Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Cap. Von den Korn-Früchten
des zu lesen:

"Wie leicht kan nicht im Dre-
"schen die zarte Disposition der Theilchen ver-
"ändert werden, daß also hernach ein solch lädir-
"tes Korn bey weiten nicht so viel Frucht brin-
"gen kan, als ein anderes, welches noch in sei-
"ner Vollkommenheit ist. Jch zweifle also nicht,
"wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all-
"zu vehemente Art ausklopfete, daß es nachge-
"hends häufiger aufgehen, und mehrere Früchte
"tragen würde.

Eines der grösten Fehler von unsern Land-
Leuten ist es auch, daß sie nach ihrer einmal an-
genommenen üblen Gewohnheit, zu ihrer Aussaat,
alle Körner, ohne Unterscheid, wie sie solche gedro-
schen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und
sich auch nicht weiter darum bekümmern, ob sie
etwan kleine, flach, eingeschrumpft, oder breit ge-
schlagen und zerquetschet sind.

Einige zwar, die klüger seyn wollen, pflegen
nach dem Ausdreschen, bey dem Worfeln, den Vor-
sprang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar
gut zu seyn scheinet; allein können denn nicht auch
eben so wohl diese Körner durch das starke Dre-
schen Noth gelitten haben, und durch einen unrech-
ten Schlag verderbet worden seyn.

Hierbey betrachte man auch, daß unter den
vollkommenen Körnern eben sowohl viel Unkraut-
Samen mit hervor springet. Und um eben dieser
Ursache willen muß man dahin sehen, daß man mit
Hülfe der Feg-Siebe, oder einer andern Maschine,
die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa-

me

2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
des zu leſen:

„Wie leicht kan nicht im Dre-
”ſchen die zarte Diſpoſition der Theilchen ver-
”aͤndert werden, daß alſo hernach ein ſolch laͤdir-
”tes Korn bey weiten nicht ſo viel Frucht brin-
”gen kan, als ein anderes, welches noch in ſei-
”ner Vollkommenheit iſt. Jch zweifle alſo nicht,
”wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all-
”zu vehemente Art ausklopfete, daß es nachge-
”hends haͤufiger aufgehen, und mehrere Fruͤchte
”tragen wuͤrde.

Eines der groͤſten Fehler von unſern Land-
Leuten iſt es auch, daß ſie nach ihrer einmal an-
genommenen uͤblen Gewohnheit, zu ihrer Ausſaat,
alle Koͤrner, ohne Unterſcheid, wie ſie ſolche gedro-
ſchen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und
ſich auch nicht weiter darum bekuͤmmern, ob ſie
etwan kleine, flach, eingeſchrumpft, oder breit ge-
ſchlagen und zerquetſchet ſind.

Einige zwar, die kluͤger ſeyn wollen, pflegen
nach dem Ausdreſchen, bey dem Worfeln, den Vor-
ſprang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar
gut zu ſeyn ſcheinet; allein koͤnnen denn nicht auch
eben ſo wohl dieſe Koͤrner durch das ſtarke Dre-
ſchen Noth gelitten haben, und durch einen unrech-
ten Schlag verderbet worden ſeyn.

Hierbey betrachte man auch, daß unter den
vollkommenen Koͤrnern eben ſowohl viel Unkraut-
Samen mit hervor ſpringet. Und um eben dieſer
Urſache willen muß man dahin ſehen, daß man mit
Huͤlfe der Feg-Siebe, oder einer andern Maſchine,
die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa-

