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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Das sechste Capitel. Von einigen
alsobald hinter ihm drein ist, die Erde aufstösset, und
denselben noch erhaschet und wieder hinein ziehet.

Wie begierig und artig diese Thiere die Re-
genwürmer fressen, habe ich als ein Knabe folgen-
dermassen observiret: Jch band einen Maulwurf
mit einem Hinterbeine feste an ein Band, und
hieng denselben oben an einen in die Erde gesteckten
Pfahl an die Sonne.

Zu einer andern Zeit aber, als ich abermal ei-
nen gefangen, und nicht gleich ein Bändgen bey der
Hand hatte, spaltete ich nur einen in der Erde und
an der Sonne stehenden Pfahl oben ein wenig mit
dem Messer, und klemmete den Schwanz desselben
darzwischen.

Beydemal lies ich sie ohngefehr anderthalb
Stunden zappeln, welches sie an einen hin, und
zwar so stark thun, daß der Pfahl, wenn er nicht
gar zu stark ist, anfängt zu wackeln.

Ob man nun gleich hätte glauben sollen, daß
ein solcher Maulwurf sich bald todt gezappelt, und
vor Angst und Schmerzen nicht würde fressen
können, so haben sie dennoch, wenn ich ihnen einen
Regenwurm vor die Schnautze gehalten, solchen
mit gröster Begierde und Behändigkeit zu sich ge-
nommen und verzehret.

Es ist in der That sehr artig anzusehen, wie sie
dieses letztere so reinlich und künstlich verrichten.
Sie fassen, nemlich den Wurm, mit den zweyen For-
der-Tatzen an, halten die zwey fordersten Zehe bey-
der Tatzen also gegen einander zusammen, daß mit-
ten ein Löchlein bleibet, und ziehen den Wurm mit

ihrem

Das ſechſte Capitel. Von einigen
alſobald hinter ihm drein iſt, die Erde aufſtoͤſſet, und
denſelben noch erhaſchet und wieder hinein ziehet.

Wie begierig und artig dieſe Thiere die Re-
genwuͤrmer freſſen, habe ich als ein Knabe folgen-
dermaſſen obſerviret: Jch band einen Maulwurf
mit einem Hinterbeine feſte an ein Band, und
hieng denſelben oben an einen in die Erde geſteckten
Pfahl an die Sonne.

Zu einer andern Zeit aber, als ich abermal ei-
nen gefangen, und nicht gleich ein Baͤndgen bey der
Hand hatte, ſpaltete ich nur einen in der Erde und
an der Sonne ſtehenden Pfahl oben ein wenig mit
dem Meſſer, und klemmete den Schwanz deſſelben
darzwiſchen.

Beydemal lies ich ſie ohngefehr anderthalb
Stunden zappeln, welches ſie an einen hin, und
zwar ſo ſtark thun, daß der Pfahl, wenn er nicht
gar zu ſtark iſt, anfaͤngt zu wackeln.

Ob man nun gleich haͤtte glauben ſollen, daß
ein ſolcher Maulwurf ſich bald todt gezappelt, und
vor Angſt und Schmerzen nicht wuͤrde freſſen
koͤnnen, ſo haben ſie dennoch, wenn ich ihnen einen
Regenwurm vor die Schnautze gehalten, ſolchen
mit groͤſter Begierde und Behaͤndigkeit zu ſich ge-
nommen und verzehret.

Es iſt in der That ſehr artig anzuſehen, wie ſie
dieſes letztere ſo reinlich und kuͤnſtlich verrichten.
Sie faſſen, nemlich den Wurm, mit den zweyen For-
der-Tatzen an, halten die zwey forderſten Zehe bey-
der Tatzen alſo gegen einander zuſammen, daß mit-
ten ein Loͤchlein bleibet, und ziehen den Wurm mit

ihrem
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[174/0188] Das ſechſte Capitel. Von einigen alſobald hinter ihm drein iſt, die Erde aufſtoͤſſet, und denſelben noch erhaſchet und wieder hinein ziehet. Wie begierig und artig dieſe Thiere die Re- genwuͤrmer freſſen, habe ich als ein Knabe folgen- dermaſſen obſerviret: Jch band einen Maulwurf mit einem Hinterbeine feſte an ein Band, und hieng denſelben oben an einen in die Erde geſteckten Pfahl an die Sonne. Zu einer andern Zeit aber, als ich abermal ei- nen gefangen, und nicht gleich ein Baͤndgen bey der Hand hatte, ſpaltete ich nur einen in der Erde und an der Sonne ſtehenden Pfahl oben ein wenig mit dem Meſſer, und klemmete den Schwanz deſſelben darzwiſchen. Beydemal lies ich ſie ohngefehr anderthalb Stunden zappeln, welches ſie an einen hin, und zwar ſo ſtark thun, daß der Pfahl, wenn er nicht gar zu ſtark iſt, anfaͤngt zu wackeln. Ob man nun gleich haͤtte glauben ſollen, daß ein ſolcher Maulwurf ſich bald todt gezappelt, und vor Angſt und Schmerzen nicht wuͤrde freſſen koͤnnen, ſo haben ſie dennoch, wenn ich ihnen einen Regenwurm vor die Schnautze gehalten, ſolchen mit groͤſter Begierde und Behaͤndigkeit zu ſich ge- nommen und verzehret. Es iſt in der That ſehr artig anzuſehen, wie ſie dieſes letztere ſo reinlich und kuͤnſtlich verrichten. Sie faſſen, nemlich den Wurm, mit den zweyen For- der-Tatzen an, halten die zwey forderſten Zehe bey- der Tatzen alſo gegen einander zuſammen, daß mit- ten ein Loͤchlein bleibet, und ziehen den Wurm mit ihrem

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/188>, abgerufen am 25.11.2024.