Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
verfaulen nicht so leicht als die Möhren; jedoch
müssen ihnen die Blätter, so bald sie ausgehoben
worden, benommen und oben ein Scheibchen ab-
geschnitten werden, damit sie nicht so leicht aus-
schlagen können. Dieses thut ihnen nichts, wohl
aber den Möhren, wenn sie den ganzen Winter
hindurch sollen conserviret werden. Man kan sie
auch den Winter über im Keller, oder an einem
solchen Orte, wo ihnen der Frost nicht schaden kan,
aufbehalten. Wenn man einige Reihen solcher
rothen Rüben in einen Keller in den Sand einlegen
läst, und zwar also, daß die Herzen oder Keimen
weder verletzet noch bedecket werden, damit sie her-
nach wieder ausschlagen können, so dienen die Blät-
ter ungemein zu Ausschmückung der Schüsseln
und Speisen, und geben wegen ihren verschiede-
nen Farben ein unvergleichliches Ansehen, daß
man sein sonderbares Vergnügen daran haben
kan, und weiß ich vielmal, daß grose Herrn, wenn
sie dergleichen zur Winter-Zeit gesehen, sich darü-
ber gewundert, und nicht haben errathen können,
was dieses für Blätter seyn müsten. Solte der
Sand in einem Keller, wo diese Ruben eingeschla-
gen worden, zu trocken seyn, müssen solche zuwei-
len jedoch nicht überflüsig begossen werden. Zum
Samenziehen erwählet man die mittelmäsigen,
welche recht schön, roth und gleich sind, und keine
Nebenzacken haben. Diese werden gleichfals
den Winter über in einer nicht zu tief gemachten
Grube gar leicht erhalten; es darf aber von den-
selben kein Scheibchen sondern nur die Blätter

bis

7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
verfaulen nicht ſo leicht als die Moͤhren; jedoch
muͤſſen ihnen die Blaͤtter, ſo bald ſie ausgehoben
worden, benommen und oben ein Scheibchen ab-
geſchnitten werden, damit ſie nicht ſo leicht aus-
ſchlagen koͤnnen. Dieſes thut ihnen nichts, wohl
aber den Moͤhren, wenn ſie den ganzen Winter
hindurch ſollen conſerviret werden. Man kan ſie
auch den Winter uͤber im Keller, oder an einem
ſolchen Orte, wo ihnen der Froſt nicht ſchaden kan,
aufbehalten. Wenn man einige Reihen ſolcher
rothen Ruͤben in einen Keller in den Sand einlegen
laͤſt, und zwar alſo, daß die Herzen oder Keimen
weder verletzet noch bedecket werden, damit ſie her-
nach wieder ausſchlagen koͤnnen, ſo dienen die Blaͤt-
ter ungemein zu Ausſchmuͤckung der Schuͤſſeln
und Speiſen, und geben wegen ihren verſchiede-
nen Farben ein unvergleichliches Anſehen, daß
man ſein ſonderbares Vergnuͤgen daran haben
kan, und weiß ich vielmal, daß groſe Herrn, wenn
ſie dergleichen zur Winter-Zeit geſehen, ſich daruͤ-
ber gewundert, und nicht haben errathen koͤnnen,
was dieſes fuͤr Blaͤtter ſeyn muͤſten. Solte der
Sand in einem Keller, wo dieſe Ruben eingeſchla-
gen worden, zu trocken ſeyn, muͤſſen ſolche zuwei-
len jedoch nicht uͤberfluͤſig begoſſen werden. Zum
Samenziehen erwaͤhlet man die mittelmaͤſigen,
welche recht ſchoͤn, roth und gleich ſind, und keine
Nebenzacken haben. Dieſe werden gleichfals
den Winter uͤber in einer nicht zu tief gemachten
Grube gar leicht erhalten; es darf aber von den-
ſelben kein Scheibchen ſondern nur die Blaͤtter

