Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.12. Cap. Von Orangen-Bäumen. der Gewächse von einigen alzugelinde und langsamvorgenommen wird. Denn wenn solches gar zu spär- lich geschiehet oder aus Nachläßigkeit versehen, und hernachmalen wieder zu starck vorgenommen wird, so gehet eine alzuschleunige Veränderung in den Wurtzeln vor, und die Feuchtigkeit wird den Blättern zu überflüßig mitgetheilet; hernach aber da mit dem Begiessen auf solche Art nicht kan noch darf fortgefahren werden, solches auch wohl gar ei- ne geraume Zeit gantz vergessen wird, so fallen als- denn die Blätter wegen Mangel der Feuchtigkeit herunter, woraus man siehet, daß das Begiessen nicht so geringe anzusehen ist. Eine Ursache, war- um die Blätter und Früchte zur Winter-Zeit abfal- len, ist es auch, wenn man in einem Gewächs-Hau- se oder in einer Stube zu sehre einheitzet. Denn dadurch wird die Rinde oder Schale den Bäumen und Zelken zu starck ausgetrocknet, daß endlich aus Mangel der Feuchtigkeit die Früchte und Blätter abfallen müssen, und diejenigen Bäume, welche nicht alzu nahe bey der Wärme stehen, fangen an zu treiben und werden aus Mangel des Nah- rungs-Safts mat und krank, welcher Fehler nicht alsobald wiederum zu ersetzen ist. Aus angeführ- ter Ursache muß man den Winter über fleißig auf die Witterung acht haben, und unverdrossen seyn, daß man des Nachts ein- auch wohl zweymal, ab- sonderlich bey grosser Kälte, aufstehe, und so es die Noth erfordert ein gelindes Feuer mache, damit zu solcher Zeit beständig eine gantz gelinde Wärme er- halten
12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. der Gewaͤchſe von einigen alzugelinde und langſamvorgenom̃en wird. Denn wenn ſolches gar zu ſpaͤr- lich geſchiehet oder aus Nachlaͤßigkeit verſehen, und hernachmalen wieder zu ſtarck vorgenommen wird, ſo gehet eine alzuſchleunige Veraͤnderung in den Wurtzeln vor, und die Feuchtigkeit wird den Blaͤttern zu uͤberfluͤßig mitgetheilet; hernach aber da mit dem Begieſſen auf ſolche Art nicht kan noch darf fortgefahren werden, ſolches auch wohl gar ei- ne geraume Zeit gantz vergeſſen wird, ſo fallen als- denn die Blaͤtter wegen Mangel der Feuchtigkeit herunter, woraus man ſiehet, daß das Begieſſen nicht ſo geringe anzuſehen iſt. Eine Urſache, war- um die Blaͤtter und Fruͤchte zur Winter-Zeit abfal- len, iſt es auch, wenn man in einem Gewaͤchs-Hau- ſe oder in einer Stube zu ſehre einheitzet. Denn dadurch wird die Rinde oder Schale den Baͤumen und Zelken zu ſtarck ausgetrocknet, daß endlich aus Mangel der Feuchtigkeit die Fruͤchte und Blaͤtter abfallen muͤſſen, und diejenigen Baͤume, welche nicht alzu nahe bey der Waͤrme ſtehen, fangen an zu treiben und werden aus Mangel des Nah- rungs-Safts mat und krank, welcher Fehler nicht alſobald wiederum zu erſetzen iſt. Aus angefuͤhr- ter Urſache muß man den Winter uͤber fleißig auf die Witterung acht haben, und unverdroſſen ſeyn, daß man des Nachts ein- auch wohl zweymal, ab- ſonderlich bey groſſer Kaͤlte, aufſtehe, und ſo es die Noth erfordert ein gelindes Feuer mache, damit zu ſolcher Zeit beſtaͤndig eine gantz gelinde Waͤrme er- halten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.