Mitternacht-Seite werfen sie die Erde mit dem Grabescheide 22. Schuh hoch in die Höhe, und nach Mittag zu machen sie das Beet gantz lehne oder abhängig.
Solche Beete aber dörfen nicht breiter denn 5. Schuh queer über den Acker gemacht werden, und dienen sonderlich hierzu solche Aecker, welche nach Mittag zu in etwas abhängig liegen. Diese Bette nennen die Leute bey uns Lehnen oder viel- mehr Leiten.
Dergleichen Beete werfen sie viel nach ein- ander auf, und lassen allezeit einen Gang darzwi- schen, daß sie die zeitigen Schoten zu beyden Seiten erreichen können, welche sie mit einem Mes- ser überaus behutsam abschneiden, damit sie keinen Stengel beschädigen und zernichten. Von diesen Beeten liefern sie gewiß zu Ende des Mayes oder längstens auf das Frohnleichnams-Fest ausgeläu- ferte Erbsen.
Die Zeit, diese Erbsen auf die Beete zu ste- cken, ist, so bald man im Frühjahre in die Erde kommen kan. Sie werden 4. bis 5. Zol weit von einander Reihenweise nach der Garten-Schnure und 2 bis 3 Zol tief mit einem Pflantzer gestecket.
Wenn diese Beete ihre Dienste gethan, und das Stroh darauf gelbe und reif geworden, so räu- men sie solches hinweg, machen den Acker wieder- um gleich, und bestellen hernach Ruben, Möh- ren, Pastinat, oder auch Winter-Rocken darauf. Noch ist hierbey zu gedencken, wie diese Leute so behutsam ihre Samen-Erbsen, daß sie bey der
recht
4. Cap. Von allerhand
Mitternacht-Seite werfen ſie die Erde mit dem Grabeſcheide 22. Schuh hoch in die Hoͤhe, und nach Mittag zu machen ſie das Beet gantz lehne oder abhaͤngig.
Solche Beete aber doͤrfen nicht breiter denn 5. Schuh queer uͤber den Acker gemacht werden, und dienen ſonderlich hierzu ſolche Aecker, welche nach Mittag zu in etwas abhaͤngig liegen. Dieſe Bette nennen die Leute bey uns Lehnen oder viel- mehr Leiten.
Dergleichen Beete werfen ſie viel nach ein- ander auf, und laſſen allezeit einen Gang darzwi- ſchen, daß ſie die zeitigen Schoten zu beyden Seiten erreichen koͤnnen, welche ſie mit einem Meſ- ſer uͤberaus behutſam abſchneiden, damit ſie keinen Stengel beſchaͤdigen und zernichten. Von dieſen Beeten liefern ſie gewiß zu Ende des Mayes oder laͤngſtens auf das Frohnleichnams-Feſt ausgelaͤu- ferte Erbſen.
Die Zeit, dieſe Erbſen auf die Beete zu ſte- cken, iſt, ſo bald man im Fruͤhjahre in die Erde kommen kan. Sie werden 4. bis 5. Zol weit von einander Reihenweiſe nach der Garten-Schnure und 2 bis 3 Zol tief mit einem Pflantzer geſtecket.
Wenn dieſe Beete ihre Dienſte gethan, und das Stroh darauf gelbe und reif geworden, ſo raͤu- men ſie ſolches hinweg, machen den Acker wieder- um gleich, und beſtellen hernach Ruben, Moͤh- ren, Paſtinat, oder auch Winter-Rocken darauf. Noch iſt hierbey zu gedencken, wie dieſe Leute ſo behutſam ihre Samen-Erbſen, daß ſie bey der
recht
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4. Cap. Von allerhand
Mitternacht-Seite werfen ſie die Erde mit dem
Grabeſcheide 22. Schuh hoch in die Hoͤhe, und
nach Mittag zu machen ſie das Beet gantz lehne
oder abhaͤngig.
Solche Beete aber doͤrfen nicht breiter denn
5. Schuh queer uͤber den Acker gemacht werden,
und dienen ſonderlich hierzu ſolche Aecker, welche
nach Mittag zu in etwas abhaͤngig liegen. Dieſe
Bette nennen die Leute bey uns Lehnen oder viel-
mehr Leiten.
Dergleichen Beete werfen ſie viel nach ein-
ander auf, und laſſen allezeit einen Gang darzwi-
ſchen, daß ſie die zeitigen Schoten zu beyden
Seiten erreichen koͤnnen, welche ſie mit einem Meſ-
ſer uͤberaus behutſam abſchneiden, damit ſie keinen
Stengel beſchaͤdigen und zernichten. Von dieſen
Beeten liefern ſie gewiß zu Ende des Mayes oder
laͤngſtens auf das Frohnleichnams-Feſt ausgelaͤu-
ferte Erbſen.
Die Zeit, dieſe Erbſen auf die Beete zu ſte-
cken, iſt, ſo bald man im Fruͤhjahre in die Erde
kommen kan. Sie werden 4. bis 5. Zol weit von
einander Reihenweiſe nach der Garten-Schnure
und 2 bis 3 Zol tief mit einem Pflantzer geſtecket.
Wenn dieſe Beete ihre Dienſte gethan, und
das Stroh darauf gelbe und reif geworden, ſo raͤu-
men ſie ſolches hinweg, machen den Acker wieder-
um gleich, und beſtellen hernach Ruben, Moͤh-
ren, Paſtinat, oder auch Winter-Rocken darauf.
Noch iſt hierbey zu gedencken, wie dieſe Leute ſo
behutſam ihre Samen-Erbſen, daß ſie bey der
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/160>, abgerufen am 22.07.2024.
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