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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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überhaupt
eins hinaus lauffet, ob er in der Mitten oder am
Ende mit seinem Säen den Anfang machet. Der
Säe-Mann machet seine Positur also: erstlich setzet
er den linken Fuß voraus, wobey er den ersten Aus-
wurf, wie es sonsten ordentlich geschiehet, vor sich
hin thut. Er thut so fort den andern Schritt,
und stellt den rechten Fuß voran, bey welchen er
den andern Grif und Auswurf thut, bieget sich
ein wenig auf die linke Seite und wirft solchen
über die linke Achsel hin, jedoch etwas vehemen-
ter und stärker. Und dieses Auswerfen muß alle-
zeit bey jedem Fortschritte, so wohl bey dem linken
als rechten Fusse einmal vor sich hinaus, daß an-
deremal zur linken Seite geschehen. Wenn ein
solcher Gang gesäet worden, so scheinet es nicht
anders, als wenn der Säe-Mann allbereit zwey
Gänge gethan hätte.

Bey dieser Art des Säens, wenn es recht ver-
richtet wird, hat man den gewissen Nutzen zu hof-
fen, daß man niemahlen zu besorgen hat, daß ein
Acker möchte übersamet werden, wie ich denn auch
fast alle Jahre erfahren habe, daß die Saat auf
diese Weise viel gleicher aufgegangen ist, als wenn
ich mit zwey Gängen säen lassen.

Was sonsten noch von Besäung eines irre-
gulai
ren Stück Landes zu merken, da man nicht so
ordentliche Gänge halten, und allezeit einen völli-
gen Auswurf thun kan, das wird einem jeden, der
einmal Hand an diese Arbeit geleget, und ein re-
gulai
res Stück Land zu besäen sich geübet hat, die
gesunde Vernunft von selbsten lehren. Und wenn

ein
5. Theil. H

uͤberhaupt
eins hinaus lauffet, ob er in der Mitten oder am
Ende mit ſeinem Saͤen den Anfang machet. Der
Saͤe-Mann machet ſeine Poſitur alſo: erſtlich ſetzet
er den linken Fuß voraus, wobey er den erſten Aus-
wurf, wie es ſonſten ordentlich geſchiehet, vor ſich
hin thut. Er thut ſo fort den andern Schritt,
und ſtellt den rechten Fuß voran, bey welchen er
den andern Grif und Auswurf thut, bieget ſich
ein wenig auf die linke Seite und wirft ſolchen
uͤber die linke Achſel hin, jedoch etwas vehemen-
ter und ſtaͤrker. Und dieſes Auswerfen muß alle-
zeit bey jedem Fortſchritte, ſo wohl bey dem linken
als rechten Fuſſe einmal vor ſich hinaus, daß an-
deremal zur linken Seite geſchehen. Wenn ein
ſolcher Gang geſaͤet worden, ſo ſcheinet es nicht
anders, als wenn der Saͤe-Mann allbereit zwey
Gaͤnge gethan haͤtte.

Bey dieſer Art des Saͤens, wenn es recht ver-
richtet wird, hat man den gewiſſen Nutzen zu hof-
fen, daß man niemahlen zu beſorgen hat, daß ein
Acker moͤchte uͤberſamet werden, wie ich denn auch
faſt alle Jahre erfahren habe, daß die Saat auf
dieſe Weiſe viel gleicher aufgegangen iſt, als wenn
ich mit zwey Gaͤngen ſaͤen laſſen.

Was ſonſten noch von Beſaͤung eines irre-
gulai
ren Stuͤck Landes zu merken, da man nicht ſo
ordentliche Gaͤnge halten, und allezeit einen voͤlli-
gen Auswurf thun kan, das wird einem jeden, der
einmal Hand an dieſe Arbeit geleget, und ein re-
gulai
res Stuͤck Land zu beſaͤen ſich geuͤbet hat, die
geſunde Vernunft von ſelbſten lehren. Und wenn

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[113/0148] uͤberhaupt eins hinaus lauffet, ob er in der Mitten oder am Ende mit ſeinem Saͤen den Anfang machet. Der Saͤe-Mann machet ſeine Poſitur alſo: erſtlich ſetzet er den linken Fuß voraus, wobey er den erſten Aus- wurf, wie es ſonſten ordentlich geſchiehet, vor ſich hin thut. Er thut ſo fort den andern Schritt, und ſtellt den rechten Fuß voran, bey welchen er den andern Grif und Auswurf thut, bieget ſich ein wenig auf die linke Seite und wirft ſolchen uͤber die linke Achſel hin, jedoch etwas vehemen- ter und ſtaͤrker. Und dieſes Auswerfen muß alle- zeit bey jedem Fortſchritte, ſo wohl bey dem linken als rechten Fuſſe einmal vor ſich hinaus, daß an- deremal zur linken Seite geſchehen. Wenn ein ſolcher Gang geſaͤet worden, ſo ſcheinet es nicht anders, als wenn der Saͤe-Mann allbereit zwey Gaͤnge gethan haͤtte. Bey dieſer Art des Saͤens, wenn es recht ver- richtet wird, hat man den gewiſſen Nutzen zu hof- fen, daß man niemahlen zu beſorgen hat, daß ein Acker moͤchte uͤberſamet werden, wie ich denn auch faſt alle Jahre erfahren habe, daß die Saat auf dieſe Weiſe viel gleicher aufgegangen iſt, als wenn ich mit zwey Gaͤngen ſaͤen laſſen. Was ſonſten noch von Beſaͤung eines irre- gulairen Stuͤck Landes zu merken, da man nicht ſo ordentliche Gaͤnge halten, und allezeit einen voͤlli- gen Auswurf thun kan, das wird einem jeden, der einmal Hand an dieſe Arbeit geleget, und ein re- gulaires Stuͤck Land zu beſaͤen ſich geuͤbet hat, die geſunde Vernunft von ſelbſten lehren. Und wenn ein 5. Theil. H

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/148>, abgerufen am 21.11.2024.