſicher ſey. Alsdenn fallen ſie wiederum hinunter und gehen, wenn ſie nichts ge- faͤhrliches wahrgenommen in ihren gemachten or- dentlichen ſchregen Wege auf den Raub aus, wel-
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Das ſechſte Capitel. Von einigen
§. 24.
Jhren curioͤſen Bau und unterirdiſche Woh-
nung pflegen ſie in der Erde zwey, drey bis vier
Schuh tief, und ſechs, acht bis zehn Schuh weit
von einander zu machen, nachdem es der Grund
und Boden leiden wil. Je aͤlter ſie ſind, je tie-
fer und weitlaͤuftiger legen ſie auch ihre Wohnun-
gen an.
Den erſten Eingang zu ihren Hoͤhlen machen
ſie ganz ſchrege, aus welchem ſie die Erde theils
mit den Pfoten heraus ſcharren, theils in ihren
Backen oder Saͤcken heraustragen.
Ein oder zwey Schritte davon machen ſie noch
ein Loch, aber ſenkrecht und ſo tief als ihre Kam-
mern und Behaͤltniſſe ſind, welches man das Fal-
loch zu nennen pfleget.
Dieſes brauchen ſie niemalen eher als wenn
ſie ausgelaufen ſind, und von weiten etwas mer-
ken, oder von Menſchen oder Hunden verfolget
werden. Jn ſolcher Gefahr und Angſt laufen ſie
alſobald nach dieſem Loche zu, und fallen in groſſer
Geſchwindigkeit hinunter.
Desgleichen wenn ſie auf ihren Raub aus-
gehen wollen, ſo ſteigen ſie auch mehrentheils in
dieſem Fallloche in die Hoͤhe und ſehen ſich um
wie die Schlot-Feger in den Feuer-Mauern zu
thun pflegen, und auf dieſe Art recoguoſciren ſie,
ob es von auſen ſicher ſey. Alsdenn fallen ſie
wiederum hinunter und gehen, wenn ſie nichts ge-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/220>, abgerufen am 22.07.2024.
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