sonderlich, wenn sich eine gute Witterung ein- stellet.
Es ist artig anzusehen, wenn einige arme Gärtner bey uns von den grossen Arabischen bunt- gesprickelten Bohnen ziemliche grosse Flecken auf ihren Aeckern anlegen und aus Mangel der Stan- gen, weil das Holz hier sehr theuer ist, nicht sten- geln können, und folglich solche auf dem Lande nur so liegen und wachsen lassen. Denn wenn sie in ihrer purpur-rothen Blüte stehen, prangen sie mit ihrer Farbe im Felde schon von weiten. Sie wachsen unter einander 2 Schuh in die Hö- he, und bringen, wiewohl nicht in solchen Ueber- fluß an den Stangen ihre reifen Bohnen. Jhre Blumen geben sie fast 3. Monat lang nach einan- der, um deswillen können die jüngsten immer zur Speise abgenommen werden. Die allerersten aber sol man billig bis gegen Michaelis daran las- sen, damit man rechte reife Samen-Bohnen hier- von überkomme.
Wer solche samt ihren Schalen in der Kü- che gebrauchen wil, der muß das Gesinde fein be- lehren, daß sie dieselben, ohne Schaden zu thun, fein mit beyden Händen abnehmen, und zwar al- so, daß sie mit der linken Hand den Ranken hal- ten und mit der rechten die Schotten behutsam ab- reissen. Wenn ihnen dieses nicht recht eingetrich- tert wird, so zerren sie ohne Ueberlegung die Boh- nen mit Gewalt herunter, daß die Ranken hier- von den grösten Schaden leiden und verderbet werden.
Eini-
J 4
Bohnen und Erbſen.
ſonderlich, wenn ſich eine gute Witterung ein- ſtellet.
Es iſt artig anzuſehen, wenn einige arme Gaͤrtner bey uns von den groſſen Arabiſchen bunt- geſprickelten Bohnen ziemliche groſſe Flecken auf ihren Aeckern anlegen und aus Mangel der Stan- gen, weil das Holz hier ſehr theuer iſt, nicht ſten- geln koͤnnen, und folglich ſolche auf dem Lande nur ſo liegen und wachſen laſſen. Denn wenn ſie in ihrer purpur-rothen Bluͤte ſtehen, prangen ſie mit ihrer Farbe im Felde ſchon von weiten. Sie wachſen unter einander 2 Schuh in die Hoͤ- he, und bringen, wiewohl nicht in ſolchen Ueber- fluß an den Stangen ihre reifen Bohnen. Jhre Blumen geben ſie faſt 3. Monat lang nach einan- der, um deswillen koͤnnen die juͤngſten immer zur Speiſe abgenommen werden. Die allererſten aber ſol man billig bis gegen Michaelis daran laſ- ſen, damit man rechte reife Samen-Bohnen hier- von uͤberkomme.
Wer ſolche ſamt ihren Schalen in der Kuͤ- che gebrauchen wil, der muß das Geſinde fein be- lehren, daß ſie dieſelben, ohne Schaden zu thun, fein mit beyden Haͤnden abnehmen, und zwar al- ſo, daß ſie mit der linken Hand den Ranken hal- ten und mit der rechten die Schotten behutſam ab- reiſſen. Wenn ihnen dieſes nicht recht eingetrich- tert wird, ſo zerren ſie ohne Ueberlegung die Boh- nen mit Gewalt herunter, daß die Ranken hier- von den groͤſten Schaden leiden und verderbet werden.
