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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
gegangen, und was vor Nutzen ich davon gezogen,
so haben sie es hernach selbst nachgeahmet.

Mit dem Anbau des Brunnenkresses, ist es mir
eben so ergangen: denn als ich viele hundert Reichs-
thaler anwendete, und kleine Berge und Anhöhen
hinweg schanzen ließ, um neue Brunnenkreßklin-
ger anzulegen, (wie aus meiner Historischen Be-
schreibung der Erfurtischen dreyen Brun-
nen-Gärien
zu ersehen,) so wurde solches von
vielen vor unmöglich gehalten. Man meinte, ich
würde das Werk nicht hinaus führen, und meinen
Zweck nicht erreichen, und ich wurde höchstens ver-
dacht daß ich so vieles Geld vergeblich aufwendete.
Es hies: wenn ich auch etwas zuwege brächte, so
würde doch solches die Kosten nimmermehr abwer-
fen; aber nachdem ich eine ganz unvergleichliche
Brunnenkreßklinger in behörige Ordnung ge-
bracht, dergleichen im ganzen Dreyen-Brunnen
nicht zu finden ist, daß auch Fremde, wenn sie solche
betrachten, sich über die Erfindung, so wohl derer
Klinger, als auch der geführten Gewölber unter
der Erden, in welchen man wie in einer Stube
sich aufhalten kan, wundern müssen; so fanden
sich gleich Leute, welche mir solches nachzuthun
sucheten.

Eben so ist es mir auch ergangen, als ich vor
einigen Jahren, ein Stück Landes, gleich an unserm
Schmiedstädter-Thore mit August- und Weixel-
Kirsch Bäumen Alleenweise anlegen lassen, da man
sonsten in diesem Felde dergleichen niemals gehabt.
Es funden sich nemlich alsobald naseweise Schnär-

cher,

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
gegangen, und was vor Nutzen ich davon gezogen,
ſo haben ſie es hernach ſelbſt nachgeahmet.

Mit dem Anbau des Brunnenkreſſes, iſt es mir
eben ſo ergangen: denn als ich viele hundert Reichs-
thaler anwendete, und kleine Berge und Anhoͤhen
hinweg ſchanzen ließ, um neue Brunnenkreßklin-
ger anzulegen, (wie aus meiner Hiſtoriſchen Be-
ſchreibung der Erfurtiſchen dreyen Brun-
nen-Gaͤrien
zu erſehen,) ſo wurde ſolches von
vielen vor unmoͤglich gehalten. Man meinte, ich
wuͤrde das Werk nicht hinaus fuͤhren, und meinen
Zweck nicht erreichen, und ich wurde hoͤchſtens ver-
dacht daß ich ſo vieles Geld vergeblich aufwendete.
Es hies: wenn ich auch etwas zuwege braͤchte, ſo
wuͤrde doch ſolches die Koſten nimmermehr abwer-
fen; aber nachdem ich eine ganz unvergleichliche
Brunnenkreßklinger in behoͤrige Ordnung ge-
bracht, dergleichen im ganzen Dreyen-Brunnen
nicht zu finden iſt, daß auch Fremde, wenn ſie ſolche
betrachten, ſich uͤber die Erfindung, ſo wohl derer
Klinger, als auch der gefuͤhrten Gewoͤlber unter
der Erden, in welchen man wie in einer Stube
ſich aufhalten kan, wundern muͤſſen; ſo fanden
ſich gleich Leute, welche mir ſolches nachzuthun
ſucheten.

Eben ſo iſt es mir auch ergangen, als ich vor
einigen Jahren, ein Stuͤck Landes, gleich an unſerm
Schmiedſtaͤdter-Thore mit Auguſt- und Weixel-
Kirſch Baͤumen Alleenweiſe anlegen laſſen, da man
ſonſten in dieſem Felde dergleichen niemals gehabt.
Es funden ſich nemlich alſobald naſeweiſe Schnaͤr-

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[26/0061] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung gegangen, und was vor Nutzen ich davon gezogen, ſo haben ſie es hernach ſelbſt nachgeahmet. Mit dem Anbau des Brunnenkreſſes, iſt es mir eben ſo ergangen: denn als ich viele hundert Reichs- thaler anwendete, und kleine Berge und Anhoͤhen hinweg ſchanzen ließ, um neue Brunnenkreßklin- ger anzulegen, (wie aus meiner Hiſtoriſchen Be- ſchreibung der Erfurtiſchen dreyen Brun- nen-Gaͤrien zu erſehen,) ſo wurde ſolches von vielen vor unmoͤglich gehalten. Man meinte, ich wuͤrde das Werk nicht hinaus fuͤhren, und meinen Zweck nicht erreichen, und ich wurde hoͤchſtens ver- dacht daß ich ſo vieles Geld vergeblich aufwendete. Es hies: wenn ich auch etwas zuwege braͤchte, ſo wuͤrde doch ſolches die Koſten nimmermehr abwer- fen; aber nachdem ich eine ganz unvergleichliche Brunnenkreßklinger in behoͤrige Ordnung ge- bracht, dergleichen im ganzen Dreyen-Brunnen nicht zu finden iſt, daß auch Fremde, wenn ſie ſolche betrachten, ſich uͤber die Erfindung, ſo wohl derer Klinger, als auch der gefuͤhrten Gewoͤlber unter der Erden, in welchen man wie in einer Stube ſich aufhalten kan, wundern muͤſſen; ſo fanden ſich gleich Leute, welche mir ſolches nachzuthun ſucheten. Eben ſo iſt es mir auch ergangen, als ich vor einigen Jahren, ein Stuͤck Landes, gleich an unſerm Schmiedſtaͤdter-Thore mit Auguſt- und Weixel- Kirſch Baͤumen Alleenweiſe anlegen laſſen, da man ſonſten in dieſem Felde dergleichen niemals gehabt. Es funden ſich nemlich alſobald naſeweiſe Schnaͤr- cher,

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/61>, abgerufen am 18.05.2024.