Es ist diese Absenkung am allerbesten im May vorzunehmen, und man läst diese Zweige an den alten Stöcken bis zu Ende des Augusts, denn zu solcher Zeit werden sie ihre Wurzeln in der Erde getrieben haben. Alsdenn schneidet man sie von den alten Stöcken ab, und verpflanzet sie nach Gefallen entweder in Kasten oder Scherben.
Bey dem Ausheben hat man dahin zu sehen, daß so viel, als möglich ist, Erde daran hangen bleibe, damit sie desto eher bekleiben und fort- wachsen können. Wenn sie also eingesetzet wor- den, sol man sie auch wohl begiessen und einige Tage in Schatten stellen, bis sie ihre welken Spi- tzen wiederum in die Höhe gestrecket haben, nach verflossener Zeit stellet man sie wiederum an ei- nen sonnigten Ort, damit das Holz durch die Sonne reif und feste gemachet werde.
Gegen den Herbst kurz vor oder nach Mi- chaelis hebet man die alten Stöcke, welche im Gar- ten-Lande stehen, so viel als möglich mit voller Erde aus, und setzet sie in Kasten oder Scherben. Nach dieser Versetzung stellet man sie einige Ta- ge an einen schattigten oder luftigen Ort, und be- giesset sie etwas stark, damit sich die Erde, welche zwischen die Stöcke gebracht worden, fein ansetze, und die Stöcke sich wiederum erholen und frisch werden können. So bald als sich nun ihre wel- ken Spitzen in die Höhe gerichtet haben, so stel- let man sie an einen zur Sonne wohlgelegenen Ort, an welchem sie in etwas wiederum mit ihren Wurzeln anwachsen, und lässet sie alda so lange
stehen,
6. Cap. Von einigen zur Arzeney
Es iſt dieſe Abſenkung am allerbeſten im May vorzunehmen, und man laͤſt dieſe Zweige an den alten Stoͤcken bis zu Ende des Auguſts, denn zu ſolcher Zeit werden ſie ihre Wurzeln in der Erde getrieben haben. Alsdenn ſchneidet man ſie von den alten Stoͤcken ab, und verpflanzet ſie nach Gefallen entweder in Kaſten oder Scherben.
Bey dem Ausheben hat man dahin zu ſehen, daß ſo viel, als moͤglich iſt, Erde daran hangen bleibe, damit ſie deſto eher bekleiben und fort- wachſen koͤnnen. Wenn ſie alſo eingeſetzet wor- den, ſol man ſie auch wohl begieſſen und einige Tage in Schatten ſtellen, bis ſie ihre welken Spi- tzen wiederum in die Hoͤhe geſtrecket haben, nach verfloſſener Zeit ſtellet man ſie wiederum an ei- nen ſonnigten Ort, damit das Holz durch die Sonne reif und feſte gemachet werde.
Gegen den Herbſt kurz vor oder nach Mi- chaelis hebet man die alten Stoͤcke, welche im Gar- ten-Lande ſtehen, ſo viel als moͤglich mit voller Erde aus, und ſetzet ſie in Kaſten oder Scherben. Nach dieſer Verſetzung ſtellet man ſie einige Ta- ge an einen ſchattigten oder luftigen Ort, und be- gieſſet ſie etwas ſtark, damit ſich die Erde, welche zwiſchen die Stoͤcke gebracht worden, fein anſetze, und die Stoͤcke ſich wiederum erholen und friſch werden koͤnnen. So bald als ſich nun ihre wel- ken Spitzen in die Hoͤhe gerichtet haben, ſo ſtel- let man ſie an einen zur Sonne wohlgelegenen Ort, an welchem ſie in etwas wiederum mit ihren Wurzeln anwachſen, und laͤſſet ſie alda ſo lange
ſtehen,
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6. Cap. Von einigen zur Arzeney
Es iſt dieſe Abſenkung am allerbeſten im
May vorzunehmen, und man laͤſt dieſe Zweige
an den alten Stoͤcken bis zu Ende des Auguſts,
denn zu ſolcher Zeit werden ſie ihre Wurzeln in
der Erde getrieben haben. Alsdenn ſchneidet man
ſie von den alten Stoͤcken ab, und verpflanzet ſie
nach Gefallen entweder in Kaſten oder Scherben.
Bey dem Ausheben hat man dahin zu ſehen,
daß ſo viel, als moͤglich iſt, Erde daran hangen
bleibe, damit ſie deſto eher bekleiben und fort-
wachſen koͤnnen. Wenn ſie alſo eingeſetzet wor-
den, ſol man ſie auch wohl begieſſen und einige
Tage in Schatten ſtellen, bis ſie ihre welken Spi-
tzen wiederum in die Hoͤhe geſtrecket haben, nach
verfloſſener Zeit ſtellet man ſie wiederum an ei-
nen ſonnigten Ort, damit das Holz durch die
Sonne reif und feſte gemachet werde.
Gegen den Herbſt kurz vor oder nach Mi-
chaelis hebet man die alten Stoͤcke, welche im Gar-
ten-Lande ſtehen, ſo viel als moͤglich mit voller
Erde aus, und ſetzet ſie in Kaſten oder Scherben.
Nach dieſer Verſetzung ſtellet man ſie einige Ta-
ge an einen ſchattigten oder luftigen Ort, und be-
gieſſet ſie etwas ſtark, damit ſich die Erde, welche
zwiſchen die Stoͤcke gebracht worden, fein anſetze,
und die Stoͤcke ſich wiederum erholen und friſch
werden koͤnnen. So bald als ſich nun ihre wel-
ken Spitzen in die Hoͤhe gerichtet haben, ſo ſtel-
let man ſie an einen zur Sonne wohlgelegenen
Ort, an welchem ſie in etwas wiederum mit ihren
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ſtehen,
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/242>, abgerufen am 17.07.2024.
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