Eini-
J 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0145"n="135"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Bohnen und Erbſen.</hi></fw><lb/>ſonderlich, wenn ſich eine gute Witterung ein-<lb/>ſtellet.</p><lb/><p>Es iſt artig anzuſehen, wenn einige arme<lb/>
Gaͤrtner bey uns von den groſſen Arabiſchen bunt-<lb/>
geſprickelten Bohnen ziemliche groſſe Flecken auf<lb/>
ihren Aeckern anlegen und aus Mangel der Stan-<lb/>
gen, weil das Holz hier ſehr theuer iſt, nicht ſten-<lb/>
geln koͤnnen, und folglich ſolche auf dem Lande<lb/>
nur ſo liegen und wachſen laſſen. Denn wenn<lb/>ſie in ihrer purpur-rothen Bluͤte ſtehen, prangen<lb/>ſie mit ihrer Farbe im Felde ſchon von weiten.<lb/>
Sie wachſen unter einander 2 Schuh in die Hoͤ-<lb/>
he, und bringen, wiewohl nicht in ſolchen Ueber-<lb/>
fluß an den Stangen ihre reifen Bohnen. Jhre<lb/>
Blumen geben ſie faſt 3. Monat lang nach einan-<lb/>
der, um deswillen koͤnnen die juͤngſten immer zur<lb/>
Speiſe abgenommen werden. Die allererſten<lb/>
aber ſol man billig bis gegen Michaelis daran laſ-<lb/>ſen, damit man rechte reife Samen-Bohnen hier-<lb/>
von uͤberkomme.</p><lb/><p>Wer ſolche ſamt ihren Schalen in der Kuͤ-<lb/>
che gebrauchen wil, der muß das Geſinde fein be-<lb/>
lehren, daß ſie dieſelben, ohne Schaden zu thun,<lb/>
fein mit beyden Haͤnden abnehmen, und zwar al-<lb/>ſo, daß ſie mit der linken Hand den Ranken hal-<lb/>
ten und mit der rechten die Schotten behutſam ab-<lb/>
reiſſen. Wenn ihnen dieſes nicht recht eingetrich-<lb/>
tert wird, ſo zerren ſie ohne Ueberlegung die Boh-<lb/>
nen mit Gewalt herunter, daß die Ranken hier-<lb/>
von den groͤſten Schaden leiden und verderbet<lb/>
werden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Eini-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[135/0145]
Bohnen und Erbſen.
ſonderlich, wenn ſich eine gute Witterung ein-
ſtellet.
Es iſt artig anzuſehen, wenn einige arme
Gaͤrtner bey uns von den groſſen Arabiſchen bunt-
geſprickelten Bohnen ziemliche groſſe Flecken auf
ihren Aeckern anlegen und aus Mangel der Stan-
gen, weil das Holz hier ſehr theuer iſt, nicht ſten-
geln koͤnnen, und folglich ſolche auf dem Lande
nur ſo liegen und wachſen laſſen. Denn wenn
ſie in ihrer purpur-rothen Bluͤte ſtehen, prangen
ſie mit ihrer Farbe im Felde ſchon von weiten.
Sie wachſen unter einander 2 Schuh in die Hoͤ-
he, und bringen, wiewohl nicht in ſolchen Ueber-
fluß an den Stangen ihre reifen Bohnen. Jhre
Blumen geben ſie faſt 3. Monat lang nach einan-
der, um deswillen koͤnnen die juͤngſten immer zur
Speiſe abgenommen werden. Die allererſten
aber ſol man billig bis gegen Michaelis daran laſ-
ſen, damit man rechte reife Samen-Bohnen hier-
von uͤberkomme.
Wer ſolche ſamt ihren Schalen in der Kuͤ-
che gebrauchen wil, der muß das Geſinde fein be-
lehren, daß ſie dieſelben, ohne Schaden zu thun,
fein mit beyden Haͤnden abnehmen, und zwar al-
ſo, daß ſie mit der linken Hand den Ranken hal-
ten und mit der rechten die Schotten behutſam ab-
reiſſen. Wenn ihnen dieſes nicht recht eingetrich-
tert wird, ſo zerren ſie ohne Ueberlegung die Boh-
nen mit Gewalt herunter, daß die Ranken hier-
von den groͤſten Schaden leiden und verderbet
werden.
Eini-
J 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/145>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.