</hi></fw><lb/> der Gewaͤchſe von einigen alzugelinde und langſam<lb/> vorgenom̃en wird. Denn wenn ſolches gar zu ſpaͤr-<lb/> lich geſchiehet oder aus Nachlaͤßigkeit verſehen,<lb/> und hernachmalen wieder zu ſtarck vorgenommen<lb/> wird, ſo gehet eine alzuſchleunige Veraͤnderung in<lb/> den Wurtzeln vor, und die Feuchtigkeit wird den<lb/> Blaͤttern zu uͤberfluͤßig mitgetheilet; hernach aber<lb/> da mit dem Begieſſen auf ſolche Art nicht kan noch<lb/> darf fortgefahren werden, ſolches auch wohl gar ei-<lb/> ne geraume Zeit gantz vergeſſen wird, ſo fallen als-<lb/> denn die Blaͤtter wegen Mangel der Feuchtigkeit<lb/> herunter, woraus man ſiehet, daß das Begieſſen<lb/> nicht ſo geringe anzuſehen iſt. Eine Urſache, war-<lb/> um die Blaͤtter und Fruͤchte zur Winter-Zeit abfal-<lb/> len, iſt es auch, wenn man in einem Gewaͤchs-Hau-<lb/> ſe oder in einer Stube zu ſehre einheitzet. Denn<lb/> dadurch wird die Rinde oder Schale den Baͤumen<lb/> und Zelken zu ſtarck ausgetrocknet, daß endlich aus<lb/> Mangel der Feuchtigkeit die Fruͤchte und Blaͤtter<lb/> abfallen muͤſſen, und diejenigen Baͤume, welche<lb/> nicht alzu nahe bey der Waͤrme ſtehen, fangen an<lb/> zu treiben und werden aus Mangel des Nah-<lb/> rungs-Safts mat und krank, welcher Fehler nicht<lb/> alſobald wiederum zu erſetzen iſt. Aus angefuͤhr-<lb/> ter Urſache muß man den Winter uͤber fleißig auf<lb/> die Witterung acht haben, und unverdroſſen ſeyn,<lb/> daß man des Nachts ein- auch wohl zweymal, ab-<lb/> ſonderlich bey groſſer Kaͤlte, aufſtehe, und ſo es die<lb/> Noth erfordert ein gelindes Feuer mache, damit zu<lb/> ſolcher Zeit beſtaͤndig eine gantz gelinde Waͤrme er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">halten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0239]
12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
der Gewaͤchſe von einigen alzugelinde und langſam
vorgenom̃en wird. Denn wenn ſolches gar zu ſpaͤr-
lich geſchiehet oder aus Nachlaͤßigkeit verſehen,
und hernachmalen wieder zu ſtarck vorgenommen
wird, ſo gehet eine alzuſchleunige Veraͤnderung in
den Wurtzeln vor, und die Feuchtigkeit wird den
Blaͤttern zu uͤberfluͤßig mitgetheilet; hernach aber
da mit dem Begieſſen auf ſolche Art nicht kan noch
darf fortgefahren werden, ſolches auch wohl gar ei-
ne geraume Zeit gantz vergeſſen wird, ſo fallen als-
denn die Blaͤtter wegen Mangel der Feuchtigkeit
herunter, woraus man ſiehet, daß das Begieſſen
nicht ſo geringe anzuſehen iſt. Eine Urſache, war-
um die Blaͤtter und Fruͤchte zur Winter-Zeit abfal-
len, iſt es auch, wenn man in einem Gewaͤchs-Hau-
ſe oder in einer Stube zu ſehre einheitzet. Denn
dadurch wird die Rinde oder Schale den Baͤumen
und Zelken zu ſtarck ausgetrocknet, daß endlich aus
Mangel der Feuchtigkeit die Fruͤchte und Blaͤtter
abfallen muͤſſen, und diejenigen Baͤume, welche
nicht alzu nahe bey der Waͤrme ſtehen, fangen an
zu treiben und werden aus Mangel des Nah-
rungs-Safts mat und krank, welcher Fehler nicht
alſobald wiederum zu erſetzen iſt. Aus angefuͤhr-
ter Urſache muß man den Winter uͤber fleißig auf
die Witterung acht haben, und unverdroſſen ſeyn,
daß man des Nachts ein- auch wohl zweymal, ab-
ſonderlich bey groſſer Kaͤlte, aufſtehe, und ſo es die
Noth erfordert ein gelindes Feuer mache, damit zu
ſolcher Zeit beſtaͤndig eine gantz gelinde Waͤrme er-
halten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |