Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
7. Cap. Von Wurzel Gewächsen.

Diejenigen zarten Pflänzlein, welche hinter
einen kleinen Erd-Klumpen stehen, wenn das Land
etwas schrollicht ist, die werden erhalten, weil
die kalten Winde darüber hinstreichen, was aber
frey stehet, das gehet zu Grunde. Gesezt nun,
daß auch einiges gut bleibet, so werden doch her-
nach die Früchte auf dem Acker zu dinne, daß man
grosen Schaden leiden muß. Jn einem Garten,
wo der aufgegangene Same durch Gebäude,
Mauren, Wände und Bäume vor den kalten
Winden Schutz hat, mag es wohl noch angehen, et-
was zum Gebrauch in die Küche frühzeitig zu säen.
Doch ist es vergeblich, solches im Christ-Mo-
nate und mitten im Winter vorzunehmen, indem
der Same doch vor den April so leicht nicht auf-
geht, und ist es also früh genug, wenn es zu An-
fange des Merzes geschiehet. Wenn man nun
ohnedieß den Samen fein dicke säet, daß das
Beet bey dem Aufgehen einem grünen Rasen ähn-
lich ist, so ist es gar wohl zu glauben, daß man
frühzeitige Möhren zur Speise erhalten könne,
besonders da man sich wegen des Aufschiessens in die
Samen-Stengel nicht so viel zu befürchten hat,
indem sie gar bald weggeschaft werden. Wer
aber von einem solchen in einem Gärtgen gemach-
ten Versuche einen Schluß auf die Bestellung
ganzer Aecker im freyen Felde machet, wo der auf-
gegangene Same keinen Schutz vor den Frösten
hat, auch nicht rasendicke kan gesäet werden und
überdieß die Möhren bis im Herbst stehen blei-
ben, und in ihre völlige Gröse wachsen müssen,

der
7. Cap. Von Wurzel Gewaͤchſen.

Diejenigen zarten Pflaͤnzlein, welche hinter
einen kleinen Erd-Klumpen ſtehen, wenn das Land
etwas ſchrollicht iſt, die werden erhalten, weil
die kalten Winde daruͤber hinſtreichen, was aber
frey ſtehet, das gehet zu Grunde. Geſezt nun,
daß auch einiges gut bleibet, ſo werden doch her-
nach die Fruͤchte auf dem Acker zu dinne, daß man
groſen Schaden leiden muß. Jn einem Garten,
wo der aufgegangene Same durch Gebaͤude,
Mauren, Waͤnde und Baͤume vor den kalten
Winden Schutz hat, mag es wohl noch angehen, et-
was zum Gebrauch in die Kuͤche fruͤhzeitig zu ſaͤen.
Doch iſt es vergeblich, ſolches im Chriſt-Mo-
nate und mitten im Winter vorzunehmen, indem
der Same doch vor den April ſo leicht nicht auf-
geht, und iſt es alſo fruͤh genug, wenn es zu An-
fange des Merzes geſchiehet. Wenn man nun
ohnedieß den Samen fein dicke ſaͤet, daß das
Beet bey dem Aufgehen einem gruͤnen Raſen aͤhn-
lich iſt, ſo iſt es gar wohl zu glauben, daß man
fruͤhzeitige Moͤhren zur Speiſe erhalten koͤnne,
beſonders da man ſich wegen des Aufſchieſſens in die
Samen-Stengel nicht ſo viel zu befuͤrchten hat,
indem ſie gar bald weggeſchaft werden. Wer
aber von einem ſolchen in einem Gaͤrtgen gemach-
ten Verſuche einen Schluß auf die Beſtellung
ganzer Aecker im freyen Felde machet, wo der auf-
gegangene Same keinen Schutz vor den Froͤſten
hat, auch nicht raſendicke kan geſaͤet werden und
uͤberdieß die Moͤhren bis im Herbſt ſtehen blei-
ben, und in ihre voͤllige Groͤſe wachſen muͤſſen,