me
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2. Cap. Von den Korn-Fru&#x0364;chten</hi></fw><lb/>
des zu le&#x017F;en:</p>
          <cit>
            <quote>&#x201E;Wie leicht kan nicht im Dre-<lb/>
&#x201D;&#x017F;chen die zarte Di&#x017F;po&#x017F;ition der Theilchen ver-<lb/>
&#x201D;a&#x0364;ndert werden, daß al&#x017F;o hernach ein &#x017F;olch la&#x0364;dir-<lb/>
&#x201D;tes Korn bey weiten nicht &#x017F;o viel Frucht brin-<lb/>
&#x201D;gen kan, als ein anderes, welches noch in &#x017F;ei-<lb/>
&#x201D;ner Vollkommenheit i&#x017F;t. Jch zweifle al&#x017F;o nicht,<lb/>
&#x201D;wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all-<lb/>
&#x201D;zu <hi rendition="#aq">vehemente</hi> Art ausklopfete, daß es nachge-<lb/>
&#x201D;hends ha&#x0364;ufiger aufgehen, und mehrere Fru&#x0364;chte<lb/>
&#x201D;tragen wu&#x0364;rde.</quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <p>Eines der gro&#x0364;&#x017F;ten Fehler von un&#x017F;ern Land-<lb/>
Leuten i&#x017F;t es auch, daß &#x017F;ie nach ihrer einmal an-<lb/>
genommenen u&#x0364;blen Gewohnheit, zu ihrer Aus&#x017F;aat,<lb/>
alle Ko&#x0364;rner, ohne Unter&#x017F;cheid, wie &#x017F;ie &#x017F;olche gedro-<lb/>
&#x017F;chen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und<lb/>
&#x017F;ich auch nicht weiter darum beku&#x0364;mmern, ob &#x017F;ie<lb/>
etwan kleine, flach, einge&#x017F;chrumpft, oder breit ge-<lb/>
&#x017F;chlagen und zerquet&#x017F;chet &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Einige zwar, die klu&#x0364;ger &#x017F;eyn wollen, pflegen<lb/>
nach dem Ausdre&#x017F;chen, bey dem Worfeln, den Vor-<lb/>
&#x017F;prang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar<lb/>
gut zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet; allein ko&#x0364;nnen denn nicht auch<lb/>
eben &#x017F;o wohl die&#x017F;e Ko&#x0364;rner durch das &#x017F;tarke Dre-<lb/>
&#x017F;chen Noth gelitten haben, und durch einen unrech-<lb/>
ten Schlag verderbet worden &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Hierbey betrachte man auch, daß unter den<lb/>
vollkommenen Ko&#x0364;rnern eben &#x017F;owohl viel Unkraut-<lb/>
Samen mit hervor &#x017F;pringet. Und um eben die&#x017F;er<lb/>
Ur&#x017F;ache willen muß man dahin &#x017F;ehen, daß man mit<lb/>
Hu&#x0364;lfe der Feg-Siebe, oder einer andern Ma&#x017F;chine,<lb/>
die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">me</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0137] 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten des zu leſen: „Wie leicht kan nicht im Dre- ”ſchen die zarte Diſpoſition der Theilchen ver- ”aͤndert werden, daß alſo hernach ein ſolch laͤdir- ”tes Korn bey weiten nicht ſo viel Frucht brin- ”gen kan, als ein anderes, welches noch in ſei- ”ner Vollkommenheit iſt. Jch zweifle alſo nicht, ”wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all- ”zu vehemente Art ausklopfete, daß es nachge- ”hends haͤufiger aufgehen, und mehrere Fruͤchte ”tragen wuͤrde. Eines der groͤſten Fehler von unſern Land- Leuten iſt es auch, daß ſie nach ihrer einmal an- genommenen uͤblen Gewohnheit, zu ihrer Ausſaat, alle Koͤrner, ohne Unterſcheid, wie ſie ſolche gedro- ſchen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und ſich auch nicht weiter darum bekuͤmmern, ob ſie etwan kleine, flach, eingeſchrumpft, oder breit ge- ſchlagen und zerquetſchet ſind. Einige zwar, die kluͤger ſeyn wollen, pflegen nach dem Ausdreſchen, bey dem Worfeln, den Vor- ſprang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar gut zu ſeyn ſcheinet; allein koͤnnen denn nicht auch eben ſo wohl dieſe Koͤrner durch das ſtarke Dre- ſchen Noth gelitten haben, und durch einen unrech- ten Schlag verderbet worden ſeyn. Hierbey betrachte man auch, daß unter den vollkommenen Koͤrnern eben ſowohl viel Unkraut- Samen mit hervor ſpringet. Und um eben dieſer Urſache willen muß man dahin ſehen, daß man mit Huͤlfe der Feg-Siebe, oder einer andern Maſchine, die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa- me

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/137
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/137>, abgerufen am 18.05.2024.