Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
Apothekern und Conditern, die übrigen kan man
in frischen Sand in Keller einlegen lassen, doch so,
daß ihre Herzen und Keimen ausser dem Sande
zu sehen sind. Solte der Sand zu trocken seyn,
so müssen sie, nachdem das Einlegen geschehen,
etwas begossen werden. Wenn sie eine Zeitlang
gelegen haben, und die Blätter fein gelbe und
bunt gewachsen sind, so können sie abgebrochen
und zum ordentlichen Sallate gebrauchet werden,
sie schmecken fast noch angenehmer als die Winter-
Endivien. Ob aber gleich dieses eine ungemein
gesunde Speise ist, so verlangen solche doch die
wenigsten zu essen. Wenn ihre Blätter im Keller
nicht volkommen gelbe gewachsen sind, und noch
das allergeringste Grünliche daran befindlich ist, so
schmecken sie sehr bitter. Wem es nicht wissend
ist, der kan, wenn dieser Sallat auf den Tisch ge-
bracht wird, keinen Unterschied zwischen dem
Winter-Endivien und Cichorien finden. Wenn
die Wurzeln gekocht, abgebrühet, und hernach
zerspaltet werden, kan man sie gleicher Weise zu
den Salläten gebrauchen. Den Samen von
diesen Wurzeln zu erziehen, ist ebenfals sehr leicht.
Man lässet sie den Winter über im Garten stehen,
denn sie erfrieren niemalen. Auf das Frühjahr
zeichnet man solche Wurzeln aus, welche recht
röthlich und bunt aussehen, die übrigen hebet man
zum Gebrauche aus. Auf diese Art bekommet
man die allerschönsten buntfarbigen Blätter, und
wenn man dieses Aussuchen nicht vornimt, und
alle Wurzeln untereinander zum Samen stehen

läs-
M 2

7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Apothekern und Conditern, die uͤbrigen kan man
in friſchen Sand in Keller einlegen laſſen, doch ſo,
daß ihre Herzen und Keimen auſſer dem Sande
zu ſehen ſind. Solte der Sand zu trocken ſeyn,
ſo muͤſſen ſie, nachdem das Einlegen geſchehen,
etwas begoſſen werden. Wenn ſie eine Zeitlang
gelegen haben, und die Blaͤtter fein gelbe und
bunt gewachſen ſind, ſo koͤnnen ſie abgebrochen
und zum ordentlichen Sallate gebrauchet werden,
ſie ſchmecken faſt noch angenehmer als die Winter-
Endivien. Ob aber gleich dieſes eine ungemein
geſunde Speiſe iſt, ſo verlangen ſolche doch die
wenigſten zu eſſen. Wenn ihre Blaͤtter im Keller
nicht volkommen gelbe gewachſen ſind, und noch
das allergeringſte Gruͤnliche daran befindlich iſt, ſo
ſchmecken ſie ſehr bitter. Wem es nicht wiſſend
iſt, der kan, wenn dieſer Sallat auf den Tiſch ge-
bracht wird, keinen Unterſchied zwiſchen dem
Winter-Endivien und Cichorien finden. Wenn
die Wurzeln gekocht, abgebruͤhet, und hernach
zerſpaltet werden, kan man ſie gleicher Weiſe zu
den Sallaͤten gebrauchen. Den Samen von
dieſen Wurzeln zu erziehen, iſt ebenfals ſehr leicht.
Man laͤſſet ſie den Winter uͤber im Garten ſtehen,
denn ſie erfrieren niemalen. Auf das Fruͤhjahr
zeichnet man ſolche Wurzeln aus, welche recht
roͤthlich und bunt ausſehen, die uͤbrigen hebet man
zum Gebrauche aus. Auf dieſe Art bekommet
man die allerſchoͤnſten buntfarbigen Blaͤtter, und
wenn man dieſes Ausſuchen nicht vornimt, und
alle Wurzeln untereinander zum Samen ſtehen