bis
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Von Wurzel-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
verfaulen nicht &#x017F;o leicht als die Mo&#x0364;hren; jedoch<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihnen die Bla&#x0364;tter, &#x017F;o bald &#x017F;ie ausgehoben<lb/>
worden, benommen und oben ein Scheibchen ab-<lb/>
ge&#x017F;chnitten werden, damit &#x017F;ie nicht &#x017F;o leicht aus-<lb/>
&#x017F;chlagen ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;es thut ihnen nichts, wohl<lb/>
aber den Mo&#x0364;hren, wenn &#x017F;ie den ganzen Winter<lb/>
hindurch &#x017F;ollen con&#x017F;erviret werden. Man kan &#x017F;ie<lb/>
auch den Winter u&#x0364;ber im Keller, oder an einem<lb/>
&#x017F;olchen Orte, wo ihnen der Fro&#x017F;t nicht &#x017F;chaden kan,<lb/>
aufbehalten. Wenn man einige Reihen &#x017F;olcher<lb/>
rothen Ru&#x0364;ben in einen Keller in den Sand einlegen<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t, und zwar al&#x017F;o, daß die Herzen oder Keimen<lb/>
weder verletzet noch bedecket werden, damit &#x017F;ie her-<lb/>
nach wieder aus&#x017F;chlagen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o dienen die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter ungemein zu Aus&#x017F;chmu&#x0364;ckung der Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln<lb/>
und Spei&#x017F;en, und geben wegen ihren ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen Farben ein unvergleichliches An&#x017F;ehen, daß<lb/>
man &#x017F;ein &#x017F;onderbares Vergnu&#x0364;gen daran haben<lb/>
kan, und weiß ich vielmal, daß gro&#x017F;e Herrn, wenn<lb/>
&#x017F;ie dergleichen zur Winter-Zeit ge&#x017F;ehen, &#x017F;ich daru&#x0364;-<lb/>
ber gewundert, und nicht haben errathen ko&#x0364;nnen,<lb/>
was die&#x017F;es fu&#x0364;r Bla&#x0364;tter &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;ten. Solte der<lb/>
Sand in einem Keller, wo die&#x017F;e Ruben einge&#x017F;chla-<lb/>
gen worden, zu trocken &#x017F;eyn, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche zuwei-<lb/>
len jedoch nicht u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;ig bego&#x017F;&#x017F;en werden. Zum<lb/>
Samenziehen erwa&#x0364;hlet man die mittelma&#x0364;&#x017F;igen,<lb/>
welche recht &#x017F;cho&#x0364;n, roth und gleich &#x017F;ind, und keine<lb/>
Nebenzacken haben. Die&#x017F;e werden gleichfals<lb/>
den Winter u&#x0364;ber in einer nicht zu tief gemachten<lb/>
Grube gar leicht erhalten; es darf aber von den-<lb/>
&#x017F;elben kein Scheibchen &#x017F;ondern nur die Bla&#x0364;tter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bis</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0154] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. verfaulen nicht ſo leicht als die Moͤhren; jedoch muͤſſen ihnen die Blaͤtter, ſo bald ſie ausgehoben worden, benommen und oben ein Scheibchen ab- geſchnitten werden, damit ſie nicht ſo leicht aus- ſchlagen koͤnnen. Dieſes thut ihnen nichts, wohl aber den Moͤhren, wenn ſie den ganzen Winter hindurch ſollen conſerviret werden. Man kan ſie auch den Winter uͤber im Keller, oder an einem ſolchen Orte, wo ihnen der Froſt nicht ſchaden kan, aufbehalten. Wenn man einige Reihen ſolcher rothen Ruͤben in einen Keller in den Sand einlegen laͤſt, und zwar alſo, daß die Herzen oder Keimen weder verletzet noch bedecket werden, damit ſie her- nach wieder ausſchlagen koͤnnen, ſo dienen die Blaͤt- ter ungemein zu Ausſchmuͤckung der Schuͤſſeln und Speiſen, und geben wegen ihren verſchiede- nen Farben ein unvergleichliches Anſehen, daß man ſein ſonderbares Vergnuͤgen daran haben kan, und weiß ich vielmal, daß groſe Herrn, wenn ſie dergleichen zur Winter-Zeit geſehen, ſich daruͤ- ber gewundert, und nicht haben errathen koͤnnen, was dieſes fuͤr Blaͤtter ſeyn muͤſten. Solte der Sand in einem Keller, wo dieſe Ruben eingeſchla- gen worden, zu trocken ſeyn, muͤſſen ſolche zuwei- len jedoch nicht uͤberfluͤſig begoſſen werden. Zum Samenziehen erwaͤhlet man die mittelmaͤſigen, welche recht ſchoͤn, roth und gleich ſind, und keine Nebenzacken haben. Dieſe werden gleichfals den Winter uͤber in einer nicht zu tief gemachten Grube gar leicht erhalten; es darf aber von den- ſelben kein Scheibchen ſondern nur die Blaͤtter bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/154
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/154>, abgerufen am 21.11.2024.