Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen. Hernach werden solche nebst andern Staube undUnrathe mit Hülfe einer Mulde weggeschwungen, und der gereinigte Same zum Gebrauch oder Verkauf aufgehoben, und bleibet solcher 4 auch wohl 6 bis 7 Jahr gut, nachdem er an einen lüf- tigen Ort gebracht und aufbehalten wird. Wenn der Same abgenommen, so lassen sich die holzig gewordenen Wurzeln gegen den Herbst ohne son- derliche Mühe aus der Erden ziehen, und können, nachdem sie mit ihrem Strohe recht abgedörret und in Wellen gebunden worden, gar gut zum Einheitzen gebraucht werden. Von den Stok- Möhren oder Böcken aber ist noch zu erinnern, daß man mit dem Ausziehen, wenn sie einen hal- ben oder höchstens einen Schuh in die Höhe gewach- sen, dahinter her seyn und solche dem Rind-Viehe vorwerfen lassen müsse, welches sie überaus gerne frißt. Läßt man sie aber höher aufschiessen, so trit es solche Samen-Stengel alle unter sich, weil sie so hart und hölzern werden, daß es dieselben nicht zermalmen kan. Was sonst von dem Kräuterich zu erinnern, die
7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Hernach werden ſolche nebſt andern Staube undUnrathe mit Huͤlfe einer Mulde weggeſchwungen, und der gereinigte Same zum Gebrauch oder Verkauf aufgehoben, und bleibet ſolcher 4 auch wohl 6 bis 7 Jahr gut, nachdem er an einen luͤf- tigen Ort gebracht und aufbehalten wird. Wenn der Same abgenommen, ſo laſſen ſich die holzig gewordenen Wurzeln gegen den Herbſt ohne ſon- derliche Muͤhe aus der Erden ziehen, und koͤnnen, nachdem ſie mit ihrem Strohe recht abgedoͤrret und in Wellen gebunden worden, gar gut zum Einheitzen gebraucht werden. Von den Stok- Moͤhren oder Boͤcken aber iſt noch zu erinnern, daß man mit dem Ausziehen, wenn ſie einen hal- ben oder hoͤchſtens einen Schuh in die Hoͤhe gewach- ſen, dahinter her ſeyn und ſolche dem Rind-Viehe vorwerfen laſſen muͤſſe, welches ſie uͤberaus gerne frißt. Laͤßt man ſie aber hoͤher aufſchieſſen, ſo trit es ſolche Samen-Stengel alle unter ſich, weil ſie ſo hart und hoͤlzern werden, daß es dieſelben nicht zermalmen kan. Was ſonſt von dem Kraͤuterich zu erinnern, die
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7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Hernach werden ſolche nebſt andern Staube und
Unrathe mit Huͤlfe einer Mulde weggeſchwungen,
und der gereinigte Same zum Gebrauch oder
Verkauf aufgehoben, und bleibet ſolcher 4 auch
wohl 6 bis 7 Jahr gut, nachdem er an einen luͤf-
tigen Ort gebracht und aufbehalten wird. Wenn
der Same abgenommen, ſo laſſen ſich die holzig
gewordenen Wurzeln gegen den Herbſt ohne ſon-
derliche Muͤhe aus der Erden ziehen, und koͤnnen,
nachdem ſie mit ihrem Strohe recht abgedoͤrret
und in Wellen gebunden worden, gar gut zum
Einheitzen gebraucht werden. Von den Stok-
Moͤhren oder Boͤcken aber iſt noch zu erinnern,
daß man mit dem Ausziehen, wenn ſie einen hal-
ben oder hoͤchſtens einen Schuh in die Hoͤhe gewach-
ſen, dahinter her ſeyn und ſolche dem Rind-Viehe
vorwerfen laſſen muͤſſe, welches ſie uͤberaus gerne
frißt. Laͤßt man ſie aber hoͤher aufſchieſſen, ſo trit
es ſolche Samen-Stengel alle unter ſich, weil ſie ſo
hart und hoͤlzern werden, daß es dieſelben nicht
zermalmen kan.
Was ſonſt von dem Kraͤuterich zu erinnern,
kan bey den Paſtinacken nachgeſehen werden. Es
ſind nicht nur die Moͤhren ein fuͤrtrefliches Futter
fuͤr Rind-Viehe, Schafe und Schweine, ſondern
ſie bekommen auch denen Pferden, wenn ſie recht
kleine geſtampfet und einige Haͤnde vol davon un-
ter den Hafer gemenget werden, uͤberaus wol, eroͤf-
nen ihnen die Leiber, und wenn man ihnen ſolche
eine Zeitlang giebet, werden ſie dadurch fuͤr der
Truſe bewahret. Es brauchen auch viele Leute
die
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/170>, abgerufen am 16.02.2025. |