laͤſ-
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0185" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Von Wurzel-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
Apothekern und Conditern, die u&#x0364;brigen kan man<lb/>
in fri&#x017F;chen Sand in Keller einlegen la&#x017F;&#x017F;en, doch &#x017F;o,<lb/>
daß ihre Herzen und Keimen au&#x017F;&#x017F;er dem Sande<lb/>
zu &#x017F;ehen &#x017F;ind. Solte der Sand zu trocken &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, nachdem das Einlegen ge&#x017F;chehen,<lb/>
etwas bego&#x017F;&#x017F;en werden. Wenn &#x017F;ie eine Zeitlang<lb/>
gelegen haben, und die Bla&#x0364;tter fein gelbe und<lb/>
bunt gewach&#x017F;en &#x017F;ind, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie abgebrochen<lb/>
und zum ordentlichen Sallate gebrauchet werden,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chmecken fa&#x017F;t noch angenehmer als die Winter-<lb/>
Endivien. Ob aber gleich die&#x017F;es eine ungemein<lb/>
ge&#x017F;unde Spei&#x017F;e i&#x017F;t, &#x017F;o verlangen &#x017F;olche doch die<lb/>
wenig&#x017F;ten zu e&#x017F;&#x017F;en. Wenn ihre Bla&#x0364;tter im Keller<lb/>
nicht volkommen gelbe gewach&#x017F;en &#x017F;ind, und noch<lb/>
das allergering&#x017F;te Gru&#x0364;nliche daran befindlich i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chmecken &#x017F;ie &#x017F;ehr bitter. Wem es nicht wi&#x017F;&#x017F;end<lb/>
i&#x017F;t, der kan, wenn die&#x017F;er Sallat auf den Ti&#x017F;ch ge-<lb/>
bracht wird, keinen Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Winter-Endivien und Cichorien finden. Wenn<lb/>
die Wurzeln gekocht, abgebru&#x0364;het, und hernach<lb/>
zer&#x017F;paltet werden, kan man &#x017F;ie gleicher Wei&#x017F;e zu<lb/>
den Salla&#x0364;ten gebrauchen. Den Samen von<lb/>
die&#x017F;en Wurzeln zu erziehen, i&#x017F;t ebenfals &#x017F;ehr leicht.<lb/>
Man la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie den Winter u&#x0364;ber im Garten &#x017F;tehen,<lb/>
denn &#x017F;ie erfrieren niemalen. Auf das Fru&#x0364;hjahr<lb/>
zeichnet man &#x017F;olche Wurzeln aus, welche recht<lb/>
ro&#x0364;thlich und bunt aus&#x017F;ehen, die u&#x0364;brigen hebet man<lb/>
zum Gebrauche aus. Auf die&#x017F;e Art bekommet<lb/>
man die aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten buntfarbigen Bla&#x0364;tter, und<lb/>
wenn man die&#x017F;es Aus&#x017F;uchen nicht vornimt, und<lb/>
alle Wurzeln untereinander zum Samen &#x017F;tehen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">la&#x0364;&#x017F;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0185] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Apothekern und Conditern, die uͤbrigen kan man in friſchen Sand in Keller einlegen laſſen, doch ſo, daß ihre Herzen und Keimen auſſer dem Sande zu ſehen ſind. Solte der Sand zu trocken ſeyn, ſo muͤſſen ſie, nachdem das Einlegen geſchehen, etwas begoſſen werden. Wenn ſie eine Zeitlang gelegen haben, und die Blaͤtter fein gelbe und bunt gewachſen ſind, ſo koͤnnen ſie abgebrochen und zum ordentlichen Sallate gebrauchet werden, ſie ſchmecken faſt noch angenehmer als die Winter- Endivien. Ob aber gleich dieſes eine ungemein geſunde Speiſe iſt, ſo verlangen ſolche doch die wenigſten zu eſſen. Wenn ihre Blaͤtter im Keller nicht volkommen gelbe gewachſen ſind, und noch das allergeringſte Gruͤnliche daran befindlich iſt, ſo ſchmecken ſie ſehr bitter. Wem es nicht wiſſend iſt, der kan, wenn dieſer Sallat auf den Tiſch ge- bracht wird, keinen Unterſchied zwiſchen dem Winter-Endivien und Cichorien finden. Wenn die Wurzeln gekocht, abgebruͤhet, und hernach zerſpaltet werden, kan man ſie gleicher Weiſe zu den Sallaͤten gebrauchen. Den Samen von dieſen Wurzeln zu erziehen, iſt ebenfals ſehr leicht. Man laͤſſet ſie den Winter uͤber im Garten ſtehen, denn ſie erfrieren niemalen. Auf das Fruͤhjahr zeichnet man ſolche Wurzeln aus, welche recht roͤthlich und bunt ausſehen, die uͤbrigen hebet man zum Gebrauche aus. Auf dieſe Art bekommet man die allerſchoͤnſten buntfarbigen Blaͤtter, und wenn man dieſes Ausſuchen nicht vornimt, und alle Wurzeln untereinander zum Samen ſtehen laͤſ- M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/185
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/185>, abgerufen am 22.05.2024.