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0161" n="155"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">7. Cap. Von Wurzel Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi> </fw><lb/>
          <p>Diejenigen zarten Pfla&#x0364;nzlein, welche hinter<lb/>
einen kleinen Erd-Klumpen &#x017F;tehen, wenn das Land<lb/>
etwas &#x017F;chrollicht i&#x017F;t, die werden erhalten, weil<lb/>
die kalten Winde daru&#x0364;ber hin&#x017F;treichen, was aber<lb/>
frey &#x017F;tehet, das gehet zu Grunde. Ge&#x017F;ezt nun,<lb/>
daß auch einiges gut bleibet, &#x017F;o werden doch her-<lb/>
nach die Fru&#x0364;chte auf dem Acker zu dinne, daß man<lb/>
gro&#x017F;en Schaden leiden muß. Jn einem Garten,<lb/>
wo der aufgegangene Same durch Geba&#x0364;ude,<lb/>
Mauren, Wa&#x0364;nde und Ba&#x0364;ume vor den kalten<lb/>
Winden Schutz hat, mag es wohl noch angehen, et-<lb/>
was zum Gebrauch in die Ku&#x0364;che fru&#x0364;hzeitig zu &#x017F;a&#x0364;en.<lb/>
Doch i&#x017F;t es vergeblich, &#x017F;olches im Chri&#x017F;t-Mo-<lb/>
nate und mitten im Winter vorzunehmen, indem<lb/>
der Same doch vor den April &#x017F;o leicht nicht auf-<lb/>
geht, und i&#x017F;t es al&#x017F;o fru&#x0364;h genug, wenn es zu An-<lb/>
fange des Merzes ge&#x017F;chiehet. Wenn man nun<lb/>
ohnedieß den Samen fein dicke &#x017F;a&#x0364;et, daß das<lb/>
Beet bey dem Aufgehen einem gru&#x0364;nen Ra&#x017F;en a&#x0364;hn-<lb/>
lich i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t es gar wohl zu glauben, daß man<lb/>
fru&#x0364;hzeitige Mo&#x0364;hren zur Spei&#x017F;e erhalten ko&#x0364;nne,<lb/>
be&#x017F;onders da man &#x017F;ich wegen des Auf&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;ens in die<lb/>
Samen-Stengel nicht &#x017F;o viel zu befu&#x0364;rchten hat,<lb/>
indem &#x017F;ie gar bald wegge&#x017F;chaft werden. Wer<lb/>
aber von einem &#x017F;olchen in einem Ga&#x0364;rtgen gemach-<lb/>
ten Ver&#x017F;uche einen Schluß auf die Be&#x017F;tellung<lb/>
ganzer Aecker im freyen Felde machet, wo der auf-<lb/>
gegangene Same keinen Schutz vor den Fro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
hat, auch nicht ra&#x017F;endicke kan ge&#x017F;a&#x0364;et werden und<lb/>
u&#x0364;berdieß die Mo&#x0364;hren bis im Herb&#x017F;t &#x017F;tehen blei-<lb/>
ben, und in ihre vo&#x0364;llige Gro&#x0364;&#x017F;e wach&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0161] 7. Cap. Von Wurzel Gewaͤchſen. Diejenigen zarten Pflaͤnzlein, welche hinter einen kleinen Erd-Klumpen ſtehen, wenn das Land etwas ſchrollicht iſt, die werden erhalten, weil die kalten Winde daruͤber hinſtreichen, was aber frey ſtehet, das gehet zu Grunde. Geſezt nun, daß auch einiges gut bleibet, ſo werden doch her- nach die Fruͤchte auf dem Acker zu dinne, daß man groſen Schaden leiden muß. Jn einem Garten, wo der aufgegangene Same durch Gebaͤude, Mauren, Waͤnde und Baͤume vor den kalten Winden Schutz hat, mag es wohl noch angehen, et- was zum Gebrauch in die Kuͤche fruͤhzeitig zu ſaͤen. Doch iſt es vergeblich, ſolches im Chriſt-Mo- nate und mitten im Winter vorzunehmen, indem der Same doch vor den April ſo leicht nicht auf- geht, und iſt es alſo fruͤh genug, wenn es zu An- fange des Merzes geſchiehet. Wenn man nun ohnedieß den Samen fein dicke ſaͤet, daß das Beet bey dem Aufgehen einem gruͤnen Raſen aͤhn- lich iſt, ſo iſt es gar wohl zu glauben, daß man fruͤhzeitige Moͤhren zur Speiſe erhalten koͤnne, beſonders da man ſich wegen des Aufſchieſſens in die Samen-Stengel nicht ſo viel zu befuͤrchten hat, indem ſie gar bald weggeſchaft werden. Wer aber von einem ſolchen in einem Gaͤrtgen gemach- ten Verſuche einen Schluß auf die Beſtellung ganzer Aecker im freyen Felde machet, wo der auf- gegangene Same keinen Schutz vor den Froͤſten hat, auch nicht raſendicke kan geſaͤet werden und uͤberdieß die Moͤhren bis im Herbſt ſtehen blei- ben, und in ihre voͤllige Groͤſe wachſen muͤſſen, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/161
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/161>, abgerufen am 21.11.2024.