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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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der Aecker ohne Brache.
habe dennoch aus wichtigen Ursachen und wahrer
Begierde meinem Nächsten zu dienen, meine Ge-
danken geändert. Denn nachdem ich aus glei-
chem Triebe einmal angefangen, die Erfurtische
Cultur der Aecker und Gärten bekant zu machen,
auch besonders die Erziehung derer Küchen- und
Specerey-Früchte in den vorhergehenden Theilen
schon beschrieben, so sehe gar wohl ein, daß der be-
reits gegebene Unterricht ohne die Wissenschaft mit
den Früchten gehörig abwechseln, noch nicht hin-
länglich sey, solche Cultur mit Nutzen vorzuneh-
men und nachzuahmen, und halte mich auch da-
her verbunden, mit diesen hierzu unentbehrlichen
Vortheil nicht länger zurück zu halten. Jch habe
das Vertrauen, daß Gott, dem ohngeachtet, vor
die Meinen sorgen werde. Und wer weiß, war-
um der Geber alles Guten, mir einen Theil zeitli-
cher Güter zugeworfen, dessen ich nicht werth bin?
Vielleicht ist es eben deswegen geschehen, daß ich
mit meiner geringen Erfahrung andern desto un-
eigennütziger soll zu dienen suchen.

Jn diesem meinen gefaßten Entschlusse bestär-
ken mich auch folgende Worte, welche ich in mei-
nem öconomischen Collectaneo finde, alwo ich
aber den Ort, wo ich solche gelesen, aus Ver-
sehen nicht notiret habe: Sie lauten also:

"Es
"giebt viel edle Gemüther, welche sich von ei-
"ner schnöden und niederträchtigen Eigennü-
"tzigkeit nicht so sehr bezaubern lassen, daß sie
"nicht bereit und willig seyn solten, wenn sie Ge-
"legenheit hätten, andern ihre Erfahrungen und
"Ein-

der Aecker ohne Brache.
habe dennoch aus wichtigen Urſachen und wahrer
Begierde meinem Naͤchſten zu dienen, meine Ge-
danken geaͤndert. Denn nachdem ich aus glei-
chem Triebe einmal angefangen, die Erfurtiſche
Cultur der Aecker und Gaͤrten bekant zu machen,
auch beſonders die Erziehung derer Kuͤchen- und
Specerey-Fruͤchte in den vorhergehenden Theilen
ſchon beſchrieben, ſo ſehe gar wohl ein, daß der be-
reits gegebene Unterricht ohne die Wiſſenſchaft mit
den Fruͤchten gehoͤrig abwechſeln, noch nicht hin-
laͤnglich ſey, ſolche Cultur mit Nutzen vorzuneh-
men und nachzuahmen, und halte mich auch da-
her verbunden, mit dieſen hierzu unentbehrlichen
Vortheil nicht laͤnger zuruͤck zu halten. Jch habe
das Vertrauen, daß Gott, dem ohngeachtet, vor
die Meinen ſorgen werde. Und wer weiß, war-
um der Geber alles Guten, mir einen Theil zeitli-
cher Guͤter zugeworfen, deſſen ich nicht werth bin?
Vielleicht iſt es eben deswegen geſchehen, daß ich
mit meiner geringen Erfahrung andern deſto un-
eigennuͤtziger ſoll zu dienen ſuchen.

Jn dieſem meinen gefaßten Entſchluſſe beſtaͤr-
ken mich auch folgende Worte, welche ich in mei-
nem oͤconomiſchen Collectaneo finde, alwo ich
aber den Ort, wo ich ſolche geleſen, aus Ver-
ſehen nicht notiret habe: Sie lauten alſo:

„Es
”giebt viel edle Gemuͤther, welche ſich von ei-
”ner ſchnoͤden und niedertraͤchtigen Eigennuͤ-
”tzigkeit nicht ſo ſehr bezaubern laſſen, daß ſie
”nicht bereit und willig ſeyn ſolten, wenn ſie Ge-
”legenheit haͤtten, andern ihre Erfahrungen und
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[13/0048] der Aecker ohne Brache. habe dennoch aus wichtigen Urſachen und wahrer Begierde meinem Naͤchſten zu dienen, meine Ge- danken geaͤndert. Denn nachdem ich aus glei- chem Triebe einmal angefangen, die Erfurtiſche Cultur der Aecker und Gaͤrten bekant zu machen, auch beſonders die Erziehung derer Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte in den vorhergehenden Theilen ſchon beſchrieben, ſo ſehe gar wohl ein, daß der be- reits gegebene Unterricht ohne die Wiſſenſchaft mit den Fruͤchten gehoͤrig abwechſeln, noch nicht hin- laͤnglich ſey, ſolche Cultur mit Nutzen vorzuneh- men und nachzuahmen, und halte mich auch da- her verbunden, mit dieſen hierzu unentbehrlichen Vortheil nicht laͤnger zuruͤck zu halten. Jch habe das Vertrauen, daß Gott, dem ohngeachtet, vor die Meinen ſorgen werde. Und wer weiß, war- um der Geber alles Guten, mir einen Theil zeitli- cher Guͤter zugeworfen, deſſen ich nicht werth bin? Vielleicht iſt es eben deswegen geſchehen, daß ich mit meiner geringen Erfahrung andern deſto un- eigennuͤtziger ſoll zu dienen ſuchen. Jn dieſem meinen gefaßten Entſchluſſe beſtaͤr- ken mich auch folgende Worte, welche ich in mei- nem oͤconomiſchen Collectaneo finde, alwo ich aber den Ort, wo ich ſolche geleſen, aus Ver- ſehen nicht notiret habe: Sie lauten alſo: „Es ”giebt viel edle Gemuͤther, welche ſich von ei- ”ner ſchnoͤden und niedertraͤchtigen Eigennuͤ- ”tzigkeit nicht ſo ſehr bezaubern laſſen, daß ſie ”nicht bereit und willig ſeyn ſolten, wenn ſie Ge- ”legenheit haͤtten, andern ihre Erfahrungen und ”Ein-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/48>, abgerufen am 21.11.2024.