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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
1.) Gehöret ein ganzer Sommer zum Wachs-
thum, ehe man einen solchen Rettig zur Sa-
men-Erziehung gebrauchen kan.
2.) Müssen diese den Winter über im Keller
oder in einer hierzu gemachten Grube im
Garten aufbehalten werden.
3.) Auf das Jahr verpflanzet man sie einen
Schuh weit ins Quadrat in Garten, zu Ende
des Monats Martii, und so lange als man
wegen aufschiessen ihrer Stengel darzwischen
kommen kan, müssen sie vom Unkraute zwey
bis dreymal gereiniget werden.
4.) Wenn sie anfangen zu blühen, so kriechen die
Erd-Flöhe hinein, und fressen die annoch sub-
tilen Samen-Capseln hinweg, um deswil-
len muß man sie alle Tage zwey bis dreymal,
so lange dieser Same in der Blüte stehet, be-
sprengen lassen, damit die Erd-Flöhe wegge-
trieben werden.
5.) Wenn die Samen-Capseln fast reif werden
wollen, so stellen sich eine besondere Art Vö-
gel ein, welche bey uns Schwunste genennet
werden. Sie haben dicke Schnäbel wie die
Sperlinge, sind aber noch halb so gros und se-
hen am Bauche etwas gelbe aus. Diese Vö-
gel hacken die Samen-Capseln auf und fressen
die Körner mehrentheils alle heraus. Um
deswillen wird man genöthiget 14 Tage bis
3 Wochen beständig von Früh Morgens 4
Uhr an bis auf den Abend 7 Uhr einen Hüter
dabey zu stellen, und dennoch kehren sie sich
nicht
7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
1.) Gehoͤret ein ganzer Sommer zum Wachs-
thum, ehe man einen ſolchen Rettig zur Sa-
men-Erziehung gebrauchen kan.
2.) Muͤſſen dieſe den Winter uͤber im Keller
oder in einer hierzu gemachten Grube im
Garten aufbehalten werden.
3.) Auf das Jahr verpflanzet man ſie einen
Schuh weit ins Quadrat in Garten, zu Ende
des Monats Martii, und ſo lange als man
wegen aufſchieſſen ihrer Stengel darzwiſchen
kommen kan, muͤſſen ſie vom Unkraute zwey
bis dreymal gereiniget werden.
4.) Wenn ſie anfangen zu bluͤhen, ſo kriechen die
Erd-Floͤhe hinein, und freſſen die annoch ſub-
tilen Samen-Capſeln hinweg, um deswil-
len muß man ſie alle Tage zwey bis dreymal,
ſo lange dieſer Same in der Bluͤte ſtehet, be-
ſprengen laſſen, damit die Erd-Floͤhe wegge-
trieben werden.
5.) Wenn die Samen-Capſeln faſt reif werden
wollen, ſo ſtellen ſich eine beſondere Art Voͤ-
gel ein, welche bey uns Schwunſte genennet
werden. Sie haben dicke Schnaͤbel wie die
Sperlinge, ſind aber noch halb ſo gros und ſe-
hen am Bauche etwas gelbe aus. Dieſe Voͤ-
gel hacken die Samen-Capſeln auf und freſſen
die Koͤrner mehrentheils alle heraus. Um
deswillen wird man genoͤthiget 14 Tage bis
3 Wochen beſtaͤndig von Fruͤh Morgens 4
Uhr an bis auf den Abend 7 Uhr einen Huͤter
dabey zu ſtellen, und dennoch kehren ſie ſich
nicht
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[196/0202] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. 1.) Gehoͤret ein ganzer Sommer zum Wachs- thum, ehe man einen ſolchen Rettig zur Sa- men-Erziehung gebrauchen kan. 2.) Muͤſſen dieſe den Winter uͤber im Keller oder in einer hierzu gemachten Grube im Garten aufbehalten werden. 3.) Auf das Jahr verpflanzet man ſie einen Schuh weit ins Quadrat in Garten, zu Ende des Monats Martii, und ſo lange als man wegen aufſchieſſen ihrer Stengel darzwiſchen kommen kan, muͤſſen ſie vom Unkraute zwey bis dreymal gereiniget werden. 4.) Wenn ſie anfangen zu bluͤhen, ſo kriechen die Erd-Floͤhe hinein, und freſſen die annoch ſub- tilen Samen-Capſeln hinweg, um deswil- len muß man ſie alle Tage zwey bis dreymal, ſo lange dieſer Same in der Bluͤte ſtehet, be- ſprengen laſſen, damit die Erd-Floͤhe wegge- trieben werden. 5.) Wenn die Samen-Capſeln faſt reif werden wollen, ſo ſtellen ſich eine beſondere Art Voͤ- gel ein, welche bey uns Schwunſte genennet werden. Sie haben dicke Schnaͤbel wie die Sperlinge, ſind aber noch halb ſo gros und ſe- hen am Bauche etwas gelbe aus. Dieſe Voͤ- gel hacken die Samen-Capſeln auf und freſſen die Koͤrner mehrentheils alle heraus. Um deswillen wird man genoͤthiget 14 Tage bis 3 Wochen beſtaͤndig von Fruͤh Morgens 4 Uhr an bis auf den Abend 7 Uhr einen Huͤter dabey zu ſtellen, und dennoch kehren ſie ſich nicht

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/202>, abgerufen am 23.11.2024.