sondert werden, und man bey der Aussaat sich desto besser darnach richten könne.
Gewisse Bauers-Männer haben mich auch versichert, daß weder das Rind-Vieh noch die Schweine und Gänse diese Blätter angehen noch viel weniger abfressen. Das Schaf-Viehe pfleg- ten sie auch zuweilen auf die Waidt-Aecker zu trei- ben, welches das Unkraut, so zwischen den Waidt- Stöcken stünde, hinweg frässe, und den Waidt ordentlicher Weise eben so wenig, als das andere Viehe angienge; doch thäten es die Schafe un- terweilen an wenigen Stauden, wenn sie hung- rig wären gehalten worden. Ob nun gleich die- ses die Bauer-Leute vor eine Klugheit halten wol- len, so kan ich doch nicht einsehen, daß dieses nutz- bar sey, indem die Schafe das Land feste treten, und dennoch von dem darauf befindlichen Grase und Unkraute nur oben die Spitzen abbeisen, daß hernach die Wurzeln, welche darinnen bleiben, an ihren Nebenaugen wiederum ausschlagen und her- vor wachsen. Es wäre also besser gethan, daß sie mit ihrem Stoß-Eisen, oder mit dem Hand- Jätehäcklein das Unkraut hinweg schaffeten.
§. 12.
Vom Win- ter-Rübsa- men.
Der Winter-Rübesamen, Rübsen, Rü- be-Saat,Napus sylvestris, C. B. P. & I. B. Bunias sylvestris, napus flore luteo, Lobel. icon. Rapistrum arvense folio auriculato, acu- to, Tourn. wird in den Ober- und Nieder-Säch- sischen Landen, und insonderheit auch in unsern Erfurtischen Feldern in grosser Vielheit gebauet,
und
3. Cap. Von den
ſondert werden, und man bey der Ausſaat ſich deſto beſſer darnach richten koͤnne.
Gewiſſe Bauers-Maͤnner haben mich auch verſichert, daß weder das Rind-Vieh noch die Schweine und Gaͤnſe dieſe Blaͤtter angehen noch viel weniger abfreſſen. Das Schaf-Viehe pfleg- ten ſie auch zuweilen auf die Waidt-Aecker zu trei- ben, welches das Unkraut, ſo zwiſchen den Waidt- Stoͤcken ſtuͤnde, hinweg fraͤſſe, und den Waidt ordentlicher Weiſe eben ſo wenig, als das andere Viehe angienge; doch thaͤten es die Schafe un- terweilen an wenigen Stauden, wenn ſie hung- rig waͤren gehalten worden. Ob nun gleich die- ſes die Bauer-Leute vor eine Klugheit halten wol- len, ſo kan ich doch nicht einſehen, daß dieſes nutz- bar ſey, indem die Schafe das Land feſte treten, und dennoch von dem darauf befindlichen Graſe und Unkraute nur oben die Spitzen abbeiſen, daß hernach die Wurzeln, welche darinnen bleiben, an ihren Nebenaugen wiederum ausſchlagen und her- vor wachſen. Es waͤre alſo beſſer gethan, daß ſie mit ihrem Stoß-Eiſen, oder mit dem Hand- Jaͤtehaͤcklein das Unkraut hinweg ſchaffeten.
§. 12.
Vom Win- ter-Ruͤbſa- men.
Der Winter-Ruͤbeſamen, Ruͤbſen, Ruͤ- be-Saat,Napus ſylveſtris, C. B. P. & I. B. Bunias ſylveſtris, napus flore luteo, Lobel. icon. Rapiſtrum arvenſe folio auriculato, acu- to, Tourn. wird in den Ober- und Nieder-Saͤch- ſiſchen Landen, und inſonderheit auch in unſern Erfurtiſchen Feldern in groſſer Vielheit gebauet,
und
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3. Cap. Von den
ſondert werden, und man bey der Ausſaat ſich
deſto beſſer darnach richten koͤnne.
Gewiſſe Bauers-Maͤnner haben mich auch
verſichert, daß weder das Rind-Vieh noch die
Schweine und Gaͤnſe dieſe Blaͤtter angehen noch
viel weniger abfreſſen. Das Schaf-Viehe pfleg-
ten ſie auch zuweilen auf die Waidt-Aecker zu trei-
ben, welches das Unkraut, ſo zwiſchen den Waidt-
Stoͤcken ſtuͤnde, hinweg fraͤſſe, und den Waidt
ordentlicher Weiſe eben ſo wenig, als das andere
Viehe angienge; doch thaͤten es die Schafe un-
terweilen an wenigen Stauden, wenn ſie hung-
rig waͤren gehalten worden. Ob nun gleich die-
ſes die Bauer-Leute vor eine Klugheit halten wol-
len, ſo kan ich doch nicht einſehen, daß dieſes nutz-
bar ſey, indem die Schafe das Land feſte treten,
und dennoch von dem darauf befindlichen Graſe
und Unkraute nur oben die Spitzen abbeiſen, daß
hernach die Wurzeln, welche darinnen bleiben, an
ihren Nebenaugen wiederum ausſchlagen und her-
vor wachſen. Es waͤre alſo beſſer gethan, daß
ſie mit ihrem Stoß-Eiſen, oder mit dem Hand-
Jaͤtehaͤcklein das Unkraut hinweg ſchaffeten.
§. 12.
Der Winter-Ruͤbeſamen, Ruͤbſen, Ruͤ-
be-Saat, Napus ſylveſtris, C. B. P. & I. B.
Bunias ſylveſtris, napus flore luteo, Lobel.
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/130>, abgerufen am 16.02.2025.
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